Alt 20.06.13, 10:25
Standard US-Notenbank und schwache China-Daten belasten Börsen
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Die Sorgen über ein möglicherweise baldiges Ende der monatlichen Anleihekäufe durch die US-Notenbank und schwache Konjunkturdaten aus China haben am Donnerstag an den asiatischen Aktienmärkten für tiefrote Vorzeichen gesorgt. In China ist der von der HSBC berechnete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Juni hinter den Erwartungen zurück geblieben. Er fiel auf das niedrigste Niveau seit neun Monaten. Unter dieser "doppelten Last" ging es an den Aktienmärkten deutlich nach unten.

Möglicherweise schon zum Jahresende könnte die Fed ihr monatliches Wertpapierkaufprogramm von 85 Milliarden Dollar drosseln - wenn sich die US-Konjunktur, wie von den Notenbankern um Ben Bernanke erwartet, positiv entwickelt. Bis Mitte 2014 könnte "QE3" dann sogar vollständig auslaufen. Als Maßstab dafür nannte Bernanke eine Arbeitslosenquote von 7,0 Prozent.

Für die Zinsentwicklung ist dagegen weiter eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent das Maß der Dinge. Aktuell steht sie bei 7,6 Prozent. Aber selbst wenn die magischen 6,5 Prozent erreicht werden, bedeutet das laut Bernanke keine automatische Anhebung der Zinsen: "6,5 Prozent sind ein Grenzwert, aber kein Auslöser." Damit richtet sich die Politik der Fed maßgeblich an zwei Zielmarken für den Arbeitsmarkt aus. Weil die Inflation niedrig bleibt, kann sie sich auf den Jobaufbau konzentrieren.

Klarer Profiteur der Bernanke-Aussagen war der Dollar. Er stieg gegenüber dem Yen über die Marke von 98. Mit seinen Aussagen zur weiteren US-Geldpolitik habe der US-Notenbankpräsident Klarheit geschaffen und dem Dollar Aufwärtspotenzial eröffnet, sagte die Commerzbank. Die Kombination aus optimistischerer Konjunktureinschätzung und "Guidance" sei ein starkes Signal für die US-Währung. Mittelfristig sieht die Bank den Euro auf unter 1,30 Dollar fallen und den Dollar die Marke von 100 Yen zurückerobern. Der Euro notierte bei 1,3213 Dollar, nachdem er im Tageshoch am Vortag noch bei 1,3416 Dollar gelegen hatte. Auch der australische Dollar stand unter Druck und fiel erstmals seit September 2010 wieder unter die Marke von 0,92 US-Dollar.

Der Goldpreis befand sich dagegen weiter im freien Fall und rutschte mit 1.304,78 Dollar je Feinunze auf den niedrigsten Stand seit Februar 2011. "Die Argumente die gegen Gold sprechen sind klar: niedrige Inflation, ein starker Dollar und eine geringere Liquidität mit einer Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed", sagte Analystin Helen Lau von UOB Kay Hian. Allerdings könnte sich im Gegenzug eine steigende Volatilität an den Aktienmärkten wieder positiv für das Edelmetall auswirken. Sie rechnet mit einem weiteren Goldpreis-Rückgang, die Marke von 1.300 Dollar sollte aber halten.

Die deutlichsten Abschläge verzeichneten die Aktienmärkte in China. Dort reduzierten sich der Schanghai-Composite um 2,8 Prozent und der Hang-Seng-Index um 2,9 Prozent. Der Schanghai-Composite schloss auf dem niedrigsten Stand seit dem 13. Dezember 2012. Hier belastete vor allem der schwache Einkaufsmanagerindex. "Asien befindet sich derzeit in einer Zwickmühle zwischen der Abhängigkeit von der Geldpolitik in den USA und den eigenen Problemen", sagte Analyst Angelo Corbetta von Pioneer Investments. "Wegen fehlender positiver Katalysatoren, dürften die Märkte weiter nach einem Boden suchen", merkte Analyst Zhang Gang von Central China Securities an.

"Mit dem Fehlen einer 'starken Hand' dürften die Märkte anfälliger in Bezug auf externe Einflüsse werden. Die größte Sorge besteht aber hinsichtlich eines möglichen Crashs des US-Aktienmarktes", sagte Analyst Kenichi Hirano von Tachibana Securities. Eine erwartete konjunkturelle Erholung in den USA sei insgesamt nicht negativ zu werten, ergänzte Stratege Daisaku Ueno von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley. Doch die Märkte seien derzeit noch zu stark auf stützende Maßnahmen der Notenbanken fixiert.

Die Fed-Aussagen und die schwachen China-Daten drängten an der Börse in Tokio den starken Dollar, der normalerweise stützend auf das Sentiment wirkt, in den Hintergrund. Der Nikkei-225 fiel um 1,7 Prozent auf 13.015 Punkte. Unter Druck standen hier vor allem Werte mit einem starken China-Bezug. So fielen die Aktien von Komatsu um 3,8 Prozent und für die Titel von Hitachi Construction Machinery ging es um 4,9 Prozent nach unten.

Verstärkte Verkäufe ausländischer Investoren drückten den Kospi um 2,0 Prozent ins Minus. Der Index fiel damit auf den niedrigsten Stand seit rund elf Monaten. Hier standen vor allem die Technologiewerte unter Druck. Die Aktien von Samsung Electronics gaben um 2,9 Prozent nach. Die Börse in Sydney verzeichnete den stärksten Tagesverlust seit 13 Monaten. Für den S&P/ASX-200 ging es um 2,1 Prozent nach unten. Vor allem die Rohstoffwerte verloren deutlich. Diese litten besonders unter den schwachen China-Daten, die Sorgen um eine sinkende Nachfrage verstärkten. Für die Titel von BHP Billiton ging es um 2,6 Prozent nach unten.

Für den Ölpreis der Sorte WTI ging es mit den schwachen China-Daten weiter nach unten. Für einen Barrel mussten 96,53 Dollar bezahlt werden. Bereits zuvor hatte das "schwarze Gold" mit den Aussagen der US-Notenbank unter Druck gestanden. Daneben hätten sich auch noch die US-Lagerbestände in der vergangenen Woche entgegen der Erwartung erhöht.

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