Alt 11.07.13, 12:12
Standard Bernanke sorgt für Gewinne bei Aktien, Gold und Bonds
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Für kräftige Kursgewinne rund um den Globus sorgt US-Notenbankchef Ben Bernanke. Er wiederholte am Vorabend, dass die US-Leitzinsen mit dem Erreichen des selbstgesteckten Ziels einer Arbeitslosenrate von 6,5 Prozent nicht automatisch angehoben würden. Damit setzte an der Börse ein Umdenken ein: Es wird nun erwartet, dass die Leitzinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt eher später als früher angehoben werden. Von anhaltend niedrigen Zinsen in den USA profitierten bereits die Wall-Street-Indizes und die US-Anleihen. Später sorgte dies auch für anhaltende Käufe in Asien und Europa. Der DAX steigt um 0,9 Prozent auf 8.140 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,7 Prozent auf 2.677 Punkte zu.

Sowohl das am Vorabend veröffentliche Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung als auch die Rede von Bernanke machten nach Einschätzung der DZ Bank klar, dass die Fed versucht, die momentan sehr nervösen Finanzmarktteilnehmer zu beruhigen. Die Fed werde allen Spekulationen über den möglichen Ausstieg aus den Anleihekäufen bereits bald ein Ende setzen und einen konkreten Zeitplan für die Beendigung der Käufe mitteilen. Die US-Wirtschaft sei hinreichend robust, um ohne weiteren Liquiditätsstimulus auszukommen. An der expansiven Geldpolitik sollte sich zunächst nichts ändern.

"Helikopter-Ben ist generell gut für Aktien und schlecht für den US-Dollar", so wertet Sebastien Galy von der Societe Generale die Äußerungen Bernankes. Nach diesen Aussagen stieg der Euro zum Dollar zunächst auf über 1,31 Dollar. Aktuell notiert er etwas leichter bei 1,3063 Dollar. An den Anleihemärkten stiegen nach der Bernanke-Rede die Notierungen für US-Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit, die Rendite fiel im Gegenzug um zehn Basispunkte auf 2,56 Prozent.

Am Aktienmarkt steigen konjunkturzyklische Sektoren besonders stark. Der Rohstoffindex im Stoxx-600 legt um 3,5 Prozent zu. Der Goldpreis steigt mit den Aussagen Bernankes auf 1.284 nach 1.254 Dollar je Feinunze am Vorabend, was wiederum den Rohstoffwerten zuträglich ist. Der Kupferpreis legt ähnlich stark zu. "Heute wird wieder die Risiko-Karte gespielt", sagt ein Händler mit Blick auf die Rohstoffpreise.

Unternehmensnachrichten sind dünn gesät, dafür recht spektakulär: Dem Baumarktkonzern Praktiker droht die Insolvenz, der Aktienkurs bricht um 65 Prozent ein, ein Papier kostet nur noch 13 Cent. Der Vorstand des Unternehmens hat eine "positive Fortführungsprognose" für die Praktiker AG und einzelne Gesellschaften der Unternehmensgruppe verneint. Begründet wurde dies mit der Überschuldung und der Zahlungsunfähigkeit. "Die Gläubigerbanken dürften bei dem Vorschlag, die Kredite in vermutlich wertlose Aktien zu tauschen, gemauert haben", vermutet der Händler. Die operative Trendwende habe "einfach in zu weiter Ferne gelegen".

Nach einem mehr als holprigen Börsengang der Deutschen Annington brachte der erste Handelstag eine Belohnung für die Aktionäre der ersten Stunde. Nach einem IPO-Preis von 16,50 Euro notiert die Akte bei 17,30 Euro. Damit scheint der Zickzackkurs beim Börsengang zunächst in ein versöhnliches Ende zu münden. "Wir freuen uns, dass wir den Börsengang der Deutschen Annington erfolgreich zum Abschluss bringen konnten", zeigt sich der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch erleichtert.

Die Aktien von Südzucker verlieren nach Vorlage der Quartalszahlen 3,2 Prozent. Der Nahrungsmittelkonzern hat trotz etwas höherer Erlöse deutlich weniger verdient als im Vorquartal. Vor allem gestiegene Rohstoffkosten sorgten für einen massiven Gewinnrückgang.

Der Schuldner Italien hat sich bei einer Anleihe-Auktion am Vormittag wacker geschlagen: Die Renditen für dreijährige Papiere gingen etwas zurück, für 31-jährige lagen sie allerdings höher als zuletzt. Das ist angesichts der jüngsten Abstufung der Bonität des Landes durch Standard & Poor's kein schlechtes Ergebnis. Die gegenläufige Entwicklung der beiden Papiere lässt sich gut erklären: Die kürzer laufenden Titel reagieren stärker auf den Wandel der Geldpolitik. Hier stützen daher Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) aus der vergangenen Woche, wonach die niedrigen Zinsen noch lange bestehen bleiben. Langläufer hingegen reagieren vor allem auch auf die langfristigen wirtschaftlichen Perspektiven - und hier schlug die Abstufung durch S&P durch.

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