Alt 23.05.12, 12:22
Standard Verluste weiten sich vor dem EU-Gipfel aus
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euroraums schickt die Kurse zur Wochenmitte wieder gen Süden. Der Euro-Stoxx-50 verliert am Mittag 2,1 Prozent auf 2.147 Punkte, für den DAX geht es um 1,8 Prozent auf 6.318 Punkte nach unten.

Als Grund für den neuerlichen Stimmungseinbruch nennen Börsianer Aussagen des ehemaligen Athener Ministerpräsidenten Lucas Papademos. Im Gespräch mit Dow Jones Newswires bezeichnete er die Gefahr eines Austritts seines Landes aus dem Gemeinsamen Währungsgebiet als real. Vorbereitungen zur Eindämmung der Konsequenzen eines solchen Schritts würden bereits getroffen.

Aus technischer Sicht wollen Marktteilnehmer den Rückschlag aber noch nicht überbewerten. Mit dem Einlaufen in die Zielzone zwischen 6.400 und 6.450 Punkten am Dienstag habe der DAX sein Erholungsziel erst einmal erreicht. Aus technischer Sicht sei nun wichtig, dass der Bereich um 6.300 Punkte nicht unterschritten werde. Dann seien die Chancen auf eine weitere Erholungswellen gut.

Verkauft werden vor allem Finanzwerte und Zykliker. Für Grundstoffaktien geht es im europäischen Schnitt um 3,7 Prozent nach unten, Bankenwerte verlieren im Mittel 2,2 Prozent.

"Derzeit ist der Markt leider nur etwas für Trader", sagt ein Händler. Denn selbst wenn es die Kurse schafften, sich weiter zu erholen, werde die nächste Abwärtswelle spätestens vor den Wahlen in Griechenland zuschlagen. "Denn in dieses noch nicht vernünftig prognostizierbare Ereignis wird aus aktueller Sicht keiner wirklich 'long' hineingehen wollen."

Niedrige Erwartungen an Brüsseler EU-Gipfel - Euro fällt auf Jahrestief

Leidtragender der Risikoscheu der Anleger ist vor allem der Euro, der mit 1,2615 US-Dollar am Vormittag ein neues Jahrestief markiert hat. Derzeit liegt er allerdings wieder etwas über dem ehemaligen Tief aus dem Januar von 1,2624 Dollar. Auch andere als riskant geltende Devisen wie die australische Landeswährung gaben Territorium zum Greenback preis. Die als sicherer Hafen geltenden deutschen Bund-Futures ziehen im frühen Geschäft am hingegen kräftig an.

Im Zentrum des Interesses steht das Brüsseler Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs der EU am Abend. "Die eigentlichen Ergebnisse dürften eher mau ausfallen und kaum für mehr Risikoappetit an den Märkten sorgen", sagt allerdings Lutz Karpowitz, Devisenanalyst bei der Commerzbank. Neue Vorschläge zur Wachstumsförderung seien unwahrscheinlich, vielmehr dürften seiner Einschätzung nach bereits bekannte Pläne der EU-Kommission wiederbelebt werden.

"Dazu gehören Investitionshilfen durch die Europäische Investitionsbank und Hilfen aus dem EU-Strukturfonds ebenso, wie so genannte Projekt-Bonds der EU-Kommission, die Privatinvestoren bei Infrastrukturprojekten unterstützen sollen", erklärt Karpowitz. Diese Projekt-Bonds hätten aber nichts mit Eurobonds zu tun, ein Thema, das auf dem Gipfel aber kaum eine Rolle spielen werde, nachdem es von deutscher Seite bereits abgelehnt worden sei.

SAP-Zukauf findet geteiltes Echo

Mit Blick auf die Einzelwerte dominiert der neuerliche Zukauf von SAP. Die Walldorfer setzen ihre Shopping-Tour fort und übernehmen für 4,3 Milliarden Dollar den auf Cloud-Lösungen spezialisierten Informationsdienstleister Ariba. Für das US-Unternehmen, das zuletzt 444 Millionen Dollar umsetzte, bietet SAP 45 Dollar je Aktie. Das ist ein Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag.

Mit der Akquisition kämen die Walldorfer zwar dem Ziel eines Umsatzes von 2,0 Milliarden Euro mit Cloud-Lösungen bis 2015 näher, meint Mirko Maier, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings weise das Produktportfolio in diesem Bereich mittlerweile manche Überlappung auf, deren Bereinigung SAP beschäftigen werde. Noch dazu sei der Kaufpreis wie bei SuccessFactors vergleichsweise hoch. Die Aktien verbilligen sich um 1,4 Prozent auf 47,11 Euro.

Metro im Fahrwasser von Carrefour etwas fester

Gegen den Trend legen Metro zur Hauptversammlung um 0,6 Prozent auf 23,96 Euro zu. Jürgen Elfers von der Commerzbank meint allerdings, der Vorstand habe lediglich Aussagen von der letzten Road-Show wiederholt. Metro müsse die Flächenproduktivität steigern, damit nachhaltiges Kurspotenzial zustande komme: "Und das dauert", so Elfers. Der Analyst empfiehlt die Aktie mit einem Kursziel von 25 Euro zum Halten. "Metro steigen im Windschatten von Carrefour", meint ein anderer Händler. Die Aktien des französischen Konkurrenten profitieren mit einem Plus von 3,6 Prozent von einer "doppelten Hochstufung". Die Analysten der CS haben den Wert auf "Outperform" von "Underperform" hochgestuft.

DJG/hru/ros

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