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FRANKFURT (Dow Jones) - Sehr schwach ist der deutsche Aktienmarkt am Freitag aus der Handelswoche gegangen. Eine Fülle von Hiobsbotschaften vom US-Arbeitsmarkt bis zu den Staatsfinanzen Ungarns drückte die Märkte nach freundlichem Start ins Minus. Der Euro setzte darauf seinen Absturz fort und erreichte zum Schweizer Franken ein Allzeit-Tief, zum Dollar fiel er unter 1,20 USD. Einzelnachrichten spielten keine Rolle. Der DAX verlor 1,9% oder 116 auf 5.939 Punkte. Der Umsatz zog deutlich an: Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 130,7 (Vortag: 102,2) Mio Aktien im Wert von rund 3,66 (Vortag: 2,78) Mrd EUR.
Vor allem die monatlichen offiziellen US-Arbeitsmarktdaten sorgten für eine Schreckreaktion an den Märkten. Sie wiesen auf eine Stagnation des US-Marktes anstelle des erhofften Beschäftigungsaufbaus. Mit plus 431.000 fiel der Anstieg bei den neugeschaffenen Stellen wesentlich geringer als mit 515.000 erwartet aus. Zudem gingen allein 411.000 davon auf die nur vorübergehende Einstellungen im Rahmen der Volkszählung zurück. Hier wiederum hatten Volkswirte mit einem geringeren Anteil von 350.000 bis nur 400.000 Stellen gerechnet. "Netto sind damit gerade 100.000 neue Stellen geschaffen worden; viel zu zu wenig", sagte ein Händler. Von Ungarn gingen indes neue Sorgen über die Stabilität der Euro-Peripherie-Länder aus. Diverse Kommentare von Vertretern der Regierung bzw der Regierungspartei deuteten auf ein wesentlich höheres Staatsdefizit als zuvor berichtet. Der Fehlbetrag werde bei rund 7,5% gesehen, das Doppelte der bisherigen Schätzungen, hieß es. Die Kreditversicherungen auf Ungarn sprangen im Tagesverlauf um rund 35% nach oben. Vor allem bei angelsächsischen Anlegern ging darauf die Furcht vor einem zweiten Griechenland um. Ihr massiver Ausverkauf von Anlagen in Euro-Ländern drückte auch die Gemeinschaftswährung auf ein Vier-Jahres-Tief zum US-Dollar. Zum Schweizer Franken fiel er sogar auf ein Allzeit-Tief unter 1,40 CHF. Umgekehrt fand eine Flucht in "Qualitätsanleihen" statt: Die Renditen deutscher Staatsanleihen brachen auf ein Allzeit-Tief, der Bund-Futures sprang umgekehrt auf ein Allzeit-Hoch. Technische Analysten sprechen nun von einem "Fehlausbruch" des DAX über die 6.100er-Marke. Vor allem das völlige Fehlen von Gegenwehr beim Fall durch die runde 6.000 habe entsetzt. Sie hoffen nun auf eine Stabilisierung um 5.850 Zähler. Besonders Finanzwerte standen unter Druck. Hier kamen zusätzliche Gerüchte um Verluste im Derivatebereich der französischen Societe Generale hinzu. Auch die hohen Anlagen in Osteuropa wurden Banken und Versicherern zum Verhängnis. Deutsche Bank verloren 2,9% auf 47,03 EUR. Commerzbank gaben 2,5% nach auf 5,55 EUR. Allianz fielen um 2,3% auf 79,59 EUR. Dies war jedoch noch relativ gering gegen die südeuropäischen, französischen und österreichischen Bankentitel. Diese verloren bis zu 8%. Nachrichten zu Einzelwerten wurden demgegenüber kaum wahrgenommen. Positiv für Siemens werteten Händler die mit einem seegestützten Windpark von RWE und den Münchener Stadtwerken verbundenen Aufträge. "Orders von insgesamt 1,2 Mrd EUR sind eine Hausnummer. Die Nachricht belegt, dass die Nachfrage nach Windparks vor den Küsten da ist und Siemens davon auch künftig profitieren dürfte", sagte ein Händler. Siemens verloren dennoch 2,9% auf 72,70 EUR. Selbst die Halbleiterwerte konnten nach deutlichem Plus am Morgen ihre Gewinne nicht halten. Infineon verloren 2,5% auf 4,56 EUR. STMicroelectronics, ein Mitbewerber, hatte einen positiven Ausblick für das dritte Quartal abgeliefert. Bei den zuletzt gut gelaufenen zyklischen Werten wurden kräftig Gewinne mitgenommen. Unter anderem fielen ThyssenKrupp um 2,1%, BASF um 1,8% und Lufthansa um 2,4%. Bei den Automobilpapieren fielen VW um 3,1%, Daimler um 2,1% und BMW um 2,8%. Selbst die Versorgeraktien standen unter Druck. E.ON gaben 2,4% und RWE 1,3% ab. In der zweiten Reihe fielen Aareal Bank um 7,3% auf 13,46 EUR. Auch die zyklischen Maschinenbau-Titel kamen hier zwischen 2% und 5% nach unten. Nur Heidelberger Druck konnten die Erholung der vergangenen Tage fortsetzen und 0,4% auf 7,94 EUR zulegen. Fundamental dürfte die Aktie unverändert von einer Aufhellung der weltweiten Nachfrage nach Druckmaschinen profitieren, wie sie jüngst die VDMA-Zahlen nahegelegt hätten, hieß es im Handel. Im TecDAX standen Drägerwerk mit 2,6% Plus an der Spitze. Dialog, Bechtle und Roth & Rau gaben indes über 4% nach. DJG/mod/flf Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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