Alt 12.12.18, 22:05
Standard Hoffnungen im Handelsstreit treiben - May übersteht Misstrauensvotum
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NEW YORK (Dow Jones)--Die zunehmende Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China hat der Wall Street zur Wochenmitte Aufschläge beschert. Allerdings konnten die Tagesgewinne nicht verteidigt werden. Bereits am Vortag hatte es aus Kreisen geheißen, China werde die Zölle auf Autoimporte aus den USA wieder senken. Nun berichtete das Wall Street Journal, die chinesische Regierung wolle künftig eine andere Politik verfolgen. Positiv für die Entwicklung im Handelsstreit wird auch gesehen, dass die festgenommene Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou gegen Kaution und strikte Auflagen in Kanada freigelassen wurde.

Chinas führende Planungsagentur und hochrangige Politikberater erarbeiten dem Bericht zufolge einen Ersatz für "Made in China 2025" - die Blaupause von Präsident Xi Jinping, um das Land zu einem Marktführer in der High-Tech-Branche zu machen. Das Land rudere in seinem Bestreben nach Dominanz in der Fertigung zurück und wolle offener für die Beteiligung ausländischer Unternehmen werden, sagten Informanten der Zeitung.

May übersteht Misstrauensvotum

Die britische Premierministerin Theresa May hat wie erwartet das Misstrauensvotum überstanden. Bei dem Votum sagten ihr 200 Abgeordnete ihre Unterstützung zu, es gab 117 Gegenstimmen. Um May zu stürzen, hätten ihr mindestens 159 Parlamentarier das Misstrauen aussprechen müssen. Im Vorfeld hatte es bereits Berichte gegeben, wonach May die notwendige Unterstützung erhalten wird und Parteivorsitzende bleiben kann. Kurz vor der Abstimmung in ihrer Fraktion hatte May außerdem einen Rücktritt vor der regulär 2022 anstehenden Parlamentswahl angekündigt.

Hintergrund des Misstrauensvotums war das Chaos rund um den von May mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag. Dieser ist auch in ihrer eigenen Partei höchst umstritten. Für weiteren Unmut in der Tory-Fraktion sorgte Mays Entscheidung, eine für Dienstag geplante Parlamentsabstimmung über das Brexit-Abkommen zu verschieben, um dadurch eine drohende Niederlage zu vermeiden. Mit Spannung wird nun auf den EU-Gipfel am Donnerstag geschaut, ob es May gelingt, weitere Zugeständnisse zu erhalten. Die EU schließt Nachverhandlungen bislang aus.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,6 Prozent auf 24.527 Punkte, nachdem er im Tageshoch schon bis auf 24.828 Punkte geklettert war. Der S&P-500 legte um 0,5 Prozent auf 2.651 Punkte zu, der Nasdaq-Composite schloss mit einem Plus von 0,9 Prozent bei 7.098 Punkten. Umgesetzt wurden 982 (Dienstag: 885) Millionen Aktien an der NYSE. Auf die 1.973 (1.345) Kursgewinner kamen 1.043 (1.649) -verlierer, unverändert schlossen 67 (82) Titel.

Die mit Blick auf die US-Notenbanksitzung in der kommenden Woche wichtigen US-Verbraucherpreise für November fielen exakt wie erwartet aus. Im Umfeld der robusten US-Konjunktur sei das für Aktien positiv zu werten, sagte David Kelly von JP Morgan Asset Management. Der Dollar gab auf breiter Front nach.

Zuletzt waren bereits zumindest leichte Zweifel aufgekommen, ob die US-Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen zum vierten Mal in diesem Jahr erhöhen wird.

Pfund reagiert mit leichten Abgaben auf Abstimmungsergebnis

Am Devisenmarkt reagierte das Pfund mit leichten Verlusten auf das Ergebnis des Misstrauensvotums gegen Premierministerin May. Die Devise rutschte knapp unter die Marke von 1,26 Dollar. Vor der Bekanntgabe des Ergebnisses hatte das Pfund noch bei 1,2640 Dollar gelegen.

Das sich die italienische Regierung im Haushaltsstreit mit der EU wie erwartet bewegt hat, rief dagegen keine größere Reaktion am Devisenmarkt hervor. Die Regierung in Rom plant nun mit einem Defizit von 2,04 Prozent nach zuvor 2,4 Prozent. Der Euro zeigte sich von der Nachricht wenig beeindruckt, auch wenn er kurzzeitig auf ein Tageshoch bei 1,1389 Dollar geklettert war. Im späten US-Handel notierte der Euro bei 1,1364 Dollar.

Ölpreise nach US-Lagerdaten mit Abgaben

Ein geringerer als erwarteter Rückgang bei den wöchentlichen US-Lagerdaten hat zur Wochenmitte bei den Ölpreisen für Abgaben gesorgt. Zwischenzeitlich legten die Notierungen nach den Daten sogar zu, denn es war immerhin der zweite Rückgang in Folge. Allerdings fiel er deutlich geringer aus als prognostiziert, was die Ölpreise schließlich wieder ins Minus drückte. Im Wochenvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,2 Millionen Barrel, während die Analysten mit einem Minus von 3 Millionen gerechnet hatten. Am Vorabend hatte der Branchenverband API sogar einen Rückgang um gut 10 Millionen Barrel vermeldet.

Für die europäische Referenzsorte Brent ging es zum US-Settlement um 0,1 Prozent nach unten auf 60,15 Dollar, WTI fiel um 1,0 Prozent auf 51,15 Dollar.

Der Goldpreis legte erstmals nach zuletzt drei Handelstagen mit Abgaben wieder zu. Die Feinunze gewann zum US-Settlement 0,2 Prozent auf 1.250 Dollar. Händler verwiesen zur Begründung auf die wie erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten und den leicht nachgebenden Dollar.

Die US-Zehnjahresrendite zog deutlicher an, auch weil das Interesse für Anleihen wegen der Gewinne am Aktienmarkt zurückging. Die Rendite zehnjähriger Papiere legte um 3,7 Basispunkte auf 2,91 Prozent zu. Die leichten Fortschritte bei den Handelsgesprächen ließen das Interesse für den "sicheren Hafen" schwinden.

Autowerte legen erneut zu

Am Aktienmarkt erhöhten sich die Autoaktien von Ford, General Motors und Fiat Chrysler um bis zu 2,9 Prozent. Bereits am Vortag hatten die Titel mit den Meldungen um sinkende Importzölle in China Gewinne verzeichnet.

Under Armour brachen in einem freundlichen Umfeld um 10,4 Prozent ein. Das Unternehmen hatte erstmals seit drei Jahren wieder einen Investorentag veranstaltet. Dabei konnte der Ausblick des Sportbekleidungs-Hestellers nicht überzeugen. Der Adidas-Konkurrent sieht das jährliche Wachstum in Nordamerika zwischen 2020 und 2022 nur im unteren einstelligen Prozentbereich. Zwar rechnet Under Armour im Ausland mit einem stärkeren Wachstum. Allerdings erzielt das Unternehmen auf dem Heimatmarkt die meisten Umsätze. Einige Analysten merkten jedoch an, dass sich das Unternehmen Ziele gesetzt habe, die auch erreichbar seien. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um gut 40 Prozent zugelegt.

Die Papiere von Tencent Music Entertainment beendeten ihren ersten Handelstag mit einem kräftigen Plus. Der Schlusskurs lag bei 14,00 Dollar und damit 7,7 Prozent über dem Ausgabepreis von 13,00 Dollar. Der Börsengang des Musik-Streaming-Unternehmens aus China ist einer der größten in den USA in den vergangenen Jahren. Der Ausgabepreis bewertet das Tochter-Unternehmen der Tencent Holding mit 21,3 Milliarden Dollar.

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December 12, 2018 16:27 ET (21:27 GMT)

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