Alt 24.05.12, 12:31
Standard Kurse steigen trotz mieser Stimmung
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FRANKFURT (Dow Jones) - Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Die Konjunktur in der Eurozone trübt sich stärker ein als erwartet - und die Aktien steigen. In Frankfurt, Paris, Mailand und Madrid haben die Börsen nach einem kurzen Schwächeanfall wieder ins Plus gedreht. Und das trotz eines überraschend schwachen ifo-Indexes und trotz durchweg enttäuschender Ergebnisse einer ganzen Reihe von Umfragen unter europäischen Einkaufsmanagern.

Der DAX steigt um 0,8 Prozent auf 6.335 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt um 1 Prozent auf 2.155 Punkte zu. Mit der Ausnahme von Athen, wo der Leitindex um 1,4 Prozent nachgibt, melden alle europäischen Börsen Kursgewinne.

Chris Beauchamp vom Broker IG Markets in London hat eine simple Erklärung für die plötzliche Widerstandskraft der Börsen: "Wäre den schwachen Daten nicht der heftige Ausverkauf am Aktienmarkt gestern vorausgegangen, dann hätten wir heute wohl einen größeren Rücksetzer erlebt", sagt der Analyst. Mit anderen Worten: Der Einbruch des DAX um 150 Punkte am Mittwoch hat die Hiobsbotschaften von der Konjunktur bereits eingepreist.

Von der Konjunktur weht den Börsen ein kalter Wind entgegen. So ist der ifo-Index im Mai auf 106,9 gefallen von 109,9 im April. Die Konsensschätzung von Volkswirten sah nur einen leichten Rückgang auf 109,5 voraus. "Ein so deutlicher Rückgang des ifo-Indexes kommt (...) überraschend. Offenbar belasten die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Schuldenkrise die Stimmung stärker als bislang angenommen", kommentiert Viola Julien von der Helaba.

Sicherheit ist weiterhin en vogue

Davon profitieren wieder einmal deutsche Staatsanleihen, deren Kurse auf dem Weg nach oben kein Halten mehr kennen. Der Bund-Future, ein umsatzstarker Terminkontrakt auf deutsche Staatspapiere, ist erneut auf ein Rekordhoch gestiegen. Investoren suchen also trotz immer niedrigerer Renditen nach wie vor die Sicherheit. "Die Risikoaversion dürfte kaum schwinden, bis ein wachstumsfreundlicherer Konsolidierungsansatz Gestalt annimmt", sagt Rainer Guntermann von der Commerzbank.

Auch auf dem Euro lasteten anfangs die Hiobsbotschaften von der Konjunktur in der Eurozone. Die Gemeinschaftswährung fiel im Tief von 1,2516 Dollar auf den niedrigsten Stand seit rund zwei Jahren. Wie die Aktien, konnte sich aber auch der Euro anschließend wieder etwas stabilisieren und wechselt mit 1,2576 Dollar die Besitzer.

Beobachter sind jedoch skeptisch mit Blick auf das Erholungspotenzial des Euro: "Für praktisch ausgeschlossen halten wir eine vorzeitige Trendwende", sagt Armin Mekelburg vom UniCredit. Schuldenkrise und Konjunkturschwäche sprächen gegen eine Erholung der angeschlagenen Währung.

Dämpfer für Gerinnungshemmer drückt Bayer-Aktie

Am deutschen Aktienmarkt stehen Bayer-Aktien im Rampenlicht. Ein Beratergremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat gegen die Zulassung des Thrombosemedikaments Xarelto bei Patienten mit der Herzkrankheit ACS gestimmt. Bayer reagierte am Morgan darauf und bekräftigte die Umsatzprognose von 2 Milliarden Euro für das Medikament. Die Aktie gibt dennoch um 0,4 Prozent nach.

E.ON verteuern sich um 2,4 Prozent und RWE um 2,1 Prozent. Die Analysten der Commerzbank haben beide Aktien hochgestuft. Die Deutsche Post ist für die Gewinne auf mittlere Sicht etwas optimistischer gestimmt, was die Aktie um 1,8 Prozent nach oben treibt.

Metro und SAP sind optisch die größten Kursverlierer im DAX. Metro handeln knapp 5 Prozent leichter und SAP 1,2 Prozent niedriger. Allerdings sind die Kursverluste auf die Dividendenabschläge bei den beiden Aktien zurückzuführen. Die Metro schüttet am Donnerstag 1,35 Euro je Aktie aus und SAP 1,10 Euro.

Grünes Licht für die Aktien von Thomas Cook gibt die neue Chefin des angeschlagenen Reisekonzerns, Harriet Green. Nach langer Suche hat Thomas Cook in ihr eine neue Vorstandschefin gefunden, die den Schweden Sam Weihagen ablöst. Thomas Cook springen daraufhin um 10 Prozent nach oben. Green leitet bislang den Elektronikvertrieb Premier Farnell und hat dort einen strategischen Wechsel vollzogen.

DJG/bek/cln

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