Alt 07.05.12, 17:14
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX trotzt Wahlergebnissen aus Athen und Paris
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FRANKFURT (Dow Jones) - Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird - diese Binse belegte am Montag wieder einmal eindrucksvoll der deutsche Aktienmarkt. Zwar drückte der erste Schreck über den Ausgang der Parlaments- respektive Präsidentschaftswahlen in Griechenland und Frankreich am Wochenende den DAX zunächst bis zu 2,3 Prozent ins Minus. Dann sorgten jedoch der zweite Blick auf die Urnengänge sowie überraschend positive makroökonomische Kennziffern aus Deutschland für eine von den Banken angeführte kräftige Erholung. Am Ende des Tages legte der Leitindex dann 0,1 Prozent auf 6.569 Punkte zu. Der MDAX zog gar um 0,4 Prozent auf 10.626 Punkte an.

Bei der Parlamentswahl in Griechenland haben sich die konservative Nea Demokratia und die sozialistische PASOK schallende Ohrfeigen des Wählers abgeholt. Damit haben die beiden den Athener Sparkurs tragenden Parteien die Mehrheit der Sitze verpasst, gleichzeitig verzeichneten der rechte und der linke Rand des politischen Spektrums kräftige Stimmenzuwächse. Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich gewann der gegen das vermeintliche Berliner Spardiktat wetternde Sozialist Francois Hollande gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy, zuletzt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Motor der Durchsetzung verschärfter Haushaltsdisziplin im Gemeinsamen Währungsgebiet.

"Interessanterweise haben zwar Nea Demokratia und PASOK schmerzliche Wahlschlappen hinnehmen müssen, dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass 80 Prozent der griechischen Wähler im Euro und der EU verbleiben wollen", kommentierte Stefan Hofrichter, Chefvolkswirt von Allianz Global Investors. Darüber hinaus rechne er damit, dass Hollande am Fiskalpaket festhalten, es aber um ein Wachstumspaket zu erweitern versuchen werde. "Von größeren politischen Konflikten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gehen wir nicht aus", prognostizierte der Ökonom.

Auch die Konjunkturdaten aus Deutschland sorgten für positive Impulse. So stiegen die Aufträge der Industrie im März um satte 2,2 Prozent binnen Monatsfrist. Der Markt hatte lediglich ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. "Die Aufträge aus dem Euroraum haben zwar stagniert, dafür sind die Orders aus dem Rest der Welt aber um 4,8 Prozent gestiegen", sagte Heinrich Bayer, Volkswirt bei der Deutschen Postbank. Die heimische Industrie sei derzeit also in der Lage, die Schwäche im Gemeinsamen Währungsgebiet durch eine anziehende globale Nachfrage zu kompensieren.

Den Tagesgewinn unter den deutschen Standardwerten fuhren Commerzbank ein, die im europäischen Branchensog um 3,2 Prozent auf 1,58 Euro zulegten. Für adidas ging es um 1,9 Prozent auf 62,86 Euro nach oben. Die Papiere des Sportartikelherstellers profitierten weiter von den unerwartet gut ausgefallenen Geschäftszahlen für das Auftaktvierteljahr. So hat Herbert Sturm, Analyst bei der DZ-Bank, wegen des Geschäftsberichts seine Margenschätzungen für die Jahre 2013 und 2014 nach oben geschraubt und das Kursziel auf 68 von 65 Euro angehoben.

BMW wurden von einem anhaltend brummenden Geschäft in China gestützt und verteuerten sich um 1,5 Prozent auf 70,05 Euro. Die weltweite Nummer eins unter den Herstellern von Luxusautomobilen verkaufte dort im April 27.197 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Das waren knapp 31 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Deutsche Post zogen um 2,0 Prozent auf 14,26 Euro an. Am Dienstag legt der Logistiker die Bilanz für die ersten drei Monate des Jahres vor.

Am anderen Ende des Kurszettels gaben Lufthansa um 1,6 Prozent auf 9,40 Euro nach. Auch bei der Airline zeigten die Geschäftszahlen für das erste Quartal Nachwirkungen. So hat etwa Lampe-Bank-Analyst Sebastian Hein nach dem enttäuschenden Geschäftsbericht für das Auftaktvierteljahr seine Ergebnisschätzungen für 2012 und 2013 reduziert. Bis das Restrukturierungsprogramm "SCORE" greife, sei die Aktie der Fluggesellschaft nicht kaufenswert. Nur "optisch" verloren Linde 2,7 Prozent auf 123,65 Euro. Der Gasehersteller hat zu Wochenbeginn eine Dividende von 2,50 Euro je Aktie unter die Anleger gebracht. Gemessen am Schlusskurs vom Freitag entsprach dies einem Abschlag von 2,0 Prozent.

Die Musik spielte freilich in der zweiten Reihe, wo QSC um 8,8 Prozent auf 1,74 Euro einbrachen. Vor allem wegen einer Übernahme sank der Gewinn des Netzbetreibers in den ersten drei Monaten 2012 binnen Jahresfrist um fast zwei Drittel auf 2,3 Millionen Euro. Die Margenschätzung von 16,6 Prozent für dieses Jahr erscheine nunmehr ambitioniert, sagte Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Für den TecDAX, wo die Titel von QSC notiert sind, ging es hingegen um 0,3 Prozent auf 784 Punkte nach oben.

DJG/jej/flf

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