Alt 15.05.12, 13:13
Standard Deutsche Konjunktur hellt Stimmung auf
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FRANKFURT (Dow Jones) - Überraschend gute Konjunkturdaten aus Deutschland sorgen am Dienstag an den Finanzmärkten für etwas Entspannung. Das Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im ersten Quartal überlagert schwächere Daten aus Italien und drängt auch das politische Chaos in Griechenland zumindest etwas in den Hintergrund. Die Aktienmärkte können sich moderat erholen und der Euro verteidigt sein Niveau um 1,2850 Dollar. Der DAX steigt um 0,4 Prozent auf 6.476 Punkte, der Euro-Stoxx-50 um 0,6 Prozent auf 2.214 Punkte.

Die Sorgen um Griechenland halten aber an. Die Bildung einer neuen Regierung steht weiter aus. Die Hoffnungen richten sich nun auf die Bildung einer Experten-Regierung in Athen in letzter Minute. Sollte es in zu einer Lösung ohne Neuwahlen kommen, könnte dies eine Eindeckungs-Rally an den Börsen auslösen, heißt es. Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse gesetzt haben, müssten dann ihre Positionen zurückkaufen. Die Zeit drängt jedenfalls: Das griechische BIP brach zum Vorjahr um 6,2 Prozent ein

Das starke deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) von +0,5 Prozent sorgt für gute Stimmung am Markt. Ökonomen hatten nur ein mageres Plus von 0,1 Prozent zum Vorquartal erwartet. Damit hat die größte Volkswirtschaft des Euroraums eine Rezession vermieden. In Frankreich zeigte sich das BIP wie erwartet unverändert, in Italien ging es um 0,8 Prozent etwas deutlicher zurück als gedacht. Die Renditen der Anleihen Italiens und Spaniens legten in Reaktion auf die italienischen BIP-Daten wieder leicht zu und holten die Aktienindizes von den Tageshochs zurück.

Der schwache ZEW-Index aus Deutschland wird dagegen weggesteckt. Der erste Rückgang nach fünf Anstiegen in Folge sei auf die Stimmungsverschlechterung nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich zurückzuführen, heißt es. Der ZEW-Index gilt als Vorläufer des wichtigeren ifo-Geschäftsklimaindex.

Erster US-Stimmungsindikator für Mai

In den USA werden am Nachmittag Daten zum Einzelhandelsumsatz für April erwartet. Sinkende Benzinpreise sowie die weiter schwache Lage am Arbeitsmarkt dürften für einen nur kleinen Anstieg um 0,1 Prozent gegenüber März gesorgt haben. Mit dem Empire-State-Manufacturing-Index steht zudem der erste Stimmungsindikator der USA für Mai auf dem Programm.

Mit Spannung blicken Händler auf eine am Berichtstag fällig werdende Anleihe der Griechen nach englischem Recht. Die Anleihe über 435 Millionen Euro unterlag nicht dem Schuldenschnitt. Anders als die Teilnehmer des Schnitts müssen diese Anleihegläubiger zu hundert Prozent ausbezahlt werden.

Aus Kreisen der Regierung verlautete, dass Griechenland die Anleihe zurückzahlen wird. Marktexperten sehen die Regierung hier in einer Zwickmühle. "Wenn sie die Auszahlung vornehmen, verärgern sie all die Anleger, die am Schuldenschnitt mitgemacht haben", sagt Chris Scicluna von Daiwa Capital Markets. "Wenn sie die Rückzahlung nicht leisten, bedeutet das einen Zahlungsausfall mit all den Konsequenzen für den CDS-Markt etc", ergänzt er. Er hält es für möglich, dass die Regierung eine 30-tägige Frist nutzen wird, um hier zu einem endgültigen Entschluss zu kommen.

Banken-Abstufungen gelassen gesehen

Gelassen sehen Händler die Abstufung von 26 Banken durch die Ratingagentur Moody's in Italien. Die Agentur begründe ihren Schritt mit Blick auf den Staat, nicht mit der Finanzstärke der Banken selbst. Der Umfang staatlicher Hilfe, den Banken bei finanziellen Schwierigkeiten erwarten könnten, sei gesunken, hieß es von der Agentur.

Die Kurse der italienischen Banken fallen denn auch nur wegen des schwachen BIP von ihren Tageshochs zurück. Noch am Morgen hatten sie die Abstufung ignoriert und die Mailänder Börse kurzzeitig zum Tagesgewinner in Europa gemacht. Intesa notieren noch 1 Prozent im Plus, UniCredit zeigen sich unverändert.

Top-Gewinner in Europa sind weiter Vivendi mit einem Plus von 3,2 Prozent. Trotz des Preiskriegs auf dem französischen Mobilfunkmarkt und eines Gewinneinbruchs im ersten Quartal bekräftigte der französische Medienkonzern die Prognose für das laufende Geschäftsjahr.

Bei den deutschen Unternehmen stehen Zahlen von ThyssenKrupp, Merck und Salzgitter im Blick. Bei Thyssen monieren Händler den Ausblick, operativ sei das Geschäft hingegen gut gelaufen. Thyssen bauen ihre Verluste aus auf 4,6 Prozent. Salzgitter notieren dagegen 0,3 Prozent höher, ArcelorMittal gewinnen 0,5 Prozent.

Merck KGaA leiden unter schwachen Zahlen für das erste Quartal und fallen um 2,9 Prozent. Belastend sei, dass das Unternehmen nichts zu der mit Spannung erwarteten Restrukturierung bei Serono gesagt habe. K+S steigen um 1,2 Prozent. Gesunkene Lagerbestände beim nordamerikanischen Wettbewerber Potash sorgen für gute Laune.

Gesucht sind auch wieder defensive Werte. So legen Henkel um 1,8 Prozent und Beiersdorf um 1,5 Prozent zu. In Europa notieren L´Oreal, Danone und Unilever bis zu 1,4 Prozent höher.

Freude bereitet Südzucker: Eine unerwartet kräftig angehobene Dividende treibt den Kurs um 4,3 Prozent. HHLA brechen dagegen um 8,2 Prozent ein. Der florierende Welthandel hat sich im ersten Quartal zwar positiv auf den Containerumschlag des Hafenbetreibers ausgewirkt. Umsatz und Ergebnis fielen aber unter das Vorjahresniveau. Analysten hatten bessere Zahlen erwartet.

DJG/mod/gos

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