Alt 05.07.13, 13:38
Standard Anleger halten vor US-Arbeitsmarktdaten Füße still
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Nach dem am Donnerstag durch die Notenbanken gezündeten Kursfeuerwerk geht es an den europäischen Börsen am Freitag gemächlich zu. Während am Morgen die positiven Impulse der EZB und der Bank of England noch nachwirkten, gehen die Kurse am Mittag leicht zurück - Investoren positionieren sich also vorsichtig für das am Nachmittag anstehende Highlight der Woche, die Bekanntgabe des US-Arbeitsmarktberichts. Der DAX verliert 0,2 Prozent auf 7.981 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent auf 2.640 Zähler nach.

Von Dow Jones befragte Analysten rechnen mit einer Zunahme der Zahl der Beschäftigten in den USA von 160.000 nach einem Plus von 175.000 im Mai. Die Arbeitslosenquote soll sich leicht auf 7,5 Prozent von 7,6 zurückentwickelt haben. Statistisch betrachtet blieben die "Payrolls", also die Zahl der neu geschaffenen Stellen, im Juni aber oftmals hinter den Erwartungen zurück, warnt die Credit Agricole.

Die Daten sind von großer Bedeutung, da die Entwicklung am Arbeitsmarkt einer der wichtigsten Faktoren für den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank darstellt. "Wir hoffen, dass die Märkte vernünftig reagieren und bei guten Arbeitsmarktzahlen steigen und nicht etwa einen Ausverkauf erleben, weil die Wahrscheinlichkeit eines Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik der Fed schon im September zunimmt", sagt Analyst Chris Weston von IG Markets.

Am Devisenmarkt verliert der Euro im Tagesverlauf stetig und notiert am Mittag bei 1,2880 Dollar nach 1,2910 Dollar im späten Handel des Vortags. Das überraschend deutliche Bekenntnis von EZB-Präsident Mario Draghi zu einer langen Phase niedriger Leitzinsen in der Eurozone lastet auf der Gemeinschaftswährung. Händler gehen davon aus, dass die Schwäche des Euro mittelfristig andauern wird. Während sich die US-Notenbank auf den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorbereite, sei in Europa ein Exit kein Thema.

Im Blick steht auch die Entwicklung in Portugal, Griechenland und Zypern. Obwohl in Portugal eine Fortsetzung der Koalition ausgemacht scheint, könnte das Wochenende negative Überraschungen bringen, warnen die Experten der Düsseldorfer National-Bank. Zunächst stehen die Zeichen aber unverändert auf Entspannung. Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Benchmarkanleihen fällt auf 6,95 Prozent, nach 7,3 Prozent am Vortag.

Die griechische Rendite fällt ebenfalls um 28 Basispunkte gegenüber dem Vortag. Der Markt setzt darauf, dass Griechenland nach Verhandlungen mit der Troika die nächste Kredittranche der EU über 8 Milliarden Euro am Montag erhält.

Am Aktienmarkt drücken fallende Rohstoffpreise auf die Kurse von Bergwerksgesellschaften. Der Branchenindex im Stoxx-600 verliert 1,5 Prozent. Rio Tinto, BHP Billiton und Glencore Xstrata büßen bis zu 1,6 Prozent ein. Der Goldpreis fällt von gut 1.250 Dollar am Morgen auf 1.235 Dollar. "Dem Goldpreis in US-Dollar steht die erwartete merkliche Aufwertung der US-Währung entgegen, welche gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit fünf Wochen gestiegen ist", so die Analysten der Commerzbank.

Nach dem Ende der Gespräche über eine Fusion der Mobilfunktöchter von Hutchison Whampoa und Telecom Italia verliert letztere Aktie 2,3 Prozent. Mit dem Näherrücken der Zweitquartalszahlen macht die UBS zusätzlichen Druck auf die Aktie aus. Denn mit dem Ende des spekulativen Moments rückten für Investoren die fundamentalen Daten wieder stärker in den Vordergrund und hier belasteten der zunehmende Wettbewerb im Mobilfunkgeschäft und der sinkende private Konsum im Heimatmarkt.

Favorit im DAX sind Lanxess-Aktien, die um 1,4 Prozent steigen und sich damit von den Verlusten der Vorwoche erholen. Nach einem 25-prozentigen Einbruch von Mitte Februar bis Anfang April ist das Papier in einer zweiten Abwärtswelle seit Anfang Juni nochmals um ein Viertel eingebrochen. Bei Lanxess seien mittlerweile "fast alle Broker extrem negativ eingestellt", es habe regelrecht Abstufungen gehagelt, bemerkt ein Händler mit Blick auf den Kursverfall.

Weiter aufwärts geht es auch für die Commerzbank-Aktie, die knapp ein Prozent fester notiert. Am Donnerstag hatte das Papier einen fulminanten Richtungswechsel von rund 10 Prozent gezeigt, ausgelöst durch Aussagen des Finanzvorstands Stephan Engels zum Kursverfall der vergangenen Wochen und Monate. Dass die Commerzbank bezüglich der Risiken aus den Schiffsbeteiligungen "heute sogar etwas optimistischer" sei als noch vor einigen Monaten, scheint am Aktienmarkt nachzuwirken.

Äußerst positiv sieht Goldman Sachs (GS) die Aktie von Sky Deutschland und hat sie auf die Favoritenliste gesetzt. Das Unternehmen nehme eine führende Position in der Branche ein und sei in einem strukturell wachsenden Markt tätig. Im zweiten Halbjahr dürfte die Zahl der Abonnenten deutlich steigen. Die Sky-Aktie gewinnt 4,6 Prozent.

Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com

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