Alt 12.04.12, 11:33
Standard Schuldenangst sorgt für massives Nord-Süd-Gefälle
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FRANKFURT (Dow Jones) - Auch die zweite ordentlich über die Bühne gegangene Auktion italienischer Schuldtitel in dieser Woche räumt die Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Länder in der Peripherie des Gemeinsamen Währungsgebiets nicht aus. Vielmehr zeigen Europas Börsen am Donnerstagmittag ein massives Nord-Süd-Gefälle. Während sich der DAX mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 6.688 Punkte knapp über Wasser hält, saufen die Indizes rund ums Mittelmeer förmlich ab. In Lissabon geht es um 2,4 Prozent nach unten, in Madrid um 2,2 Prozent. In Mailand verliert der Leitindex 1,8 Prozent, in Athen 1,9 Prozent.

Und wieder einmal sind es die Finanzwerte, die die Kursbarometer in die Tiefe ziehen. Banco Espirito Santo geben in Portugal um 15,2 Prozent nach, Alpha Bank in Griechenland um 5,6 Prozent und BBVA in Spanien um 3,4 Prozent. Gesucht sind hingegen die unter anderem im DAX hoch gewichteten Zykliker, nachdem die Citigroup geraten hat, Industriewerte weltweit überzugewichten. Automobiltitel ziehen im europäischen Schnitt um 1,1 Prozent an, Grundstoffwerte gar um 1,7 Prozent.

Mit Italien reüssiert das "falsche" Land

Zuvor hat das italienische Schatzamt Staatsanleihen verschiedener Laufzeiten im Gesamtvolumen von 4,885 Milliarden Euro verkauft. Damit blieb das Platzierungsvolumen geringfügig unter den als Maximum angepeilten 5 Milliarden Euro. Für die beiden 2015 fällig werdenden Schuldtitel muss das Land höhere Zinsen zahlen als zuvor. Bei den Anleihen mit Fälligkeit 2020 und 2023 kommt Italien dagegen günstiger weg. Allerdings hat damit das "falsche" Land abermals seine Kapitalmarktfähigkeit belegt. Denn einer Studie der Deutschen Bank zufolge verfügen die italienischen Kreditinstitute noch über genügend Feuerkraft aus den Dreijahrestendern der Europäischen Zentralbank, um sie zum Kauf heimischer Staatsanleihen einzusetzen. Die spanischen Pendants haben ihr Pulver jedoch bereits verschossen.

Auch die Vorgaben aus Übersee liefern kaum Gründe für eine Neuauflage der vorangegangenen Liquiditäts-Rally. So hat das Beige Book der US-Notenbank - eine lose Sammlung von Eindrücken zu Beschäftigung und Inflation in den Federal-Reserve-Distrikten - lediglich das erwartete Bild einer anhaltenden aber weiter verhaltenen Erholung der US-Wirtschaft gezeichnet. Nach frischen Hinweisen auf eine abermalige Injektion von Notenbankgeld fahndeten die Börsianer am Vorabend aber vergebens. Damit geht das Rätseln über den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank weiter, waren die jüngsten Äußerungen der Federal-Reserve-Granden zu diesem Thema doch wenig eindeutig.

Am Devisenmarkt handelt der Euro zum Greenback kaum verändert bei knapp über 1,31 Dollar. Mehr Musik steckt im Australischen Dollar, der nach überraschend positiven Arbeitsmarktdaten vom fünften Kontinent deutlich zum US-Pendant zulegt. "Down under" ist die Zahl der Beschäftigten im März um 44.000 gestiegen, Ökonomen hatten lediglich ein Plus von 6.000 Jobs erwartet. "Sowohl die Vollzeit- als auch die Teilzeitstellen legten stark zu und rundeten das durchweg positive Bild ab", sagt Antje Praefcke, Devisenanalystin bei der Commerzbank.

Gerresheimer nach angehobener Umsatzprognose gesucht

Am Nachmittag könnte dann wie jeden Donnerstag die Entwicklung der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung für neue Impulse sorgen. Volkswirte erwarten einen Anstieg um 1.000 binnen Wochenfrist. Auch die Berichtssaison zum Auftaktvierteljahr kommt mittlerweile auf Touren. So wird am frühen Abend der Beiersdorf-Wettbewerber L'Oreal den Umsatz im ersten Quartal ausweisen. Nach Handelsschluss an Wall Street stehen dann die Zahlen des Internet-Schwergewichts Google für die ersten drei Monate 2012 auf dem Programm.

Auch in Frankfurt stehen mit Infineon (+5,1 Prozent), HeidelbergCement (+2,0 Prozent) und BMW (+1,6 Prozent) vor allem die konjunktursensiblen Aktien ganz oben auf den Einkaufslisten. Die Papiere des Münchener Halbleiterherstellers profitieren zusätzlich von einem positiven Analystenkommentar der Deutschen Bank. In der zweiten Reihe ziehen Gerresheimer um 5,5 Prozent auf 33,87 Euro an. Die guten Geschäfte mit der Pharmaindustrie haben den Verpackungsspezialisten optimistischer für den Rest des Jahres gemacht. Die Düsseldorfer rechnen für das laufende Geschäftsjahr nun mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 7 Prozent bis 8 Prozent. Bislang wurden nur plus 5 bis 6 Prozent in Aussicht gestellt.

Rhön-Klinikum fallen hingegen um 3,9 Prozent auf 14,01 Euro zurück. Der Klinikbetreiber rechnet für das erste Quartal wegen höherer Kosten bei der Uniklinik Gießen-Marburg mit weniger Gewinn als ursprünglich geplant. Sky Deutschland verteuern sich um 10,2 Prozent auf 1,96 Euro. Die Analysten der UBS haben die Papiere des Bezahlfernsehsenders auf die Liste bevorzugter Aktien genommen. News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, ist an Sky Deutschland derzeit mit 49,9 Prozent beteiligt.

DJG/jej/kko

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