Alt 20.08.12, 12:01
Standard Börsen hoffen einmal mehr auf Intervention der EZB
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An der Börse wird ein mögliches Planspiel der Europäischen Zentralbank einmal mehr im Vorfeld bejubelt. Dabei geht es um die nicht neue Idee, dass die EZB am europäischen Anleihenmarkt eingreifen könnte, sollten die Zinsdifferenzen der Staatsanleihen einiger Euro-Mitglieder zu weit auseinander laufen. Ein solches Szenario wird von einigen Volkswirten bereits seit längerem als eine wirkungsvolle Waffe im Kampf gegen zu hohe Refinanzierungskosten der hoch verschuldeten Eurostaaten gewertet. An den Börsen sorgt es für gute Stimmung: Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,5 Prozent auf 2.484 Punkte, für den DAX geht es um 0,4 Prozent auf 7.071 Punkte nach oben.

Die EZB erwägt laut einem Pressebericht, den Renditeanstieg von Staatsanleihen der Euro-Peripheriestaaten zu begrenzen. Der Vorschlag hätte es wirklich in sich: Laut Spiegel erwägt die Notenbank, für die Staatsanleihen jedes Landes einen maximalen Renditeabstand zu Bundesanleihen festzulegen. Wird der überschritten, würde die EZB kaufen. Und weil sie über unbegrenzte Mittel verfügt, so das Kalkül der Befürworter dieses Konzepts, würde es auch Spekulanten nicht mehr gelingen, die Renditen über den angepeilten Satz hinaus zu treiben.

An den Anleihemärkten wird einem solchen Schritt bereits heute eine hohe Wahrscheinlichkeit zugemessen. Während in Italien und Spanien die Renditen auf den niedrigsten Stand seit einem Monat fallen, steigen die Renditen der Bundesanleihen aus Deutschland an. "Wir gehen davon aus, dass eine Festschreibung der Rendite-Differenzen innerhalb des Euroraums wesentlich wirkungsvoller ist als ein reines Anleihekaufprogramm mit angekündigtem Volumen", sagt ein Analyst der RCB.

Sollte die EZB solche Marken ausgeben, könnte dies zudem die privaten Investoren dazu bewegen, sich nahe dieser Zins-Marken am Anleihemarkt zu positionieren, erwartet der Analyst. Die Renditen der spanischen Anleihen fallen am Montag um 24 Basispunkte auf 6,14 Prozent, die der italienischen Pendants kommen um drei Basispunkte auf 6,73 Prozent zurück. Auf der anderen Seite steigen die Renditen der Bundesanleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit um sechs Prozentpunkte auf 1,55 Prozent.

Die Gemeinschaftswährung kann kaum von der Entwicklung profitieren. Die Devisenstrategen von Morgan Stanley bleiben aber für den Euro optimistisch. Sie gehen davon aus, dass ein Festlegen der Niveaus für künftige Staatsanleihenkäufe der Euro-Länder die Gemeinschaftswährung stütze. "Wir glauben, dass die Aussichten auf solche Maßnahmen die europäischen Finanzmärkte stabilisieren, was dem Euro erlaubt, seinen jüngsten Erholungskurs kurzfristig fortzusetzen", meint Morgan Stanley. Der Euro notiert zum Dollar kaum verändert bei 1,2325.

Von der Entwicklung am Anleihemarkt profitiert der Aktienmarkt. Der Börse in Mailand legt um 0,7 Prozent zu, die Aktienkurse in Madrid gewinnen im Schnitt 0,5 Prozent. Auch die Aktien der europäischen Versicherer, die hohe Bestände in Staatsanleihen halten, legen deutlich zu. So gewinnt der Sektor der europäischen Versicherer 0,7 Prozent hinzu. Zu den größten Gewinnern zählen die Aktie von Generali und der Allianz.

Gegen den Trend fallen die Papiere von Infineon um 1,3 Prozent auf 5,94 Euro. Belastend wirkt sich eine Studie der Analysten von J.P. Morgan aus, die kurzfristig keinen Grund für Optimismus bei Infineon sehen. Die Aktie sei in Erwartung einer steigenden Endnachfrage seit Juli um rund 18 Prozent gestiegen. Nach einem Treffen mit der Führungsspitze des Unternehmens weisen die Analysten allerdings darauf hin, dass diese nicht mit einer steigenden Endnachfrage rechne.

Den schwächsten Sektor in Europa stellen die Rohstoffe. Die leiden unter der Nachricht, dass die Immobilienpreise in einigen chinesischen Städten gestiegen sind. "Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Notenbank der heimischen Wirtschaft mit einer weiteren Stimuli unter die Arme hilft", sagt ein Händler. An den Rohstoffmärkten stehen ausgewählte Metalle unter Druck, so ist der Preis für Eisenerz auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren gefallen. An den Börsen fällt der Sektor der europäischen Rohstoffwerte um ein knappes Prozent. Die Aktie von Xstrata sinken um 3,5 und die von Rio Tinto um 1,5 Prozent.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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