Alt 18.04.12, 11:40
Standard Zittrige Hände nehmen Gewinne mit
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Gewinnmitnahmen nach der Rally vom Vortag weiten sich an Europas Börsen bis zum Mittwochmittag aus. Mit Finanzwerten und Zyklikern werden dann auch vor allem die Outperformer vom Dienstag verkauft. Der Euro-Stoxx-50 verliert 1,0 Prozent auf 2.345 Punkte. Besonders kräftig geht es in Madrid (-2,6 Prozent) und Mailand (-1,6 Prozent) nach unten. Etwas besser hält sich der DAX, der um 0,3 Prozent nachgibt. Auch der Euro gibt Boden zum Greenback preis und wird wieder unter 1,31 Dollar gehandelt. Spiegelbildlich ziehen die als sichere Häfen geltenden deutschen Renten-Futures an.

Aus fundamentaler Sicht pendelten die Börsen gegenwärtig zwischen zwei Polen, sagt Colleen Supran von Bingham, Osborn & Scarborough in San Francisco. So erfüllten die Quartalsberichte von US-Unternehmen wie zuletzt IBM und Intel weiter mehr oder weniger exakt die Markterwartungen, gleichzeitig würde die Entwicklung der spanischen Refinanzierungsprobleme jedoch mit anhaltender Sorge verfolgt. "Das wird die Volatilität an den Aktienmärkten hoch halten."

Härtetest für Spanien kommt am Donnerstag

Auch die Lage in Spanien selbst steht derzeit weiter auf Messers Schneide. So haben die Iberer am Vortag zwar rund 3,2 Milliarden Euro an Schatzanweisungen mit Laufzeiten von zwölf und achtzehn Monaten unter die Anleger gebracht. Das war zwar etwas mehr als angestrebt, der Erfolg wurde jedoch mit deutlich höheren Zinsen erkauft. Dennoch legte sich damit die Sorge etwas, dass den spanischen Banken - traditionell die stärksten Käufer heimischer Schuldtitel - bereits die Mittel aus den Langfristtendern der Europäischen Zentralbank ausgegangen sind.

Der eigentliche Härtetest für das Vertrauen der Anleger steht allerdings erst am Donnerstag an, dann will das unter maladen Arbeits- und Immobilienmärkten leidende Land Staatsanleihen mit Fälligkeit in den Jahren 2014 und 2022 versteigern. "Diese Auktion länger laufender Schuldtitel ist entscheidend und wird ein genaueres Bild der Stimmung zeichnen", sagt Nicholas Spiro von Spiro Sovereign Strategy. Von der Seite der makroökonomischen Kennziffern sind am Mittwoch keine sonderlichen Impulse zu erwarten. Denn auf dem Programm stehen sowohl aus Europa als auch den USA nur Konjunkturdaten aus der bestenfalls zweiten Reihe.

Kapitalerhöhung lastet auf GSW

Am deutschen Aktienmarkt spielt die Musik in der zweiten Reihe. Für GSW Immobilien geht es um 4,0 Prozent auf 24,76 Euro nach unten. Das Unternehmen will das Grundkapital durch die Ausgabe von gut 9 Millionen Stammaktien erhöhen. Die Erlöse sollen für "künftige Zukäufe und zur Optimierung der strategischen und finanziellen Flexibilität" verwendet werden. Allerdings verwässert die steigende Zahl von Anteilscheinen auch den Gewinn einzelner Aktionäre, die bei solchen Maßnahmen daher in der Regel reflexartig den Rückzug antreten.

SGL Carbon fallen um 4,8 Prozent auf 33,52 Euro. Trotz einer leichten Umsatzsteigerung im ersten Quartal hat der Graphitspezialist das operative Ergebnis nur auf dem Niveau des Vorjahrs gehalten. Noch dazu will das Unternehmen eine Wandelanleihe platzieren. "Das kommt überraschend, da es aus unserer Sicht keine sonderliche Notwendigkeit für frisches Geld gegeben hat", sagt DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. Der Verwässerungseffekt aus der Maßnahme belaufe sich auf 9 Prozent.

Sky Deutschland verbilligen sich um 10,0 Prozent auf 1,93 Euro. Der Bezahlsender hat sich zwar am Dienstag abermals die Live-Rechte für die Übertragung der Spiele der Fußballbundesliga gesichert. Allerdings musste das Unternehmen dafür wesentlich tiefer als bislang in die Tasche greifen. Die Analysten von HSBC bezeichnen den Preis von 486 Millionen jährlich als "atemberaubend". Dies sei eine Steigerung um 94 Prozent, einziger Gewinner sei die Bundesliga. News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, ist an Sky Deutschland derzeit mit 49,9 Prozent beteiligt.

Douglas von LVMH-Spekulation gestützt

Douglas rücken hingegen um 2,3 Prozent auf 34,97 Euro vor. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat der unter Problemen bei der Buchhandelskette Thalia leidende Einzelhandelskonzern erste Kontakte zum Luxusgüterhersteller LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton geknüpft. Die Familie Kreke, mit einem Anteil von 12,7 Prozent Großaktionär von Douglas, erwägt das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Verhandlungen über den Einstieg von Finanzinvestoren sind laut Bloomberg aber ins Stocken gekommen.

In der ersten Reihe geht es für ThyssenKrupp um 3,0 Prozent auf 18,53 Euro nach oben. "Das sind charttechnische Käufe mit der Hoffnung auf eine Bodenbilung", erklärt ein Händler. Zudem erwarte der irische Broker Davy, dass der Stahlkocher beim Sorgenkind Brasilien die Kurve kriegen werde.

DJG/jej/raz

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