Alt 29.05.12, 11:45
Standard Spanien zieht Europas Börsen wieder nach unten
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Schaukelbörse an Europas Aktienmärkten hält an: Setzten die Anleger am Morgen noch auf ein neues Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung, rückt am Mittag wieder die Sorge um das spanische Finanzsystem in den Fokus und lässt die Kursgewinne dahinschmelzen. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,2 Prozent auf 2,144 Punkte, der DAX legt zwar um 0,3 Prozent auf 6.343 Punkte zu, im Tageshoch hat er allerdings bereits die 6.410 Punkte gesehen.

Bereits zu Wochenbeginn starteten die Indizes mit Gewinnen, drehten - allerdings bei feiertagsbedingt dünnen Umsätzen - im Handelsverlauf dann aber ins Minus. Und nach wie vor sorgen sich die Börsianer um die sich rapide verschlechternden Refinanzierungsmöglichkeiten Spaniens. So steigt die Rendite zehnjähriger Schuldtitel der Iberer nach einem anfänglichen Rückgang weiter auf 6,46 Prozent. Damit nähert sie sich dem Niveau, das bereits Irland und Portugal unter den Rettungsschirm von EU und EZB zwang.

Für die abermaligen Bremsspuren sorgte die Notenbank des Landes. Die Währungshüter gehen davon aus, dass die Wirtschaft der Iberer auch im zweiten Quartal schrumpfen wird. Bereits im Auftaktvierteljahr sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent gegenüber den vorangegangenen drei Monaten. In Madrid verliert der IBEX 2,1 Prozent auf 6.266 Punkte und hat damit die "rote Laterne" unter den Kursbarometern in Europa inne.

Hoffnung auf Abwrackprämie in China

Auf der anderen Seite verdichten sich die Anzeichen, dass Peking die mittlerweile zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ankurbeln will, was die Kurse am Morgen zunächst steigen ließ. Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen damit, dass die chinesische Regierung zur Stimulierung umgerechnet 315 Milliarden Dollar in die Hand nehmen wird. Damit wären die Investitionen etwa halb so hoch wie das Konjunkturprogramm aus dem Jahr 2008. Dabei dürfte Medienberichten zufolge das Instrument der Abwrackprämie wiederbelebt werden.

Auch der Euro kann am Mittag die zuvor zum Greenback eingefahrenen Gewinne nicht halten und wechselt für 1,2534 Dollar den Besitzer. Damit ist er fast wieder auf das Niveau des im asiatisch geprägten Devisengeschäft markierten Tagestiefs von 1,2510 Dollar zurückgefallen. Umgekehrt arbeiten sich die als sicherer Hafen geltenden Bund-Futures ins Plus vor, der Kontrakt mit Fälligkeit im Juni steigt um 23 Ticks auf 144,54 Prozent.

Zweifel an Spaniens Refinanzierungsfähigkeit

Spanien entwickelt sich mehr und mehr zum Risiko für das Gemeinsame Währungsgebiet. Alleine um die angeschlagene Bankia, das drittgrößte Kreditinstitut des Landes, zu retten, muss die Regierung 19 Milliarden Euro aufbringen. Die Sanierung des gesamten Finanzsektors dürfte Ministerpräsident Mariano Rajoy gar 50 bis 60 Milliarden Euro kosten, mutmaßen die Analysten von Nomura. Gleichzeitig geben die Investoren den Iberern jedoch nur noch gegen horrende Zinsen Kredit. Um die Kosten zu senken, werde sich das Land womöglich beim Rettungsfonds EFSF bedienen, spekuliert El Mundo.

"Natürlich bleibt aber Madrid dabei, dass es diese Maßnahmen stemmen kann, ohne selbst unter den Rettungsschirm zu schlüpfen", sagt Lutz Karpowitz, Devisenanalyst bei der Commerzbank. Allerdings habe der bisherige Verlauf der Staatsschuldenkrise eines gezeigt: "Wann immer ein Land behauptet hat, es ohne fremde Hilfe zu schaffen, ist das bisher schief gegangen".

Aus den USA sollte am Nachmittag die Veröffentlichung des vom Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ermittelten Verbrauchervertrauens für neue Impulse sorgen. Ökonomen rechnen für Mai mit einem Indexstand von 69,8 nach 69,2 Punkten im Vormonat. Darüber hinaus steht der Case-Shiller-Hauspreisindex für 20 Städte auf der Agenda. Für März lautet der Volkswirtekonsens auf ein Minus von 2,7 Prozent binnen Jahresfrist.

Analysten machen die Kurse

Angesichts der Hoffnung auf abermalige Stimuli für die chinesische Wirtschaft sind am Mittag weiter die konjunktursensitiven Aktien gefragt, allerdings haben sie einen Teil der Gewinne bereits wieder abgegeben. Grundstoffwerte ziehen im Mittel um 0,8 Prozent an, Automobilaktien um 1,2 Prozent. Im DAX geht es für VW dabei um 2,1 Prozent auf 131,70 Euro nach oben, BMW verteuern sich um 1,6 Prozent auf 63,27 Euro.

In der zweiten Reihe machen vor allem Analystenumstufungen die Kurse: Gagfah fallen um 1,4 Prozent auf 6,93 Euro zurück, HSBC hat die Empfehlung die Papiere des Immobilienunternehmens auf "Neutral" von "Übergewichten" reduziert. Vossloh legen hingegen um 1,7 Prozent auf 69,09 Euro zu. Händler sprechen davon, dass Merrill Lynch die Aktien des Herstellers von Eisenbahninfrastruktur auf "Neutral" heraufgestuft haben, nachdem sie zuvor noch zum "Verkauf" geraten hätten.

DJG/jej/raz

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