Alt 14.05.12, 13:56
Standard Griechenland-Sorgen lassen Renditen steigen
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FRANKFURT (Dow Jones) - Weiter tiefrot zeigen sich die Kurse an Europas Aktienmärkten am Montagmittag. Ein kräftiger Anstieg der Renditen spanischer Staatsanleihen spiegelt die Sorgen um die Zukunft der Eurozone wider. Auch die Renditen aller anderen Länder der Euro-Peripherie springen nach oben. Unter massivem Verkaufsdruck stehen vor allem die Bankenwerte. Selbst eine ordentliche Auktion italienischer Staatspapiere stützt hier nicht. Der DAX fällt um 2,2 Prozent auf 6.438 Punkte, der Euro-Stoxx-50-Index gibt sogar um 2,7 Prozent ein auf 2.194 Punkte nach.

Das politische Hin und Her in Griechenland hatte den Euro schon am Morgen gegenüber dem Dollar auf ein Viermonatstief unter die Marke von 1,29 Dollar gedrückt. Bis zum Mittag zeigt die Devise keine Erholungsansätze. Die als sicherer Hafen der Anleger gesuchten Bundesanleihen notieren weiter auf ihrem neuen Allzeithoch.

Renditen in Spanien und Italien deutlich hoch

Die steigende Angst vor einer Ansteckungsgefahr durch Griechenland auf andere ehemalige Schwachwährungsländer treibt deren Anleihe-Renditen nach oben. Die Rendite spanischer Anleihen steigt weiter und erreicht mit 6,25 Prozent den höchsten Stand seit Dezember.

Wenig Hilfe kommt von der mit Spannung erwarteten Auktion italienischer Staatsanleihen. Händler weisen darauf hin, dass Anleihen in diesen Auktionen an den sogenannten Primärmärkten häufig von Heimatbanken aufgekauft werden. Viel aussagekräftiger seien die Preise an den Sekundärmärkten. Dort würden die Anleihen frei gehandelt wie Aktien am Aktienmarkt und zeichneten ein deutlicheres Bild der Investorenstimmung. "Und hier sieht es weiter nicht gut aus", sagt ein Händler. Die Renditen zehnjähriger Anleihen Italiens ziehen weiter an und springen auf 5,71 Prozent.

Die Aktien-Indizes quittieren dies mit deutlichen Verlusten: Mailand und Madrid liegen je 2,9 Prozent im Minus.

Anhaltende Griechenland-Sorgen belasten

Auslöser des Kursrutsches ist erneut Griechenland: Das Land steuert auf Neuwahlen zu. Die linksradikale Syriza-Partei will sich an einer Regierungsbildung nicht beteiligen, während die Demokratische Linke nur unter Beteiligung von Syriza in eine Koalition einsteigen will. Wegen Griechenland trifft sich zu Wochenbeginn auch die Eurogruppe in Brüssel. Aus dem Kreis der EZB mehren sich Stimmen, die ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr ausschließen. Die Anleger fürchten weniger diesen Schritt als die Ansteckungsgefahr für andere Länder der Eurozone-Peripherie.

Am Athener Aktienmarkt brechen die Aktien in der Spitze um bis zu 12 Prozent ein. Der Index selbst verliert 4,8 Prozent.

Fast alle Aktiennotierungen tiefrot

An Europas Aktienmarkt entzieht sich kaum eine Aktie den Verlusten. Keine einzige Branche notiert derzeit im Plus. Unter Druck stehen besonders Finanz- und konjunkturzyklische Werte. Unter anderem fallen HeidelbergCement um 4,8 Prozent. BMW geben um 1,9 Prozent nach, obwohl sich Aktionäre sich auf eine deutlich höhere Dividende freuen können, wie Finanzvorstand Eichiner einer Sonntagszeitung sagte. Der Hauptversammlung am Mittwoch schlägt der Vorstand vor, 1,5 Milliarden Euro zu verteilen. "Wenn sich unsere erfreuliche Geschäftsentwicklung wie geplant fortsetzt, kann es zukünftig auch mehr werden." Der BMW-Vorstand bekräftigte zudem die neuerliche Rekordprognose für 2012. Infineon verlieren 2,7 Prozent. Vorstandsvorsitzender Peter Bauer wird aus gesundheitlichen Gründen Ende September gehen.

Deutsche Bank fallen mit Europas Finanzwerten um 3,8 Prozent. Sorgen macht sich der Markt auch mit Blick auf die Hauptversammlung: Dem Aufsichtsrat um seinen scheidenden Chef Clemens Börsig könnte dort ein Debakel drohen. Die Aktionärsberater Glass, Lewis & Co sowie Ivox empfehlen den Anlegern, die Kontrolleure nicht zu entlasten. Andere europäische Banken verlieren jedoch wie die spanischen Santander und BBVA bis zu 4 Prozent.

Deutsche Telekom fallen nur um 1,1 Prozent, nachdem die UBS das Kursziel um 50 Cents auf 8,70 Euro erhöht hat. Allerdings hat Kabel Deutschland das Rennen um den kleineren Konkurrenten Tele Columbus gewonnen. Der bisherige Marktführer kauft das hochverschuldete Kabelfernseh-Unternehmen, die Telekom muss zurückstecken. Kabel Deutschland notieren unverändert bei 45,72 Euro.

Starke Kursgewinne bei Praktiker und Loewe

Bei Loewe machen sich Anleger trotz eines Dementis des Unternehmens weiter Hoffnung auf Apple. Die Aktie bleibt auf Hausse-Kurs und notiert 25 Prozent höher. Die Webseite appleinsider.com hatte unter Berufung auf informierte Personen berichtet, Apple biete 87,3 Millionen Euro für Loewe. Die Marktkapitalisierung des deutschen Unternehmens lag bislang bei etwa 57 Millionen Euro.

Praktiker steigen um 6 Prozent nach dem überraschenden Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Thomas Fox. Das Unternehmen bekommt zwar ein dringend benötigtes Darlehen für den Umbau - allerdings mit Folgen: Das Rettungskonzept wird geändert. Künftig soll die Marke Max Bahr im Mittelpunkt stehen. Aurubis legen gegen den Markt um 1,1 Prozent zu. Die Kupferschmelze hat die Erwartungen deutlich übertroffen und die Prognose erhöht.

Der Kurseinbruch von 23 Prozent bei Balda ist nur optischer Natur: Der Kunststoffverarbeiter schüttet eine Sonderdividende von 1,30 Euro aus. Der aktuelle Kurs spiegelt genau das wider.

DJG/mod/ros

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