Alt 08.01.20, 22:28
Standard Entspannung in Nahost treibt - Nasdaq auf Rekordhoch
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NEW YORK (Dow Jones)--Mit Erleichterung haben die Anleger an der Wall Street auf die vorläufige Beruhigung im Konflikt der USA mit Iran reagiert. Der Nasdaq-Composite hat ein neues Allzeithoch ereicht. In einer Pressekonferenz hatte US-Präsident Donald Trump weitere Sanktionen gegen den Iran angekündigt als Reaktion auf die Vergeltungsangriffe des Iran. Damit blieben die von manchen Beobachtern befürchteten militärischen Schritte aus.

Dass die Stimmung nervös bleibt, zeigte sich im späten Geschäft, als ein Teil der Gewinne abschmolz. Zudem forderte der Kongress Sanktionen gegen China wegen der Uiguren-Politik. Die Abgeordneten zeigten sich darin alarmiert angesichts der Lage in der nordwestlichen Provinz Xinjiang, wo Berichten zufolge mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime in Umerziehungslagern inhaftiert sind und teils misshandelt werden.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,6 Prozent auf 28.745 Punkte. Der S&P-500 schloss 0,5 Prozent fester, während der Nasdaq-Composite um 0,7 Prozent stieg. Den 1.743 (Dienstag: 1.303) Kursgewinnern an der NYSE standen 1.197 (1.646) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 89 (71) Aktien.

Der Iran hatte in der Nacht zwei internationale Truppenstützpunkte im Irak mit Raketen angegriffen. Bei dieser Aktion kam es nicht zu Toten, auch weil der Iran zuvor den Irak in Kenntnis gesetzt hatte. Da somit sowohl die USA als auch Iran vergleichsweise moderat agiert haben, stehen die Zeichen auf Entspannung. Die Anleger gingen daher ins Risiko, kauften Aktien und verkauften sichere Häfen.

Bereits vor Trumps Aussagen hatten sich die Märkte von anfänglichen Rückschlägen wieder erholt, da der iranische Raketenangriff eher als gesichtswahrendes Signal interpretiert wurde, auf dessen Basis eine Annäherung mit den USA möglich sei. Das US-Verteidigungsministerium hatte mitgeteilt, dass in der Nacht zum Mittwoch in den Stützpunkten im nordirakischen Erbil sowie Ain al-Assad im Westirak mehr als ein Dutzend Raketen eingeschlagen seien. Der Iran hatte zuvor die Angriffe ebenfalls bestätigt. Hierbei wurden keine US-Soldaten getötet.

Ölpreise und Gold unter Druck

Die Ölpreise standen mit der Entspannung massiv unter Druck. Die europäische Sorte Brent verlor 3,1 Prozent auf 66,16 Dollar. Die US-Sorte WTI gab 3,7 Prozent nach auf 60,37 Dollar. Auch die wöchentlichen offiziellen Zahlen zur Entwicklung der US-Rohöllagerbestände drückten auf die Preise, da sie einen Aufbau bei Rohöl und vor allem Benzin ausgewiesen hatten. Die am Vortag vom privaten Branchenverband API vorgelegten Zahlen zeigten einen Rückgang der Bestände um 5,9 Millionen Barrel.

Auch Gold gab nach, nachdem es als vermeintlich sichere Anlage in einer ersten Reaktion auf die Angriffe am Morgen gefragt war und in der Spitze auf über 1.610 Dollar gestiegen war, das höchste Niveau seit 2013. Aktuell sackt der Preis für eine Feinunze ab um 1 Prozent ab auf 1.558 Dollar.

Auch der andere sichere Hafen Anleihemarkt stand unter Druck. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen stieg bei sinkenden Notierungen um 4,2 Basispunkte auf 1,86 Prozent.

Am Devisenmarkt erholte sich der Dollar gegenüber dem als Fluchtwährung geltenden Yen wieder. Im asiatischen Handel war er deutlich unter die Marke von 108 Yen gefallen. Aktuell notiert der Dollar wieder über 109 Yen. Der Euro zeigte sich gegenüber dem Dollar schwächer. Aktuell notiert er bei 1,1110 Dollar nach in der Spitze 1,1168.

Von Konjunkturseite kamen vor Handelsbeginn positive Meldungen vom Arbeitsmarkt. Wie der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP) berichtete, erhöhte sich die Zahl der Stellen in der US-Privatwirtschaft im Dezember deutlich über den Erwartungen gegenüber dem Vormonat um 202.000. Das war der stärkste Anstieg seit April.

Boeing erneut mit schlechten Nachrichten

Boeing gaben 1,8 Prozent nach. Die Welle schlechter Nachrichten für den Flugzeughersteller reißt nicht ab. Neben dem Absturz einer ukrainischen Maschine vom Typ 737 im Iran inmitten der militärischen Eskalation im Nahen Osten empfiehlt nun auch Boeing künftigen Piloten des Krisenflugzeuges 737 MAX ein Simulatortraining. Bereits am Montag war befürchtet worden, die US-Aufsicht FAA könnte dies fordern.

T-Mobile US stiegen um 0,7 Prozent. Die US-Tochter der Deutschen Telekom hat auch im vierten Quartal die Zahl ihrer Kunden deutlich gesteigert. Netto seien im Zeitraum Oktober bis Dezember 1,9 Millionen Kunden hinzugekommen, im Gesamtjahr waren es 7 Millionen, wie T-Mobile US mitteilte.

Walgreens Boots Alliance knickten 5,8 Prozent ein. In den drei Monaten per 30. November sank der Nettogewinn nach Dritten um nahezu ein Viertel auf 845 Millionen US-Dollar. Die US-Apothekenkette sieht sich trotz des deutlichen Ergebnisrückgangs im ersten Geschäftsquartal im Plan bei ihren Zielen für das Gesamtjahr.

Sonos gab 5,2 Prozent nach. Der US-Hersteller von drahtlosen Lautsprechern verklagt Google und wirft dem ehemaligen Geschäftspartner vor, seine Technologie gestohlen zu haben und Patente zu verletzen. Die Aktie der Google-Mutter Alphabet zeigte sich 0,7 Prozent fester.

Der Mobilfunkbetreiber Sprint und Wirecard wollen im Bereich mobile Zahlungssysteme über das Internet zusammenarbeiten und so die digitale Transformation des Handels vorantreiben. Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas kündigten beide Unternehmen an, dass bei der Zusammenarbeit Wirecards digitale Finanztechnologie in die Internet of Things (IoT) Plattform von Sprint integriert werden soll. Sprint gaben 0,2 Prozent nach.

Lennar Corp hat die Erwartungen der Wall Street im vierten Quartal per 30. November übertroffen. Der Kurs des Hausbau- und Immobilienunternehmens rückte um 0,8 Prozent vor.

Livent brachen um 11,3 Prozent ein. Der Hersteller von Lithiumverbindungen hat seine Prognose für Umsatz und Gewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr gesenkt. Das Unternehmen erklärte die reduzierten Erwartungen mit niedriger als erwartet ausgefallenen Preisen und schwächeren Absatzvolumina.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 08, 2020 16:31 ET (21:31 GMT)

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