Alt 05.08.19, 10:52
Standard Aktien mit Handelsstreit und Hongkong-Protesten heftig ins Minus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--An den asiatischen Aktienmärkten ist es zu Wochenbeginn auf breiter Front deutlich bergab gegangen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China schien weiter an Schärfe zu gewinnen. Im Handel wurde aber auch auf die anhaltenden Massenproteste in Hongkong gegen die lokale Regierung, aber zunehmend auch gegen die Politik der Volksrepublik in der Sonderverwaltungszone verwiesen. Dort wurde zu einem Generalstreik aufgerufen und die Lokalregierung drohte den Protestierern unverblümt mit Konsequenzen.

Doch auch der Handelskonflikt bewegte die Kurse: Laut einem Bericht hatte die Regierung staatliche Einkäufer aufgerufen, keine Agrarprodukte aus den USA mehr zu erwerben. US-Präsident Donald Trump hatte seine neuen Zölle auf chinesische Importe damit begründet, dass China trotz entsprechender Zusagen keine US-Agrargüter kaufe. Trump soll dabei seine ökonomischen Berater überstimmt haben.

Ein weiterer Bericht nennt zudem beunruhigende Details der jüngsten Handelsgespräche, die in der vergangenen Woche ergebnislos zu Ende gegangen waren. Die Handelsgespräche seien kurz und unproduktiv gewesen, hieß es. Die Verhandlungsdelegationen hatten sich auf September vertagt. Bei den chinesischen Dienstleistern war die Geschäftsaktivität im Juli auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten gesunken, wie der von Caixin Media und Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor zeigte. Händler sahen hier klare Bremsspuren durch den Handelskonflikt.

Wechselkurspolitik im Fadenkreuz

Befeuert wurden die Handelsspannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt auch von der Währungsseite. Denn der chinesische Renminbi unterschritt eine wichtige Marke und markierte ein weiteres Allzeittief. Die Abwertung der chinesischen Währung ist Trump ein Dorn, der darin eine wirtschaftliche Vorteilsnahme der Regierung in Peking sieht. Der Renminbi stellt weiterhin keine komplett frei konvertierbare Währung dar. Auch Analysten sahen in der Abwertung der chinesischen Währung eine Waffe im Handelskonflikt, um Exporte aus der Volksrepublik zu verbilligen. Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics sah in der Währungspolitik Chinas einen Beleg dafür, dass man dort nicht mehr an ein Handelsabkommen glaube. Mit der Abwertung der Währung versuche China vielmehr, die Zölle zu unterlaufen. Er rechnet mit einer weiteren Abwertung von möglicherweise 5 bis 10 Prozent in den kommenden Quartalen.

Der Schanghai-Composite sank um 1,6 Prozent, der Shenzhen-Composite um 1,5 Prozent. Der HSI in Hongkong verlor mit den gewaltsamen Protesten 2,8 Prozent. Analysten sahen die Sonderverwaltungs- und -wirtschaftszone auf dem Weg in die Rezession im dritten Quartal. Gemäß aktueller Daten verzeichnete der Privatsektor den heftigsten Abschwung seit März 2009. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sank deutlich in den Kontraktionsbereich.

Der Nikkei-225 büßte 1,7 Prozent auf das tiefste Niveau sei 4. Juni ein und der südkoreanische Kospi verlor 2,6 Prozent. Beide Indizes wurden zusätzlich vom Streit um Zwangsarbeit während der japanischen Besatzung bis 1945 belastet, der immer stärker auch über Handelsrestriktionen ausgetragen wird. In Tokio drückte zudem der aufwertende Yen, der von seinem Ruf als vermeintlich sicherer Hafen in schwierigen Zeiten profitierte und auf ein Siebenmonatshoch kletterte. Der US-Dollar sank auf 105,91 Yen nach Wechselkursen um 106,60 zum Wochenschluss. Der australische Aktienmarkt verbuchte den schärfsten Absturz seit rund acht Monaten. Der S&P/ASX-200 fiel um 1,9 Prozent.

Der Goldpreis profitierte wie der Yen ebenfalls von den Spannungen, aber auch von der Dollar-Schwäche. Die Feinunze verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 1.458 Dollar und markierte ein neues Jahrehoch. Unter den Einzelaktien verloren in Hongkong HSBC 1,8 Prozent, nachdem der CEO nach nur 18 Monaten zurückgetreten war. Die Geschäftszahlen fielen indes recht ordentlich aus. Hang Seng Bank sanken um 3,5 Prozent. Im Handel wurde die Ergebnissteigerung im ersten Halbjahr als zu niedrig kritisiert.

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August 05, 2019 04:20 ET (08:20 GMT)

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