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FRANKFURT (Dow Jones)--Sehr schwach und nur leicht vom Tagestief erholt ist der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch aus dem Handel gegangen. Der massive Kurseinbruch italienischer Staatsanleihen riss auch die Aktienmärkte mit nach unten. Der DAX fiel um 2,2% oder 132 Punkte auf 5.830 Zähler. Auch der Umsatz in DAX-Titeln auf Xetra sprang massiv an: Umgesetzt wurden rund 245,8 (Vortag: 144,4) Mio Aktien im Wert von rund 4,23 (Vortag: 2,82) Mrd EUR.
Die erhoffte Rücktrittsankündigung des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sorgte nur für ein kurzes Strohfeuer - die Sorge über Italiens langfristige Finanzierbarkeit gewann die Oberhand. Italien hat Griechenland damit als Belastungsfaktor der Börsen abgelöst. Anders als die Hellenen ist Italien jedoch der drittgrößte Schuldner der Welt. Italienische Renditen sprangen in der Spitze auf 7,5% für zehnjährige Titel und damit auf ein mittelfristig nicht mehr stemmbares Niveau. Gegenüber deutschen Anleihen mussten am Abend über 5,7 Prozentpunkte (570 Bp) mehr Zinsen gezahlt werden. Nur Stützungskäufe durch die EZB sollen nach Händlerangaben Schlimmeres verhindert haben. Der Euro stürzte darauf in der Spitze um fast drei volle US-Cents ab, der deutsche Renten-Futures sprang dagegen auf ein Allzeithoch. Am Abend sorgten Berichte für eine leichte Erholung, wonach Italien seinen Budgetplan für 2012 schnellstens vorstellen wolle. Da sich das Land im nächsten Jahr allerdings kräftig refinanzieren müsse, könne bereits der Haushaltsentwurf für 2012 Makulatur sein. Er sei noch mit den alten Finanzierungskosten gerechnet worden, so kritische Stimmen aus dem Handel. Der Ausverkauf bei den italienischen Anleihen war am Morgen mit der Anhebung der Sicherheitshinterlegung beim Clearinghaus LCH.Clearnet ausgelöst worden. Die Margenanforderungen für Italiens Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren liegen nun bei 11,65% nach zuvor 6,65%. Dies bedeutet, dass höhere Sicherheiten hinterlegt werden oder aber die Bestände in italienischen Anleihen reduziert werden müssen. Vor allem die Werte klassische Anleihekäufer - also Versicherungen - gerieten dadurch kräftig unter Druck. Unter anderem brachen Allianz um 5%, Munich Re um 4,7%, Deutsche Bank um 4,4% und Commerzbank um 6,1% ein. Einzelwerte mit Quartalszahlen konnten sich nur selten gegen den Abverkauf durchsetzen. Deutsche Post legten um 3,8% auf 11,10 EUR zu, Die Geschäftszahlen wurden als "stark" eingestuft. Nils Machemehl, Analyst der BHF Bank, sagte: "Besonders das Briefgeschäft hat sich überraschend gut entwickelt". Der Geschäftsausweis des Versorgers E.ON wurde als "unspektakulär" eingeschätzt. Die Aktien verloren mit dem Markt 1,7% auf 16,29 EUR. Die Zahlen selbst bewegten sich am oberen Ende der Erwartungen, der Ausblick wurde bestätigt - ebenso die Dividendenerwartung von 1,00 EUR für das Jahr 2011. Nicht überzeugen konnte dagegen Henkel, die Titel fielen um 4,5% auf 41,61 EUR. "Das EBIT liegt klar unter den Erwartungen und auch der Umsatz hat die Prognosen nicht erfüllt", so ein Analyst zu den Ergebnissen des Unternehmens. Die EBIT-Marge von 13,4% habe die Prognosen verfehlt, die Gewinnschätzungen könnten damit leicht sinken, hieß es weiter. Auch aus dem MDAX gab es eine Reihe von Unternehmenszahlen. Die Aktie des Roboter- und Anlagenbauer Kuka stieg um 4% auf 14,36 EUR. "Die Kennziffern liegen alle mehr oder minder deutlich über den Erwartungen", so ein Teilnehmer. Hervorgehoben wurde besonders gestiegene Auftragseingang. Der Duft- und Aromenhersteller Symrise hat nach Einschätzung von Analystin Yasmin Moschitz von der Commerzbank beim Umsatz leicht enttäuscht. Dies sei allerdings nicht unerwartet gekommen. Erfreulich seien dagegen die Aussagen zur Gewinnmarge. Die Aktie legte um 4% auf 18,35 EUR zu. Hannover Rück verloren trotz guter Geschäftszahlen 2,4% auf 35,87 EUR. Sie litten unter dem europaweiten Ausverkauf der Branche. Philipp Häßler, Analyst von equinet, stufte die Daten aber als gut ein: Die Schadenkostenquote sei besser als erwartet ausgefallen - auch das Kapitalanlageergebnis habe die Erwartungen übertroffen. Klöckner & Co brachen um 8,5% auf 9,35 EUR ein. Wie erwartet sei das Zahlenwerk von der schwachen Stahlnachfrage geprägt, hieß es. Das Unternehmen geht nun nicht mehr davon aus, dass die Ziele für eine Gewinnmarge von 6% im kommenden Jahr erreicht wird. Keinen großen Kurseinfluss auf Daimler und EADS hatte die Ankündigung, die Staatsbank KfW werde die Hälfte des Daimler-Anteils übernehmen. EADS fielen 5,1%, Daimler um 1,9%. DJG/mod/flf (END) Dow Jones Newswires November 09, 2011 12:27 ET (17:27 GMT) Copyright (c) 2011 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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