Alt 08.05.12, 17:25
Standard XETRA-SCHLUSS/Griechen reißen DAX mal wieder in die Miesen
Beitrag gelesen: 331 x 

FRANKFURT (Dow Jones) - Neue Sorgen um Griechenland haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag deutlich ins Minus gedrückt. Die Aussicht auf ein Linksbündnis in Griechenland sorgte für kräftige Abgaben. Zweifel an der Euro-Zone und Konjunkturängste drückten den Euro zeitweise unter 1,30 Dollar. Öl, Gold, Kupfer und die US-Aktienmärkte nahmen deutliche Verluste hin.

Nur deutsche Staatsanleihen waren wieder als Hort der Sicherheit gesucht und stiegen auf ein Allzeithoch. Der DAX verlor 1,9 Prozent oder 125 auf 6.445 Punkte. Viele gute Unternehmensdaten gingen in diesem Umfeld unter. Die EU plant nun einen Sondergipfel am 23. Mai, um über künftige "Wachstumstrategien" zu beraten.

Für Entsetzen am Markt sorgten Aussagen der linksradikalen Syriza-Partei in Griechenland, die mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Der Parteiführer von Syriza kündigte an, er werde künftig keine Sparanstrengungen unterstützen und die bisherigen Sparpläne für null und nichtig erklären. "Besonders diese Forderung nach einem Schuldenmemorandum macht dem Markt Angst", sagte ein Händler: "Damit wären sämtliche Anstrengungen der EU zur Eindämmung der Schuldenkrise dahin". Ein Austritt der Griechen aus der Eurozone rücke damit wieder auf die Agenda.

Der Euro verlor über einen halben Cent zum Dollar, zum britischen Pfund fiel er auf ein Dreijahrestief. In Griechenland brachen die Bankentitel im Schnitt um 9,6 Prozent ein. Der Athener Leitindex ASE schloss auf dem tiefsten Stand seit 1992.

Renten waren umgekehrt als vermeintlich sicherer Hafen gesucht. Der deutsche Bund-Futures sprang auf ein neues Allzeithoch bei 142,64 Prozent. Umgekehrt fiel die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen auf 1,54 Prozent zurück.

Natürliche Verlierer der Angst um die Eurozone waren die Bankenwerte: Deutsche Bank fielen um 2,5 Prozent und Commerzbank um 3,4 Prozent. Die Konjunktursorgen drückten vor allem zyklische Aktien. Auch die Rohstoffe gaben deutlich nach, so Kupfer um fast 3 Prozent. Vor allem die Automobilwerte wurden durch die Bank abverkauft. VW fielen 2,3 Prozent, MAN und BMW um je 3,9 Prozent und Daimler um 2,8 Prozent. Bei den Chemiewerten verloren BASF 2,6 Prozent, im Stahlbereich ThyssenKrupp 2,7 Prozent.

Gewinner waren wie üblich nur die defensiven Werte: FMC legten um 0,8 Prozent zu und Fresenius um 0,7 Prozent. Deutsche Telekom verteuerten um 0,6 Prozent auf 8,56 Euro. Telekommunikationswerte stellten europaweit die einzige Gewinnerbranche, nachdem America Movil (AM) seinen Anteil am niederländische Telekomdienstleister KPN aufstocken will.

KPN ist die Muttergesellschaft von E-Plus. AM bietet 8 Euro je Aktie und damit eine Prämie von 23,5 Prozent auf den Montagsschluss. Das Unternehmen des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim will den Anteil auf 28 Prozent nach zuletzt 4,8 Prozent aufstocken. "Das zeigt, wie attraktiv niedrig die Bewertung der europäischen Telekommunikationsdienstleister mittlerweile ist", sagte ein Händler. KPN haussierten um knapp 18 Prozent.

Deutsche Post fielen nur 0,8 Prozent auf 14,14 Euro. Der Logistikkonzern hat auch im ersten Quartal vom regen Warenaustausch in Asien und dem boomenden Online-Handel profitiert. Der Gewinn ist überproportional gewachsen. "Sehr ordentlich", lobte equinet-Analyst Jochen Rothenbacher die Zahlen.

Nicht ganz so überzeugend fielen die Geschäftszahlen von Munich Re aus. Die Aktie fiel um 3,7 Prozent auf 103,85 Euro. Weniger Großschäden und Gewinne aus Kapitalanlagen haben die Münchener im ersten Quartal zwar in die Gewinnzone zurückgebracht, aber andere waren noch erfolgreicher. "Die Zahlen der Swiss Re haben mir besser gefallen", bemängelte Christian Muschick, Analyst bei Silvia Quandt Research.

Der geplante Börsengang der Rheinmetall-Tochter Kolbenschmidt Pierburg kam am Markt gut an. Die Aktie verlor 1,6 Prozent auf 37,52 Euro und damit weniger als der Markt. Mit einer Neubewertung der Rheinmetall-Aktie rechnet nun DZ-Analyst Markus Turnwald. Auf dem derzeitigen Kursniveau werde die Aktie mit deutlichen Abschlägen zu ihren Wettbewerbern aus dem Automotive- und Rüstungsbereich gehandelt.

Deutlicher Zuwächse bei den Geschäftszahlen erfreute sich Gildemeister. Das Geschäft läuft so gut, dass der Maschinenbauer schon jetzt eine höhere Dividende für 2012 in Aussicht stellt. Die Aktie hielt sich 1 Prozent im Plus bei 15,10 Euro.

DJG/mod/flf

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 05:33 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]