Alt 02.08.19, 09:36
Standard Starke Verluste nach Ankündigung neuer US-Strafzölle
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--In seltener Eintracht ist es am Freitag an den ostasiatischen Börsen abwärts gegangen, zum Teil stark. Dabei verdrängte der US-chinesische Handelsstreit alle anderen Themen, nachdem US-Präsident Donald Trump am Donnerstag überraschend neue Sonderzölle auf chinesische Importe angekündigt hatte, die ab September erhoben werden sollen. Am stärksten traf es die Börsen in Schanghai, Hongkong und auch in Tokio, wo zusätzlich der steigende Yen lastete.

"Die Märkte taumeln abwärts, weil Trump seine Frustration mit der Verzögerungstaktik Chinas ausgedrückt hat", sagte Stephen Innes of VM Markets. Nachdem am Vortag die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell belastet hatten, stehen nun bei den beiden Hauptthemen Zinsen und Handelsstreit die Börsenampeln auf rot.

In Schanghai fiel der Leitindex um 1,4 Prozent, in Hongkong um 2,3 Prozent. In Hongkong drückten zudem schwache Einzelhandelsdaten für Juni wegen der politischen Proteste auf die Stimmung. Der Yuan sackte auf den tiefsten Stand seit Dezember 2018 ab. Die neuen Zölle sollen ab September 10 Prozent betragen, und können noch im selben Monat auf 25 Prozent angehoben werden. Im September sollten eigentlich die Handelsgespräche wieder aufgenommen werden, wie am Mittwoch berichtet wurde. Aktuell erhebt Washington bereits Sonderzölle auf Waren im Volumen von 250 Milliarden Dollar, Peking hat reagiert mit Zöllen auf US-Importe im Umfang von 110 Milliarden Dollar.

In jüngster Zeit schwach ausgefallene Konjunkturdaten aus China wurden bereits mit den Auswirkungen des Handelskonflikts begründet. UBS-Volkswirtin Wang Tao geht nun davon aus, dass die neuen Zölle das Wirtschaftswachstum Chinas um mindestens 30 Basispunkte drücken dürften. Im laufenden Jahr werde das BIP-Wachstum voraussichtlich noch über 6 Prozent bleiben, doch kommendes Jahr werde es wohl auf 5,8 Prozent zurückfallen.

Dennoch rechnet Volkswirt Louis Kuijs von Oxford Economics damit, dass die neuen US-Maßnahmen die chinesische Führung von einer raschen Verständigung abhalten könnten. Möglicherweise stelle sich das Land nun auf einen langfristigen Wirtschaftskampf ein. Die neuen Zölle würden das Wirtschaftswachstum Chinas zwar belasten, aber wohl nicht genug, um Panik in Peking auszulösen, vermutet Kujis.

Haussierender Yen drückt Nikkei

In Japan fiel der Nikkei-225 um 2,1 Prozent auf 21.087 Punkte. Hier drückte vor allem der steil hochschießende Yen, der wie so oft reflexartig als Fluchtwährung in unsicheren Zeiten gesucht war. Zuletzt wurde der Dollar mit 106,96 Yen bezahlt nach 109,20 am Donnerstag zum Börsenschluss in Japan.

Quer durch die Branchen ging es mit japanischen Werten nach unten, ob Nippon Steel (-8,1 Prozent), Softbank (-2,5 Prozent), Asahi (-7,8 Prozent) oder Inpex (-3,6 Prozent). Nippon Steel litten zusätzlich unter einem Gewinneinbruch um 61 Prozent. Das Unternehmen berichtete von schleppender Nachfrage aus dem Ausland.

Asahi zeigten sich trotz guter Zahlen unter Druck, weil der Getränkeriese seinen Ausblick gesenkt hatte. Ein ähnliches Bild bot sich auch beim Autohersteller Toyota. Mit starken Autoverkäufen hat das Unternehmen bei Umsatz und Gewinn zwar besser abgeschnitten als erwartet, doch wegen des zunehmend düsteren Umfelds in der Branche senkte Toyota den Ausblick. Die Aktie verlor 2,3 Prozent.

Derweil dauern die Spannungen zwischen Tokio und Seoul an. Japan hat nun formell Südkorea von der Liste der bevorzugten Handelspartner gestrichen. Grund für den politischen Streit der beiden Länder ist die Koreanern auferlegte Zwangsarbeit in der Kriegszeit. Am meisten betroffen sind von der neuen Regelung nach Einschätzung von Experten die Ausfuhren von Speicherchips, Flachbildschirmen und Batterien. Samsung verloren 0,6 Prozent und SK Hynix 2,1 Prozent. Der koreanische Kospi fiel um 1 Prozent und schloss erstmals seit Anfang des Jahres unter 2.000 Punkten.

Am besten hielt sich noch die Börse in Sydney mit einen Minus von 0,3 Prozent. Dort standen vor allem Minenwerte unter Druck, auch sie belastet vom Handelsstreit. Fortescue verloren gut 6 Prozent, BHP und Rio Tinto jeweils mehr als 3 Prozent. Goldminenwerte profitierten vom steigenden Goldpreis, weil das Edelmetall als sicherer Hafen gesucht war.

Der Ölpreis, der am Vortag wegen des Handelsstreits um rund 6 Prozent abgestürzt war, erholte sich etwas. Brent gewann 2,5 Prozent auf 62,02 Dollar je Barrel.

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August 02, 2019 03:58 ET (07:58 GMT)

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