Alt 16.05.12, 14:28
Standard Frankreich-Auktion sorgt für leichte Stabilisierung
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FRANKFURT (Dow Jones) - Etwas stabilisiert zeigen sich Europas Aktien- und Devisenmärkte am Mittwochmittag. Eine überraschend gute Anleihe-Auktion in Frankreich sorgt für leichte Entspannung. Der Euro klettert wieder über die Marke von 1,27 Dollar. Übergeordnet dominiert jedoch weiter die Angst vor einem Auseinanderfallen der Eurozone. Nach dem Scheitern des letzten Versuchs einer Regierungsbildung in Athen ist die Unsicherheit hoch. Die Flucht in sichere Häfen geht ungebremst weiter: Eine deutsche Auktion von Bundesanleihen brachte ein neues Rekordtief der Renditen. Der Euro-Stoxx-50-Index notiert dank gut erholter Banken-Werte unverändert bei 2.178 Punkten, der DAX fällt um 0,9 Prozent auf 6.348 Punkte.

Sorgen macht sich der Markt vor allem über den Ausgang der Neuwahlen in Griechenland. Die linksradikale Syriza liegt in Umfragen deutlich vorne. Die Partei fühlt sich den mit EU und IWF vereinbarten Sparvorgaben nicht verpflichtet. Sollte sich Syriza bei den Neuwahlen im Juni durchsetzen und die Vereinbarungen aufkündigen, droht dem Land die schnelle Pleite und wohl der Austritt aus der Eurozone.

Dramatischer Kapitalabzug in Griechenland

Nur leicht erholt über 1,27 Dollar zeigt sich der Euro am Mittag. Die unsichere Zukunft des Landes und der Verbleib in der Eurozone veranlasst die Griechen zu massiven Kapitalabzügen. Allein am Montag wurden 700 Millionen Euro an Einlagen bei griechischen Banken abgezogen. Seit der Verschärfung der Schuldenkrise im Jahr 2009 kämpfen die griechischen Geldhäuser mit einem steten Abfluss von Kapital in andere Länder.

Spanien weiter Sorgenkind Nummer Zwei

Die Anleihen Spaniens stehen bei Anlegern gleich auf Platz Zwei bei den Sorgenkindern. Die Angst, dass die sehr viel größeren Länder Spanien und Italien in den Sog der Schuldenkrise gezogen werden, ist hoch. Die Ängste spiegeln sich in hohen Renditen ihrer Staatsanleihen wider: Zehnjährige spanische Renditen fallen zwar wieder von über 6,40 Prozent am Morgen auf 6,25 Prozent zurück. Das Mißtrauen spiegelt sich aber in den Kreditausfallversicherungen (CDS). Hier springen die Prämien auf ein Rekordhoch.

Eine Stabilisierungschance sehen Händler am Abend in der Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank. "Der Markt wird nach kleinsten Anzeichen für eine weitere geldpolitische Lockerung suchen", sagt ein Händler. Die Hoffnung sei aber gering: "Bisher hat die Notenbank nur reagiert, wenn der breite Aktienmarkt über 10 Prozent oder mehr verloren hatte".

Konjunktur schwächelt - Rohstoffe brechen ein

Von der Konjunktur kamen bislang keine guten Nachrichten. Überraschend gute Wachstumszahlen aus Deutschland am Vortag entpuppten sich als Strohfeuer. So brachen in Japan die wichtigen Maschinenbauaufträge um fast 3 Prozent gegenüber dem Vormonat ein. Sie werden als Gradmesser der Investitionsbereitschaft der Unternehmen gewertet.

Bei Rohstoffen kamen warnende Töne vom Minen-Riesen BHP Billiton: Der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Jacques Nasser, sprach am Mittwoch von wachsender Unsicherheit. "Man hat langsam das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren", sagte Nasser. Auch die Preise für Rohöl und andere Rohstoffe stehen unter Druck, was die Zweifel am weiteren Wachstum der Weltwirtschaft klar zeigt.

Der Rohstoff-Sektor ist weiter Hauptverlierer unter den Branchen Europas und fällt um 1,9 Prozent. Im Tagestief am Morgen hatte er aber schon über 3 Prozent tiefer notiert. Zudem belastet eine UBS-Abstufung Xstrata und den Rohstoff-Händler Glencore. Glencore fallen um 3,5 Prozent, BHP Billiton um 1,4 Prozent. Im DAX verlieren ThyssenKrupp 3,6 Prozent.

EADS und Luxuswerte laufen gegen den Markt

Auch die konjunktursensiblen Auto-Aktien verlieren im Schnitt 1,5 Prozent. Banken-Werte können ihr Minus indes auf 0,8 Prozent eingrenzen. "Hier hat die französische Auktion für große Erleichterung gesorgt", sagt ein Händler. Bei allen vier angebotenen Laufzeiten der Auktion kam es zu sinkenden Renditen. Beim Emissionsvolumen schöpfte die Finanzagentur des Landes das im Vorfeld avisierte Volumen von 7 bis 8 Milliarden Euro praktisch komplett aus.

Gegen den Markt geben nur Luxuswaren-Hersteller wie die schweizerische Richemont weiter Gas. Unter ihrem Dach versammeln sich Marken wie Cartier und Dunhill. Nach guten Geschäftszahlen bauen sie ihre Gewinne auf 8,2 Prozent aus. "Sie haben die Prognosen übertroffen und zeigen die Preissetzungsmacht des Unternehmens", lobt ein Analyst von Kepler.

Mit einer erhöhten Gewinnprognose wartete der Airbus-Hersteller EADS am Morgen auf. Der Markt belohnt dies mit 0,9 Prozent Plus. Das Unternehmen rechnet nun mit einem Ergebnis je Aktie vor Einmaleffekten von über 1,85 Euro und liegt damit um 0,20 Euro über der bisherigen Prognose.

Im DAX erholen sich Deutsche Börse auf 0,6 Prozent Plus. Die Preissenkung um bis zu 20 Prozent bei den Clearing-Gebühren wird mittlerweile als verkraftbar gesehen.

DJG/mod/ros

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