Alt 04.09.12, 12:00
Standard Kräftige Kursgewinne in Madrid
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FRANKFURT--Die Hoffnung auf Käufe spanischer Anleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) bringt Madrid am Dienstag an die Spitze unter den großen europäischen Börsen. Der spanische Börsenindex IBEX gewinnt über 100 Punkte oder fast anderthalb Prozent auf 7.540 Punkte. "Hier hat die nächste Rally-Runde begonnen", meint ein Händler. Sie könnte den IBEX Richtung 8.000 Punkte führen.

Angetrieben wird die Börse von Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi. Draghi ist der Ansicht, dass der Kauf zwei- bis dreijähriger Anleihen nicht gegen EU-Recht verstoße und keine verbotene Staatsfinanzierung sei. Die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen gibt um 21 Basispunkte auf 6,58 Prozent nach. Positiv auch die Reaktion in Italien: Hier fällt die Rendite um sieben Basispunkte auf 5,68 Prozent, und der Aktienindex MIB zieht um ein halbes Prozent an. Damit ist er die Nummer zwei in einem ansonsten ruhigen und wenig veränderten europäischen Markt. Der DAX bröckelt etwas ab, mit 6.390 Punkten orientiert er sich aber weiter eng an der 7.000er Marke.

Besonders gefragt sind spanische Versorger: Iberdrola gewinnen 4,4 Prozent auf 3,36 Euro und Gas Natural 3,3 Prozent auf 10,21 Euro. Telefonica gewinnen ebenfalls mehr als drei Prozent. Aber auch die Bank-Aktien verzeichnen kräftige Gewinne, so Banco Popular mit einem Plus von ebenfalls über drei Prozent.

Allerdings gibt es auch andere Stimmen als die von Draghi: So wendet sich der ehemalige Chefvolkswirt der EZB, Otmar Issing, in einem Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gegen eine ausufernde finanzielle Belastung für Europa. Stattdessen fordert er eine Union der Vertragstreue und der wirtschaftlichen Vernunft.

Auch die Analysten der Commerzbank warnen vor einem Verlust der Glaubwürdigkeit des Euro, wenn sich die EZB nur noch auf die Suche nach formaljuristischen Lücken in den EU-Verträgen mache. "Mir fällt schwer, zu beurteilen, wann dem Devisenmarkt klar wird, dass Staatsfinanzierung durch die Notenpresse dem Wert einer Währung nur abträglich sein kann", sagt Ulrich Leuchtmann. Der Euro notiert am Mittag weiter über 1,26 Dollar.

Wichtig könnte am Nachmittag die Bekanntgabe des ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe für August werden. Sollten die US-Daten ähnlich schlecht ausfallen wie die Einkaufsmanagerindizes aus China und Europa zu Wochenbeginn, dürfte dies die Hoffnungen der Anleger erhöhen, dass die US-Notenbank auf ihrer Offenmarktsitzung im September eine neue Runde quantitativer Lockerung ausrufen wird. Impulse für den Markt könnten am Dienstag auch von Treffen ausgehen, so zwischen dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti mit dem französischen Staatspräsidenten Hollande ausgehen sowie zwischen Bundeskanzlerin Merkel und EU-Ratspräsident Van Rompuy.

Autoaktien vor Absatzzahlen im Rückwärtsgang

Schwach im Markt liegen Automobil-Aktien. VW und BMW verlieren etwa 2 Prozent, Daimler 1,3 Prozent. "Die Haltung zum Automobilsektor wird vorsichtiger. Die Konjunkturschwäche in den Wachstumsmärkten, vor allem in China, drückt auf die Kurse", sagt ein Händler. Aber es gibt Hoffnung: Den nächsten Impuls dürften am Abend die Absatzzahlen aus den USA für August setzen. Michael Carey von Credit Agricole macht darauf aufmerksam, dass die US-Notenbank erst kürzlich die robusten Automobilverkäufe betont habe. Auch Branchenanalysten rechneten damit, dass der Monat August in diesem Jahr besser abschneidet als sonst üblich. Carey selbst prognostiziert einen Anstieg der verkauften Pkw auf 14,3 Millionen Einheiten von 14,1 Millionen im Juli.

Lufthansa fallen mit dem neuen Streik der Flugbegleiter um 1,2 Prozent auf 9,68 Euro. "Das wird teuer und tut der Lufthansa sicherlich weh", meint ein Händler. Mit Berlin und München würden nun auch die Ausweich-Flughäfen für das Drehkreuz Frankfurt bestreikt.

Unter Druck stehen auch MAN und Metro. Die Börse wird voraussichtlich am Mittwochabend entscheiden, dass die beiden Titel zum Handelsende am 21. September aus dem DAX absteigen. Aufsteigen werden Conti und Lanxess, Lanxess liegen leicht im Plus.

DJG/hru/raz

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