Alt 19.08.19, 16:00
Standard Zinsreform in China befeuert Kauflaune
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Positive Vorzeichen haben zu Wochenbeginn an den Börsen in Ostasien und Australien dominiert. Neben positiven Vorgaben der US-Börsen vom Freitag stützte eine geldpolitische Lockerung der chinesischen Zentralbank die Aktienkurse in der Region. Die People's Bank of China (PBoC) hat ihren Zinsmechanismus dahingehend reformiert, dass die bestehenden Leitzinsen als Referenz für die von Banken erhobenen Kreditkosten durch die neue sogenannte Loan Prime Rate ersetzt werden.

Mit dem bereits erwarteten Schritt sollen die realen Marktzinsen besser gespiegelt werden und die Kreditgeber rasch auf die Lockerungspolitik reagieren können. Die politischen Entscheidungsträger hoffen, damit die Finanzierungskosten für Chinas kleinere Unternehmen deutlich zu senken. Denn diese sind am stärksten von der Konjunkturabschwächung betroffen, haben aber nur begrenzten Zugang zu billiger Finanzierung.

In Schanghai ging es mit den Kursen im Schnitt um 2,1 Prozent nach oben. Der Hang-Seng-Index in Hongkong legte um 2,3 Prozent zu. An der Börse in Tokio stieg der Nikkei-225-Index um 0,7 Prozent auf 20.563 Punkte. In Seoul ging es mit den Kursen im Schnitt um 0,7 Prozent aufwärts. An der Börse in Sydney rückte der S&P/ASX-200 um 1 Prozent vor.

ANZ: Zinsreform entspricht Zinssenkung um 45 Basispunkte

Die Zinsreform der PBoC komme einer Zinssenkung um 45 Basispunkte gleich, haben die Volkswirte der australischen Bank ANZ ausgerechnet. Die Maßnahme dürfte in der zweiten Jahreshälfte die Kreditnachfrage sowie das Wachstum ankurbeln und auf diesem Wege die Folgen des Handelsstreits kompensieren.

Nicht ganz so euphorisch sieht die japanische Bank Nomura die Zinsreform. Sie ermögliche den Banken nur moderate Senkungen ihrer Kreditzinsen und führe nicht zu einer umfassenden Liberalisierung des Zinsmarkts, sondern gebe nur der PBoC die Mitte 2013 abgegebene Macht zurück, die Zinsen der Banken zu beeinflussen. Die Zentralbank könne damit leichter mittelfristige Kreditfazilitäten und andere Quasi-Zinssätze senken, die Flexibilität der Banken zur Senkung von Kreditzinsen werde dadurch aber nur bedingt erweitert, meint Nomura.

Unter den Einzelwerten zeigte sich in Hongkong die Aktie der Fluggesellschaft Cathay Pacific volatil, nachdem der CEO überraschend sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. Im späten Handel legte die Aktie um 1,3 Prozent zu. CEO Rupert Hogg ist in Reaktion auf eine Kampagne der chinesischen Regulierungsbehörde gegen die Gesellschaft zurückgetreten, die mehrheitlich im Besitz der britischen Familie Swire ist. Die Behörde hatte Cathay vorgeworfen, dass sie nicht gegen Mitarbeiter vorgehe, die sich an den Protesten gegen die Regierung in Hongkong beteiligten.

Nach Meinung der Analysten von Jefferies kann Cathay das zweite Halbjahr 2019 gleichwohl mit einem Gewinn abschließen. Niedrigere Kosten dürften die Flugausfälle aufgrund der zeitweiligen Schließung des Flughafen Hongkongs kompensieren, begründen die Analysten ihr Festhalten an der Kaufempfehlung für die Cathay-Aktie.

Ein positiver Kommentar der Citi-Analysten verhalf der Aktie von China Resources Beer zu einem Plus von 3,8 Prozent. Die Einführung von Heineken-Produkten dürfte dazu führen, dass das Unternehmen seinen Marktanteil bei hochpreisigen Bieren in den kommenden fünf Jahren auf 30 Prozent verdoppele. Skeptischer äußert sich Citi hingegen zu Tsingtao Brewery, deren Kurs daraufhin kaum verändert notierte. Die Analysten bestätigen ihre Empfehlung "Hold" und erhöhen das Kursziel aufgrund der Geschäftszahlen von Tsingtao aber auf 54,20 von 43,52 Hongkong-Dollar. Sie vermuten aber, dass die Aktie unter Medienberichten leiden könnte, wonach die Fosun Group ihre Beteiligung an Tsingtao trotz der guten Zahlen verringert hat. Außerdem dürfte Tsingtao im Premiumsegment verstärkt Konkurrenz von China Resources Beer bekommen.

An den Rohstoffmärkten, wo die Preise in der jüngsten Vergangenheit unter der Angst vor einer konjunkturbedingten Nachfrageschwäche gelitten hatten, kam die chinesische Zinsreform ebenfalls gut an. Der Preis für ein Barrel der global gehandelten Ölsorte Brent stieg um 1,6 Prozent auf 59,59 Dollar. Der Kupferpreis erholte sich ebenfalls. Er stieg an der Londoner Metallbörse LME um 0,2 Prozent auf 5.765 Dollar je Tonne.

Gold als sicherer Hafen war dagegen nicht gefragt. Die Feinunze ermäßigte sich um 0,4 Prozent auf 1.507 Dollar. Auch der Yen als klassische Fluchtwährung wurde verkauft. Der Dollar stieg auf 106,40 Yen von Kursen um 106,15 am Freitag um die gleiche Zeit.

Der Yuan näherte sich derweil seinem jüngsten langjährigen Tief. Die chinesische Notenbank hat den Mittelkurs mit 7,0365 je US-Dollar erneut nach oben genommen, den Yuan also um 0,1 Prozent weiter abgewertet.

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August 19, 2019 03:30 ET (07:30 GMT)

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