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Die Rückkehr der europäischen Schuldenkrise lastet am Mittwoch schwer auf Europas Aktienmärkten. Der Rücktritt des portugiesischen Finanzministers und die damit verbundenen politischen Spannungen um den Konsolidierungskurs der Regierung Portugals sind Futter für die Risikoaversion der Investoren. Die Folge sind der Abverkauf von Aktien - kaum ein europäischer Blue-Chip kann sich dem Abwärtssog entziehen - und der Fall des Euro, der zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit einem Monat gerutscht ist.
Der DAX verliert 1,6 Prozent auf 7.781Punkte und der Euro-Stoxx-50 gibt um 2,0 Prozent auf 2.551 Zähler nach. Dabei waren im DAX sowie im MDAX zeitweise alle Aktien im Minus, was äußerst selten ist. Der portugiesische Index PSI verliert 5,4 Prozent und ist damit schwächster europäischer Index. Zeitweise brach das Aktienbarometer um 7 Prozent ein. Portugals Finanzminister und Vizeregierungschef Vitor Gaspar hatte am Montag seinen Rücktritt erklärt. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des umstrittenen Sparprogramms beteiligt, mit dem das Euro-Krisenland die Schuldenprobleme in den Griff bekommen will. Auch Außenminister Paulo Portas will sein Amt an den Nagel hängen, ein entsprechendes Gesuch will Ministerpräsident Pedro Passos Coelho jedoch nicht annehmen. "Und plötzlich ist sie wieder da, die europäische Schuldenkrise", sagt Dirk Gojny von der National-Bank. Sie sei das zentrale Thema des Handelstags. Die neu aufziehende Unsicherheit treibt Investoren in sichere Anlagehäfen: Die Preise für zehnjährige Bundesanleihen steigen, während portugiesische Papiere verkauft werden. Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen steigt im Gegenzug kräftig. Erstmals seit November 2012 schießt die Rendite der Papiere Händlern zufolge wieder in Richtung der 8-Prozent-Marke. Investoren verlangen also beim Kauf dieser Papiere höhere Zinsen. Dass der griechische Wirtschaftsminister Kostis Chatzidakis die Debatte um einen zweiten Schuldenschnitt für sein Land nach der Bundestagswahl neu angeheizt hat, drückt zusätzlich auf die Stimmung. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bundesregierung fordern Griechenland dagegen zu weiteren Reformschritten auf. Der Euro steht infolge dieser Nachrichten unter Druck, kann sich aber von seinem bisherigen Tagestief bei 1,2928 US-Dollar erholen. So wenig hatte die Gemeinschaftswährung zuletzt im Mai gekostet. Aktuell notiert der Euro bei 1,2968 Dollar. Der Devisenanalyst Johannes Jander von der Helaba schließt weitere Kursverluste auf 1,28 Dollar nicht aus. Die sich zuspitzende Lage in Ägypten treibt indes den Ölpreis nach oben. Hintergrund ist die Sorge vor Versorgungsengpässen, sollten die Massenproteste auf andere, ölproduzierende Staaten des Nahen Ostens überspringen. Die US-Sorte WTI, die erst am Vortag seit über einem Jahr erstmals wieder die 100er Marke überwand, kostet aktuell 101,04 Dollar je Barrel. Am Aktienmarkt stehen vor allem Finanzwerte unter Druck. Der entsprechende Branchenindex im Stoxx-600 ist mit einem Minus von 2,8 Prozent schwächster Sektorenindex. Zu den größten Verlierern gehören hier die portugiesischen Banken, die bis zu 12 Prozent einbüßen. Aber auch die Kurse der spanischen Banken Banco Santander, Banco Popular und Banco Sabadell geben zwischen 4 und 7 Prozent nach. Sie halten viele portugiesische Anleihen. Zusätzlich belasten die Abstufungen der langfristigen Bonitätsnoten der Banken Barclays, Credit Suisse und Deutsche Bank durch Standard & Poor's den Sektor. S&P senkte das Rating für alle drei Kreditinstitute auf "A" von "A+". Die Agentur begründete dies mit gestiegenen Risiken für Europas Großbanken. Die Aktie der Commerzbank ist mit einem Minus von 5 Prozent größter Verlierer im DAX, der Kurs fällt auf ein neues Rekordtief bei 5,80 Euro. Lufthansa-Aktien büßen 3,7 Prozent ein. Hier droht ein Streik der Tochter Germanwings. adidas-Aktien fallen um 4,2 Prozent zurück, nachdem die Deutsche Bank die Einstufung für die Papiere gesenkt hat. Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com DJG/igo/cln Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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