Alt 12.12.18, 10:50
Standard Aktien von Entspannungssignal im Handelsstreit gestützt
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FRANKFURT (Dow Jones)--Großbritannien steuert immer deutlicher einem ungeordneten Brexit entgegen und doch ist die Stimmung am Mittwoch an den europäischen Börsen nicht schlecht - auch wenn die Vorgänge in Großbritannien mit der Regierungskrise die gute Laune etwas eintrüben. Denn in einem anderen für Börsianer bedeutsamen Konflikt werden Entspannungssignale erkannt: Im Handelsstreit zwischen den USA und China wird die Entlassung der Tochter des Huawei-Firmengründers gegen Kaution aus kanadischer Haft als positives Zeichen interpretiert, auch wenn die Sache noch längst nicht ausgestanden ist. Zudem muss Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou strikte Auflagen erfüllen, ihr droht zudem weiterhin die Auslieferung in die USA.

Etwas handfester erscheint da die Aussicht auf sinkende Zölle auf amerikanische Fahrzeuge in China. Chinesische Spitzenvertreter sollen sich für eine Senkung der Autozölle ausgesprochen haben. US-Präsident Donald Trump hat die Fortschritte in den Gesprächen mit China gelobt und bevorstehende wichtige Mitteilungen signalisiert. Dazu will China schon bald mit Soja-Käufen beginnen, um Trump milde zu stimmen. Die positive Stimmung schwappt hauptsächlich von den asiatischen Börsen nach Europa, denn dort steigen die Kurse zum Teil recht deutlich. Der DAX steigt im frühen Geschäft um 0,5 Prozent auf 10.834 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,7 Prozent auf 3.077 Zähler nach oben.

Handelskonflikt sendet Entspannungssignale aus

Zusätzlich befeuert wird die Hoffnung auf eine Entspannung im chinesisch-amerikanischen Handelskonflikt vom US-Börsengang von Tencent Music. Der Musikstreamingdienst hat seinen Gang aufs Parkett zwar am unteren Ende der Preisspanne vollzogen. "Das ist aber eine gute Nachricht, weil damit trotz dieses ganzen negativen Umfelds die Preisspanne nicht gesenkt worden ist und es keine Abschläge für chinesische Aktien in New York gibt", sagt ein Händler.

Von Entspannung kann im leidigen Brexit-Drama keine Rede sein: Denn die britische Premierministerin Theresa May muss sich noch am Mittwoch einem parteiinternen Misstrauensvotum stellen. Die Abstimmung ist für den Abend angesetzt. Nachdem May das Brexit-Votum im britischen Parlament verschoben hat, hofft sie nun auf europäisches Entgegenkommen bei Nachverhandlungen. Doch die EU-Partner sind offenbar kaum dazu gewillt. Heftige Reaktionen zeigt der Devisenmarkt auf die Schlagzeilen aus Großbritannien. Das Pfund gerät zunächst unter Druck und fällt zum Dollar auf ein frisches 20-Monatstief. Anschließend zieht der Wechselkurs jedoch deutlich an. Aktuell legt Sterling um 0,3 Prozent auf 1,2526 Dollar zu - im Tageshoch ist das Pfund bereits mit 1,2550 gehandelt worden, das Tagestief liegt bei 1,2480 Dollar.

Die Pfund-Stärke wird am Markt mit Eindeckungen von Leerverkaufspositionen durch Algo-Händler erklärt, "die auf jede Schlagzeile mit 'May' reagieren", so ein Händler. Der Londoner Aktienmarkt reagiert gar nicht und notiert 0,4 Prozent höher.

Credit Suisse erfüllt hohe Erwartungen nicht

Unter den Einzelaktien verlieren Credit Suisse 0,4 Prozent. Die schweizerische Großbank hat auf dem Kapitalmarkttag ihre Restrukturierungsziele über drei Jahre bekräftigt. Die Dividende soll steigen und das Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1,5 Milliarden Franken soll nicht nur 2019 laufen, sondern in ähnlicher Höhe auch 2020. Marktteilnehmer äußern sich etwas enttäuscht. Man habe mit etwas mehr gerechnet, heißt es.

Die Technologiekonzerne Siemens und Alstom versuchen die Bedenken der EU-Kommission gegen die geplante Fusion ihrer Eisenbahnaktivitäten auszuräumen. Beide Unternehmen wollen den Brüsseler Kartellwächtern ein Zusagenpaket vorlegen, das in erster Linie Aktivitäten im Bereich der Signaltechnik, aber auch Schienenfahrzeuge umfasst. Händler sehen den Einfluss auf die Kursfindung der Aktien aber eher gering an. "Das steht überhaupt nicht mehr im Fokus", sagt ein Händler mit Blick auf Siemens: "Die Aktie wird allein mit Blick auf globale Konjunktursorgen bewertet und gehandelt." Dass Zugeständnisse für die Fusion nötig seien, habe man gewusst. Siemens legen um 0,3 Prozent zu, Alstom in Paris um 0,5 Prozent.

Kräftig abwärts um 6,3 Prozent geht es bei Inditex, obwohl Marge und Umsatz in den ersten neun Monaten gesteigert wurden. "Die Erwartungen hatten doch auf einen noch höheren Anstieg gesetzt", sagt ein Händler. Angesichts der Schwäche im gesamten Modesektor seien diese hohen Erwartungen und die Kursbewegung "etwas merkwürdig". Inditex seien das ganze Jahr über stabil seitwärts gelaufen, obwohl der Rest der Branche im Abwärtstrend gewesen, so ein Händler.

Aktien von Pernod Ricard zählen zu den Hauptgewinnern in Paris. Die Titel springen um 3,7 Prozent nach oben. Kurstreiber ist der Einstieg des aktivistischen Investors Elliott Management, der nun mehr als 2,5 Prozent an dem Getränkehersteller hält. Elliott will die Ertragskraft von Pernod steigern. "Davon hätte dann alle Aktionäre was", kommentiert ein Händler den Kurssprung.

Norma fallen nach einer Abstufung um 4,7 Prozent. Die Analysten der Societe Generale haben nach Auskunft aus dem Handel die Titel um zwei Stufen auf "Verkaufen" gesenkt und das Kursziel halbiert. TLG Immobilien gewinnen 1,0 Prozent. Eine Neubewertung des Immobilienportfolios hat einen höheren Wert ergeben. Dieser Vorgang sei zwar normal - vor allem zum Jahresende, allerdings sei die Aufwertung deutlicher als erwartet ausgefallen, sagt ein Händler.

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December 12, 2018 04:12 ET (09:12 GMT)

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