Alt 20.04.12, 11:50
Standard ifo-Index zündet mit Verspätung
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FRANKFURT (Dow Jones) - Mit einiger Verzögerung gibt der überraschend den sechsten Monat in Folge gestiegene ifo-Geschäftsklimaindex den europäischen Börsen am Freitagmittag dann doch einen Schub nach oben. Der DAX steigt um 0,9 Prozent auf 6.733 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,9 Prozent auf 2.305 Punkte nach oben. Gesucht sind dabei vor allem die Bankwerte, die von der Hoffnung auf eine Aufstockung der Rettungsgelder des IWF getragen werden.

Auch der Euro profitiert etwas und zieht zum Greenback bis auf 1,3188 von 1,3162 Dollar vor der Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex an. Von einem Ausbruch aus dem bei etwa 1,33 Dollar gedeckelten Seitwärtskorridor ist die Gemeinschaftswährung trotzdem noch weit entfernt. "Insgesamt bleiben wir vorsichtig und sehen weiter die überlagernde starke politische Unsicherheit", sagt ein Händler.

So sind auch nach der Auktion spanischer Staatsanleihen am Vortag die Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Iberer nicht ausgeräumt. Auch mit Blick auf Frankreich zeigten die Anleger im Vorfeld der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Wochenende Nerven, die Rendite zehnjähriger Schuldtitel des Landes stieg am Donnerstag über 3,0 Prozent. Gerüchte über eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit taten ihr Übriges.

Bund-Futures steigen auf frisches Allzeithoch

"Der sich abzeichnende Wahlsieg des Herausforderers Hollande im zweiten Wahlgang am 6. Mai könnte das Thema gemeinsam von den Mitgliedern des Euroraums begebener Bonds wieder in den Vordergrund treten lassen", sagt Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Zudem stehe zu befürchten, dass die enge deutsch-französische Kooperation im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet gefährdet werde. Die Renditen zehnjähriger französischer und spanischer Staatsanleihen ziehen am Freitagmittag abermals etwas an, die Schuldtitel der Iberer nähern sich dabei wieder der kritischen Marke von 6 Prozent. Die als sichere Häfen geltenden Bund-Futures erklimmen hingegen ein neues Rekordhoch.

Der ifo-Geschäftsklimaindex, der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft, hat im April unerwartet abermals zugelegt. Auch die beiden Subkomponenten für Lage und Erwartung entwickelten sich besser als im Vorfeld erwartet. "Deutschland dürfte aller Voraussicht nach eine Rezession vermeiden, ungeachtet der schwierigen konjunkturellen Situation innerhalb der Eurozone", kommentierte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen die Daten.

Auf der Unternehmensseite stehen im weiteren Verlauf des Tages noch die Zahlen von General Electric für das erste Quartal auf der Agenda. Die Amerikaner sind nicht nur so breit aufgestellt, dass sie vielfach als Indikator für die ganze US-Volkswirtschaft gelten, sondern auch ein wichtiger Wettbewerber von Siemens. Und zuletzt haben sich die Anzeichen verdichtet, dass bei den Deutschen die Geschäfte schlechter als bislang prognostiziert laufen. Analysten erwarten, dass General Electric im Auftaktvierteljahr einen Gewinn von 0,33 Dollar je Aktie eingefahren hat.

Ausschüttungen machen die Kurse

Nachrichten zu einzelnen Unternehmen muss man am Freitag abermals suchen wie weiland Diogenes mit der Laterne. Dessen ungeachtet fallen RWE auf, die um 6,0 Prozent auf 33,56 Euro nachgeben. Allerdings schüttet der Versorger eine Dividende von 2 Euro je Aktie aus. Gemessen am Schlusskurs des Vortags entspricht das einem Abschlag von 5,6 Prozent, der hohe Verlust ist also überwiegend optischer Natur. Das selbe Bild bei VW, für die es um 2,4 Prozent auf 123,95 Euro nach unten geht. Die Wolfsburger bringen 3,06 Euro je Aktie unter die Anleger, ein Dividendenabschlag von exakt 2,4 Prozent.

Gesucht sind hingegen Merck, für die es um 1,5 Prozent auf 84,92 Euro nach oben geht. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern gibt Gas bei der geplanten Restrukturierung. Die Aktionäre stimmte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley während der Hauptversammlung auf einschneidende Maßnahmen zur Kostenreduzierung ein. MAN geben um 0,6 Prozent auf 101,70 Euro nach. Der Hersteller von Nutzfahrzeugen habe in den ersten drei Monaten des Jahres zwar die Erwartungen an den Auftragseingang übertroffen, sagte DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. Einzelheiten zu Effizienzmaßnahmen habe MAN aber nicht genannt, daher sei der Einfluss auf die Margen nicht ganz klar.

Auf europäischer Bühne geht es für Nestle um 0,5 Prozent auf 56,90 Schweizer Franken nach unten. Der größte Nahrungsmittelhersteller der Welt hat zwar im ersten Quartal dank des Wachstums in den Schwellenländern gute Geschäfte gemacht. Der Umsatzrückgang in Europa sei höher als erwartet ausgefallen, monierte jedoch Jean-Philippe Bertschy, Analyst der Bank Vontobel.

Nokia brechen um 5,1 Prozent auf 2,77 Euro ein. Im Nachgang zum am Donnerstag abermals enttäuschenden Quartalsbericht haben die Analysten von Bernstein eine verheerende Studie verfasst. Die Auslieferungen der mit dem als Hoffnungsträger geltenden Windows-Betriebssystem ausgestatteten Mobiltelefone seien hinter den Erwartungen geblieben, noch dazu sei die Preismacht bei diesen Modellen gering gewesen. Auch bei den niedriger wertigen Produktsegmenten stünden die Finnen unter Druck. "Daher gehen wir davon aus, dass Nokia in den kommenden Jahren sowohl das Geschäft am oberen als auch am unteren Ende verlieren wird."

DJG/jej/raz

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