Alt 08.03.12, 11:51
Standard XETRA-MITTAG/Anleger feiern Schuldenschnitt für Griechenland
Beitrag gelesen: 269 x 

FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt baut seine Kursgewinne bis zum Donnerstagmittag kräftig aus. Zuversicht für das Gelingen des bislang größten Forderungsverzichts der Welt hat die Indizes bereits freundlich in den Handel starten lassen. Im Verlauf des Vormittags reißen sie dann noch eine Reihe von Stop-Marken, was die Aufwärtsdynamik weiter beschleunigt. Überdurchschnittlich ziehen dabei vor allem die Finanzwerte und Zykliker an. Bis 12.25 Uhr steigt der DAX um 2,1 Prozent oder 142 auf 6.813 Punkte. Für den MDAX geht es wegen des kräftigen Kursanstiegs beim Indexschwergewicht EADS um 2,9 Prozent oder 298 auf 10.406 Punkte nach oben. Der TecDAX rückt um 1,2 Prozent oder 9 auf 760 Punkte vor.

Am Abend läuft die Frist zur Annahme des griechischen Umschuldungsangebots ab, bislang haben bereits rund 60 Prozent der privaten Gläubiger dem Forderungsverzicht zugestimmt. Bei einer Annahmequote von 66 Prozent kann Athen dann auch unwillige Kreditgeber zur Teilnahme zwingen. Somit sollen nicht nur die Verbindlichkeiten Athens bis 2020 auf 120,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukt sinken - 120 Prozent hält der Internationale Währungsfonds für tragfähig. Vielmehr ist die substanzielle Beteiligung privater Gläubiger an einer Sanierung der griechischen Finanzen Voraussetzung für die Freigabe des zweiten Rettungspakets der EU für Griechenland. "Wir wissen von vielen Investoren, dass sie noch auf den letzten Drücker zustimmen werden. Daher rechnen wir mit einer Annahmequote von 80 Prozent", sagt ein Händler. Die offiziellen Zahlen sollen erst am Freitagmorgen veröffentlicht werden.

Am frühen Nachmittag wird sich die Aufmerksamkeit der Börsianer auf die geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) richten. Volkswirte rechnen allerdings nicht damit, dass die Währungshüter um EZB-Präsident Mario Draghi an der Zinsschraube drehen werden. Schließlich liegt mit dem zweiten Dreijahrestender die jüngste geldpolitische Maßnahme der Notenbank erst wenige Tage zurück. Und deren Wirkung wird die EZB vor dem nächsten Schritt abwarten wollen. "Viel wichtiger ist ein anderer Punkt: Wie wird sich Draghi zur Ausweitung der EZB-Liquidität äußern?", sagt Ulrich Leuchtmann, Chef des Devisen-Researchs der Commerzbank. In den vergangenen zwölf Monaten sei die Geldmenge der EZB um 36 Prozent gestiegen und liege - angesichts der Vollzuteilungsoperationen und der Verwässerung der Besicherungsregel - momentan außerhalb der Kontrolle der Notenbank.

Aus den USA wird am Nachmittag wie jeden Donnerstag die Entwicklung der Erstanträge auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erwartet. Ökonomen rechnen mit einem Plus von 2.000 binnen Wochenfrist. Am Freitag steht der Bericht zur Beschäftigungssituation in der größten Volkswirtschaft der Welt im Februar auf der Agenda. Nach Börsenschluss an Wall Street wird der Halbleiterhersteller Texas Instruments erste Zahlen für das Auftaktvierteljahr veröffentlichen, die Amerikaner gelten als wichtiger Wettbewerber der deutschen Infineon.

Angesichts der Zuversicht, dass ein ungeordneter Zahlungsausfall Athens vermieden wird, sind am Donnerstagmittag vor allem Finanzwerte und Zykliker gesucht. Deutsche Bank steigen um 4,1 Prozent auf 35,37 Euro. Daimler verteuern sich um 4,6 Prozent auf 46,04 Euro. Deutsche Post legen gar um 5,3 Prozent auf 13,60 Euro zu und sind damit bislang Tagesgewinner im Leitindex. Zwar sei das Schlussvierteljahr etwas schwächer als erwartet ausgefallenen, sagt equinet-Analyst Jochen Rothenbacher. Dafür überrasche die Anhebung der Dividende positiv, noch dazu habe der Logistiker einen starken Ausblick auf das laufende Jahr gegeben.

Henkel werden nach einem tiefroten Start mit dem Gesamtmarkt nach oben gespült und verteuern sich um 1,0 Prozent auf 49,62 Euro. Im Tagestief wurden die Papiere bereits mit einem Minus von 4,1 Prozent gehandelt. Das bereinigte operative Ergebnis des Konsumgüterherstellers im vierten Quartal sei enttäuschend, moniert DZ-Bank-Analyst Thomas Maul. Noch dazu überrasche die bestätigte Prognose für 2012 nicht positiv. Bei den Eckdaten von BMW für die letzten drei Monate 2011 gibt hauptsächlich das schwach ausgefallene Vorsteueregebnis Rätsel auf. Analysten gehen vor allem von Einflüssen aus dem Finanzergebnis oder dem Bereich Financial Services aus. Die Zahlen der Automobilsparte werden hingegen einhellig als gut gewertet. Dennoch bleiben BMW mit einem Plus von 1,3 Prozent auf 69,18 Euro deutlich hinter dem europäischen Sektorindex zurück, der um 3,5 Prozent anzieht.

In der zweiten Reihe schießen EADS um 9,3 Prozent auf 29,27 Euro nach oben. Die Zahlen des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzens für die letzten drei Monate des vergangenen Jahres sind deutlich besser als vom Markt prognostiziert ausgefallen. Noch dazu will die Muttergesellschaft der Flugzeugherstellers Airbus die Dividende überraschend stark anheben. Das Auftragsbuch erscheine mit einem Rekordniveau von 541 Milliarden Euro "solide" und die Profitabilität nehme zu, merken die Analysten von Nomura an.

DJG/jej/cln

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 13:32 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]