Alt 11.12.18, 23:21
Standard Uneinheitlich - Zwischen Trump-Drohung und Handelsstreit
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach einem erneut volatilen Verlauf hat die Wall Street am Dienstag den Handel mit einer uneinheitlichen Tendenz beendet. Zunächst hatte es nach einer Fortsetzung der positiven Entwicklung vom Vortag ausgesehen, als die Indizes sich kräftig von ihren Tagestiefs erholt und schließlich noch den Sprung ins Plus geschafft hatten. Harsche Töne von US-Präsident Donald Trump ließen die Kurse dann aber wieder abbröckeln.

Wenn der Kongress nicht die nötigen Mittel für den Bau der Grenzmauer zu Mexiko zur Verfügung stelle, werde die US-Verwaltung stillgelegt, drohte Trump den Oppositionsführern Nancy Pelosi und Chuck Schumer bei einem Treffen im Weißen Haus. Der US-Kongress hatte erst in der vergangenen Woche ein Ausgabengesetz beschlossen, das die Finanzierung der Regierung bis zum 21. Dezember verlängert.

Im Anschluss konnten sich die Indizes wieder erholen, auch gestützt von leicht positiven Signalen im Handelsstreit zwischen den USA und China. So sollen Zölle für Autoimporte aus den USA nach China wieder auf 15 Prozent gesenkt werden, nach bislang noch 40 Prozent. Eine entsprechende Ankündigung habe ein hoher mit den Handelsfragen befasster Funktionär den USA gegenüber gemacht, sagte ein Informant. China hatte die Zölle für Autos aus den USA um 25 Prozentpunkte erhöht, nachdem die USA ihrerseits Strafzölle für Produkte aus China erhoben hatten. Auf dem G20-Treffen hatten beide Seiten einen Waffenstillstand vereinbart, um eine Lösung im Handelsstreit zu finden.

Kurz vor Handelsende rutschten der Dow und der S&P-500 dann allerdings wieder leicht ins Minus. Der Dow-Jones-Index verlor 0,2 Prozent auf 24.370 Punkte, nachdem er sich im Verlauf in einer Spanne zwischen 24.791 und 24.221 Punkten bewegt hatte. Der S&P-500 fiel um einen Punkt auf 2.637, der Nasdaq-Composite legte dagegen um 0,2 Prozent auf 7.032 Punkte zu. Umgesetzt wurden dabei 885 (Montag: 1.005) Millionen Aktien an der NYSE. Auf die 1.345 (975) Kursgewinner kamen 1.649 (2.024) -verlierer, unverändert schlossen 82 (83) Titel.

Neue US-Konjunkturdaten traten in den Hintergrund. So sind die Erzeugerpreise im November um 0,1 Prozent gestiegen, während Ökonomen mit einem leichten Rückgang gerechnet hatten. Bei der Kernrate - ohne Nahrungsmittel und Energie - ging es um 0,3 Prozent nach oben.

Brexit-Entwicklungen weiter im Blick

Auch nach der verschobenen Brexit-Abstimmung im britischen Parlament bleibt das Thema auf der Agenda. Premierministerin Theresa May reiste am Dienstag durch Europa um die Möglichkeiten für Nachverhandlungen auszuloten. Doch gibt es bislang keine positiven Signale, weder von der EU noch von Mitgliedsstaaten. Diese Unsicherheit setzte auch das britische Pfund wieder unter Druck. Es fiel mit 1,2480 Dollar erneut auf ein 20-Monatstief. Im späten US-Handel lag es bei 1,2501 Dollar.

Der Euro kam von seinem Tageshoch bei 1,14 Dollar ebenfalls deutlicher zurück und notierte bei 1,1327 Dollar. Neben dem Brexit sprächen auch andere politische Probleme wie die Gelbwesten-Proteste in Frankreich oder die italienische Haushaltsfrage aktuell nicht für die Gemeinschaftswährung, so Händler.

Für die Ölpreise ging es nach den Verlusten am Vortag leicht nach oben. Eine Rolle dabei spielte die sinkende Produktion in Libyen. Am Wochenende war das dortige El-Sharara-Ölfeld von einer bewaffneten Gruppe angegriffen worden. Aktuell vermindert sich die tägliche Ölproduktion in dem Land um 400.000 Barrel. Zudem hat die Energy Information Administration (EIA) nach den jüngsten starken Rückgängen der Ölpreise ihre Preisprognosen für WTI und Brent für 2018 und 2019 gesenkt. Dies geht aus dem monatlichen Ausblick hervor. Der Preis für die US-Sorte WTI stieg zum US-Settlement um 1,3 Prozent auf 51,65 Dollar je Fass, Brent gewann 0,4 Prozent auf 60,20 Dollar.

Der Goldpreis gab einen kleinen Teil seiner jüngsten Gewinne ab. Zum US-Settlement reduzierte sich der Preis für die Feinunze um 0,2 Prozent auf 1.247 Dollar - auch belastet vom festeren Dollar. Neben seinem Status als "sicherer Hafen" verwiesen Händler auf die Möglichkeit, dass die US-Notenbank das Tempo der Zinserhöhungen drosseln könnte. Bei der Sitzung am 18. und 19. Dezember wird aber mehrheitlich mit einer weiteren Anhebung gerechnet.

Die US-Anleihen gaben nach einem ebenfalls volatilen Handel leicht nach. Hier sorgten die bestehenden Belastungsfaktoren nur kurzzeitig für weiteres Kaufinteresse, hieß es. Die Rendite der zehnjährigen Treasurys stieg um 1,4 Basispunkte auf 2,87 Prozent.

Autowerte retten kleines Plus ins Ziel

Die Autowerte profitierten zwischenzeitlich deutlicher von der Hoffnung auf sinkende chinesische Einfuhrzölle, gaben im Verlauf allerdings einen Großteil der Gewinne wieder ab. So stiegen Ford noch um 0,2 Prozent und General Motors um 0,8 Prozent.

Aus Sorge vor den negativen Auswirkungen von Strafzöllen will der US-Kamerahersteller GoPro seine für den Heimatmarkt bestimmten Produkte nicht mehr in China herstellen. Das gegenwärtige "geopolitische Geschäftsumfeld verlangt Beweglichkeit", erklärte GoPro zur Begründung. Wohin die Produktion verlagert werden soll, ließ GoPro zunächst aber offen. Der Standortwechsel soll Mitte des nächsten Jahres erfolgen. Die Aktie verlor nach anfänglichen Gewinnen 0,2 Prozent.

Für die Nike-Aktie ging es um 1,5 Prozent nach oben. Die in der kommenden Woche anstehenden Ergebnisse für das zweite Quartal dürften auf der Gewinnseite die Erwartungen übertreffen, erwartet Morgan Stanley. Zudem dürften die Sorgen hinsichtlich einer Verlangsamung der Konjunktur und der Konsumausgaben in China zerstreut werden.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 11, 2018 16:22 ET (21:22 GMT)

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