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Die Talfahrt an den Börsen hält am Donnerstagmittag weiter an, verliert aber langsam an Fahrt. Investoren scheuen aus Unsicherheit über den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed das Risiko und verkaufen über alle Anlageklassen hinweg. "Wir befinden uns klar in einem Makromarkt", so ein Händler: "Die Frage wird immer lauter, ob die expansive Geldpolitik der Notenbanken ein effektives Mittel dafür ist, die Wirtschaft anzuschieben". Zusätzliche Nahrung erhalten diese Zweifel von der Weltbank, die ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft auf 2,2 von 2,4 Prozent gesenkt hat.
In diesem Umfeld verliert der DAX 1,4 Prozent auf 8.033 Punkte. Im Tief war der deutsche Leitindex bereits unter die Marke von 8.000 Punkten gerutscht, was zuletzt im Mai der Fall gewesen war. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,9 Prozent auf 2.643 Punkte nach und erholt sich damit leicht von seinem Tagestief bei 2.617 Zählern. Nach einer dreitägigen feiertagsbedingten Handelspause haben die chinesischen Börsen auf die schwachen Handelsdaten aus China vom vergangenen Wochenende mit kräftigen Abgaben von knapp 3 Prozent reagiert. In Tokio ist der Nikkei-Index regelrecht abgestürzt, um 6,4 Prozent. Damit hat der Index seit seinen Hochs im Mai mehr als 20 Prozent seines Werts eingebüßt - und befindet sich damit nun per Definition in einem Bärenmarkt. Vor diesem Hintergrund verloren die europäischen Indizes bereits zu Handelsbeginn deutlich. Ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Nikkei ist der sich weiter erholende Yen. Der Dollar ist phasenweise auf unter 94 Yen gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang April. Im Mai hatte er noch bei über 103 Yen gelegen. Aktuell notiert der Dollar um die 94-Yen-Marke. Händler sprechen von einem Teufelskreis: "Der Nikkei stürzt ab, weil der Dollar zum Yen fällt und der Dollar gibt zum Yen immer weiter nach, weil der Nikkei abrutscht", sagt Devisenexperte Atsushi Hirano von der Royal Bank of Scotland. Ein Ende dieser Spirale sei gegenwärtig kaum in Sicht. Der Euro büßt unterdessen seine Gewinne gegenüber dem Dollar vom Morgen wieder ein und fällt auf 1,3333 Dollar, nachdem die Gemeinschaftswährung in der Spitze bis zu 1,3386 Dollar gekostet hatte. Die Analysten der Helaba rechnen damit, dass die Euro seine Notierung in einer breiten Spanne von 1,3260 bis 1,3430 Dollar verteidigen kann. Jedoch rechnet die Helaba damit, dass die Fed ihr Anleihekaufprogramm noch im zweiten Halbjahr 2013 reduziert. "Der Euro-Dollar-Kurs wird dann in Richtung 1,25 nachgeben", so die Experten. Für weitere Hinweise über den zukünftigen Weg der Fed müssen sich Investoren jedoch noch bis zur Offenmarktsitzung der Notenbank in der kommenden Woche gedulden. Während bei Euro, Dollar und Yen der Handel ein von fundamentalen Gründen ausgelöstes Eigenleben zu entwickeln scheint, verlieren die Währungen von Schwellenländern und Ländern mit hohen Rohstoffvorkommen deutlich und einheitlich. Der Australische Dollar fiel seit Anfang Mai von 1,0366 Dollar auf 0,9436 Dollar am Mittwoch. Das war der tiefste Stand seit September 2010. Die indonesische Zentralbank hob zudem am Donnerstag den Leitzins an, um die Inflation einzudämmen und die eigene Währung zu stützen. Die Rupiah hatte zuletzt unter dem Abfluss ausländischen Kapitals aus Indonesien gelitten. Die Rupiah ist zuletzt gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit Herbst 2009 gefallen. Die koreanische Notenbank beließ am Donnerstag den Leitzins zwar bei 2,5 Prozent, warnte jedoch ebenfalls vor Inflation. Die zunehmende Risikoaversion spiegelt sich auch darin wider, dass deutsche Anleihen als vermeintlich sicherer Hafen wieder gesucht sind. Nachdem zuletzt die Renditen deutscher Anleihen meist im Einklang mit jenen von Euro-Peripheriestaaten zugelegt hatten, geht die Entwicklung nun wieder auseinander. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sinkt von 1,60 auf 1,56 Prozent, die Renditen Spaniens und Italiens legen dagegen um 6 bis 7 Basispunkte zu. An den Aktienmärkten stehen in Europa besonders die Finanzwerte unter Abgabedruck. So verlieren der Sektor der Banken und der Sektor der Versicherer jeweils 1,0 Prozent, der Branchenindex der Finanzdienstleister fällt um 1,6 Prozent. Die Anleger trennen sich mit der gestiegenen Risikoaversion auch von den zyklischen Sektoren der Automobilhersteller und Technologiewerten. Deutlich besser halten sich die defensiven Sektoren der Versorger und Pharmawerte, aber auch sie weisen unter dem Strich Verluste auf. Gegen den Trend kräftig nach oben geht es für die Aktie der Klinikkette Rhön-Klinikum. Auf der Hauptversammlung hat der Vorschlag des Aktionärs Alecta, die hohe Zustimmungshürde von mehr als 90 Prozent bei wichtigen Unternehmensentscheidungen zu kippen, überraschend Zustimmung gefunden. An dieser 90-Prozent-Hürde war vor einiger Zeit die Übernahme durch Fresenius gescheitert. An der Börse flackert nun die Übernahmefantasie wieder auf. Fresenius hatte im April vergangenen Jahres 22,50 Euro je Aktie für Rhön-Klinikum geboten. Die Rhön-Aktie legt um 7,2 Prozent auf 17,99 Euro zu. Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com DJG/igo/ros Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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