Alt 09.07.12, 12:26
Standard Die Börsen kommen nicht in Tritt
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Für die Bullen an den Börsen ist auch zu Beginn der neuen Woche nichts zu holen. Die Furcht vor einer immer schwächeren weltweiten Konjunktur lastet europaweit auf den Kursen. Und das gegen 17.00 Uhr beginnende Treffen der Finanzminister der Eurozone in Brüssel birgt nach Aussage von Marktakteuren zusätzliches Enttäuschungspotenzial. Der DAX liegt unverändert zum Schlusskurs vom Freitag bei 6.410 Punkten. An den meisten übrigen Börsenplätzen geben die Kurse nach.

Schon in Asien kamen die Kurse unter Druck, vor allem in China, dem Wachstumswunderland. Dort ist die Inflation im Juni auf 2,2 Prozent gefallen von 3 Prozent im Mai. Die auf den ersten Blick gute Nachricht kommt bei Investoren aber schlecht an, sie interpretieren die nicht mehr so stark steigenden Preise für Waren und Dienstleistungen als Zeichen einer abnehmenden Nachfrage. Der Leitindex der Börse in Schanghai büßte 2,5 Prozent ein.

In Tokio fiel der Nikkei-Index um 1,4 Prozent, ebenfalls belastet von Hiobsbotschaften von der Konjunktur. Die Auftragseingänge des japanischen Maschinenbaus sind im Mai um fast 15 Prozent eingebrochen. Das ist der schwächste Wert seit sieben Jahren. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang von 2,6 Prozent gerechnet.

Auch in der neuen Woche die alten Probleme

"Wir haben eine neue Woche, aber die Probleme sind die alten", sagt Chris Beauchamp von IG Index in London. Damit spielt der Analyst auf das Treffen der Finanzminister am Abend an, das aller Voraussicht nach "mit einer Absichtserklärung und sonst nicht viel mehr" enden dürfte. Die Euphorie nach dem EU-Gipfel sei verflogen, der Fortschritt bei den Bemühungen um eine Lösung der Schuldenkrise bleibe aus.

Das hält auch die Gemeinschaftswährung unverändert im Zaum. Aktuell schaute der Euro zum Dollar zwar etwas über die Marke von 1,23 Dollar, doch die Skepsis bleibt präsent. Das Tagestief von 1,2256 Euro ist zugleich der niedrigste Stand seit zwei Jahren. "Kurzfristig dürfte das Verkaufsinteresse beim Euro gegen Dollar noch überwiegen", meint Herbert Stocker vom UniCredit. Der Euro könne noch bis auf 1,2150 Dollar nachgeben.

Der Aktien Leid, der Renten Freud: Der Bund-Future, ein sehr liquider Terminkontrakt auf Bundesanleihen, ist auf den höchsten Stand seit einem Monat gestiegen. Anleger setzen also angesichts von Schuldenkrise und Konjunkturflaute einmal mehr auf Sicherheit, auch wenn Bundesanleihen kaum noch Zinsen abwerfen. Zweijährige Papiere des Bundes weisen sogar eine negative Rendite auf - und werden dennoch gekauft.

Startschuss für die Zahlenflut in den USA

Am späten Abend dürfte sich der Blick der Finanzmärkte zumindest für kurze Zeit vom europäischen Dilemma ab- und dem US-Aluminiumkonzern Alcoa zuwenden. Dieser veröffentlicht gegen 22.00 Uhr Geschäftszahlen zum zweiten Quartal und gibt damit wie jedes Jahr den inoffiziellen Startschuss für die Saison der Quartalsberichte an der Wall Street. Geführt wird das Alu-Schwergewicht vom ehemaligen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld.

Unter Europas Blue-Chips avancieren derweil Metro-Aktien zum größten Verlierer. Der Kurs der Papiere des Handelskonzerns fällt um 6 Prozent. "Die Euro-Krise verdirbt den Deutschen die Kauflust. Wir rechnen beim Konsum in diesem Jahr bestenfalls noch mit einem kleinen Plus. Das hat deutliche Auswirkungen auf unser Geschäft", sagte der CEO Olaf Koch der "Bild am Sonntag". Aktien des französischen Handelsriesen Carrefour verlieren 1,4 Prozent.

Zulegen können dagegen die Aktien von ThyssenKrupp, die um 1,9 Prozent steigen. Allerdings hat sich der Kurs des Industriekonzerns in den vergangenen fünf Monaten fast halbiert. Aktien des Motorenherstellers Deutz verlieren dagegen 2,6 Prozent, nachdem die Bank UBS zum Verkauf der Papiere geraten hat.

Die Konjunkturschwäche lastet vor allem auf den Aktien der Rohstoffproduzenten. Die Aktien der großen, in London gelisteten Bergwerksgesellschaften verlieren zwischen 0,4 und 2 Prozent. "China ist mit einem Marktanteil von mehr als 40 Prozent bei allen Industriemetallen der mit Abstand größte Nachfrager", merkt die Commerzbank an.

DJG/bek/raz

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