Alt 25.07.13, 11:56
Standard Schwache Kreditaufnahme dämpft Interesse an Aktien
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Ohne Geld keine Aktienkäufe. Auf diesen kurzen Nenner kann man am Donnerstagmittag das europäische Börsengeschehen bringen. In der Eurozone ist die Geldmenge M3 im Juni lediglich um 2,3 Prozent gestiegen. Die Konsensprognose lautete auf einen Anstieg um 3 Prozent. Unternehmen und Verbraucher haben deutlich weniger Kredite aufgenommen als vor einem Jahr. Für die Börsen ist das Gift, denn mit Krediten finanzieren Unternehmen Wachstum und Verbraucher die private Nachfrage. Die Aktienkurse fallen auf breiter Front: Der DAX büßt 1,1 Prozent auf 8.288 Punkte ein und der Euro-Stoxx-50 verliert 1 Prozent auf 2.726.

Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank selbst strebt für das Geldmengenwachstum eine Zielmarke von 4,5 Prozent an. Das Wachstum war also im Juni nur gut halb so stark wie von der Notenbank gewünscht. Nach Ansicht der Analysten von NewEdge spricht die schwache Entwicklung der Geldmenge gegen einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung in Europa. Die Kreditvergabe an den Privatsektor sei im Juni weiter rückläufig. Die Analysten rechnen damit, dass die Kreditnachfrage auch in Zukunft gering bleiben wird.

Die Geldmenge M3 ist das umfassendste Geldmengen-Aggregat der Europäischen Zentralbank. Es beinhaltet unter anderem die Sichteinlagen der Nichtbanken, den gesamten Bargeldumlauf, Einlagen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit, Geldmarktfonds und -papiere sowie Bankschuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.

Auch am Devisenmarkt hat der geringe Anstieg der Geldmenge M3 Spuren hinterlassen. Die schwache Kreditnachfrage hat den Euro zum US-Dollar und zum Yen nachgeben lassen. Zur US-Währung ist der Euro vom Tageshoch von 1,3239 bis auf 1,3194 Dollar gefallen.

Das schwache Geldmengenwachstum stellt an den Börsen auch ein robustes Geschäftsklima in den deutschen Unternehmen in den Schatten. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli auf 106,2 gestiegen von 105,9 im Juni. Er liegt damit auch leicht über der Konsensschätzung von 106,0.

Die Welle der Quartalsberichte europäischer Blue-Chips kommt immer mehr ins Rollen. Am Donnerstag haben sich Schwergewichte wie ABB, Credit Suisse, BASF, Roche, Michelin, Telefonica und Unilever in die Bücher schauen lassen. Bis auf die Aktien von Roche und Telefonica, die nach guten Geschäftszahlen leicht zulegen, geben die Kurse aller anderen Unternehmen im Fahrwasser des schwachen Gesamtmarktes nach. Die Aktien von BASF, ABB und Michelin verlieren zwischen 3,5 und 4,5 Prozent.

Schwache Ergebnisse der kanadischen Düngemittelproduzenten Potash lasten auch auf den Aktien des deutschen Wettbewerbers K+S. Sie verlieren 2,1 Prozent.

Bei den Nebenwerten fallen die Papiere von Springer und der Software AG ins Auge. Der Axel Springer Verlag stößt Traditionsblätter wie das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost ab und will sich künftig noch stärker auf die Digitalisierung konzentrieren. Das treibt den Aktienkurs um fast 12 Prozent nach oben.

Die Software AG, Deutschlands zweitgrößter Software-Produzent hinter SAP, hat einen vorsichtigen Ausblick auf den Rest des Jahres gegeben. Das lässt die Aktie um 7,7 Prozent einknicken. Das Marktumfeld werde immer schwieriger, warnten die Darmstädter.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

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