Alt 29.11.18, 21:54
Standard Nach Powell-Rally agieren Aktienanleger vor G20 vorsichtig
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach der Rally des Vortages durch die Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell ist an der Wall Street wieder der Alltag eingekehrt. Und der war am Donnerstag geprägt vom weiter schwelenden Handelsstreit und der damit einhergehenden Vorsicht der Anleger. Denn am Freitag beginnt das G20-Forum in Buenos Aires, auf dem sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Machthaber Xi Jinping treffen werden. Während die chinesische Regierung weiter auf eine Verständigung auf dem G20-Treffen setzt, zeigte sich Trump eher reserviert.

Immerhin bestätigten Vertreter beider Staaten, im Vorfeld des G20-Gipfels ein Abkommen zum Deeskalation des Handelsstreits erörtert zu haben. Es sei allerdings alles andere als sicher, ob die Diskussionen zu einer Einigung führen würden, hieß es weiter. Im Handel sorgten diese Meldungen nicht für Euphorie. Der Dow-Jones-Index verlor 0,1 Prozent auf 25.339 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite sanken 0,2 bzw. 0,3 Prozent. Umgesetzt wurden an der Nyse 798 (Mittwoch: 925) Millionen Aktien. Auf 1.410 (2.407) Kursgewinner kamen 1.5590 (591) -verlierer, unverändert schlossen 83 (75) Titel.

Fed untermauert Powell-Aussagen

Allerdings stütze im späten Geschäft zeitweise das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank etwas, denn es untermauerte die Aussagen von Fed-Gouverneur Powell. Zwar signalisierten die US-Währungshüter eine weitere Zinserhöhung im Dezember. Mit Blick auf die Beibehaltung vierteljährlicher Zinserhöhungen gaben sich die Vertreter der US-Notenbank dagegen zurückhaltender. Das Protokoll deutete darauf hin, dass sich die Debatte verschoben hat.

Zu Beginn des Jahres lag der Fokus der Aufmerksamkeit mehr auf Befürchtungen, dass sich die Wirtschaft überhitzen könnte. Nun aber schauten die Notenbanker aufmerksam auf Entwicklungen, die dazu führen könnten, dass sich das Wirtschaftswachstum stärker verlangsamt als erwartet. Am Vortag hatte Powell ein vorsichtigeres Vorgehen bei künftigen Leitzinserhöhungen signalisiert.

"Investoren haben darauf gewartet, die Fed möge erkennen, dass sich die US-Konjunktur abschwächt. Sobald wir Signale von der Fed erhalten, dass sie sich von vier Zinserhöhungen im nächsten Jahr verabschiedet, werden das sehr positive Zeichen sein", sagte Investmentstratege Kevin Daly von Aberdeen Standard Investments.

Dezember-Zinserhöhung wird wohl kommen

Dass die Dezember-Zinserhöhung kommen wird, wurde am Markt auch nach dem Fed-Protokoll nicht bezweifelt. Zudem stand der Konsum einer weiteren Zinserhöhung nicht im Wege: Denn die Ausgaben und Einkommen der Amerikaner waren im Oktober mit solider Geschwindigkeit und deutlicher als erwartet gestiegen - ein Zeichen, dass die Verbraucher das Wirtschaftswachstum antreiben könnten. Allerdings fielen die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten etwas schwächer als gedacht aus. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe verharrten jedoch weiter auf einem insgesamt niedrigen Niveau.

Am Aktienmarkt profitierten die Titel der Schnellrestaurantkette McDonald's von einer Kaufempfehlung durch Morgan Stanley und legten um 0,8 Prozent zu. Qualcomm gewannen 2,6 Prozent. Der frühere CEO Paul Jacobs beschäftigte sich weiter mit der Idee, das Halbleiterunternehmen zu übernehmen. Nach seinem Ausscheiden bei Qualcomm leitet er mit Xcom ein auf 5G-Technologie spezialisiertes Unternehmen.

Twitter sackten um 4,4 Prozent ab. Berichte legten nahe, dass Fox News den Kurznachrichtendienst boykottiert. Der letzte Tweed des Senders datierte vom 8. November. La-Z-Boy verteuerten sich um 2,2 Prozent, gestützt von guten Umsatz- und Ergebniszahlen. Zudem erhöhte der Polstermöbelhersteller seine Dividende.

Die Aktien des Einzelhändlers Tilly's brachen um über 21 Prozent ein. Das Unternehmen hat für das dritte Quartal einen Umsatzrückgang mitgeteilt. Die Papiere von Abercrombie & Fitch schossen nach überzeugendem Geschäftsausweis um 20,9 Prozent empor. Vor allem das US-Geschäft der Modekette lief im dritten Quartal glänzend.

Quest Diagnostics stürzten um 9,3 Prozent ab, nachdem die Labortestgesellschaft ihren Ausblick gesenkt hatte. Express ermäßigten sich um 1,4 Prozent, der Modeeinzelhändler lieferte zwar positive Geschäftszahlen ab, verschreckte aber mit einem schwachen Ausblick.

Wundenlecken beim Dollar

Am Devisenmarkt beruhigte sich die Lage. Der Dollar tendierte nach seinem Powell-bedingten kräftigen Rücksetzer bei kleineren Schwankungen seitwärts. Der ICE-Dollarindex zeigte sich nahezu unverändert. Der Euro legte nach seinem Höhenflug des Vortages leicht zu auf 1,1389 Dollar nach Wechselkursen um 1,1370 am Vorabend.

Am Rentenmarkt, wo am Vortag besonders am kürzeren Ende die Renditen mit den Spekulationen auf ein absehbares Ende der Zinserhöhungen gesunken waren, gab nun auch die Zehnjahresrendite etwas deutlicher nach - um 3 Basispunkte auf 3,03 Prozent. Zwischenzeitlich war die Zehnjahresrendite erstmals seit über zwei Monaten unter die Dreiprozentmarke gerutscht. Das Fed-Protokoll habe gezeigt, dass es 2019 gemächlicher bei den Zinserhöhungen zugehen werde, hieß es.

Die Ölpreise zeigten sich weiter volatil - bei einer übergeordnet klar abwärts gerichteten Tendenz. US-Öl der Sorte WTI kostete im Tagesverlauf erstmals im laufenden Jahr weniger als 50 Dollar je Barrel. Zuletzt drückten stark gestiegene US-Ölvorräte auf die Preise. Doch nun verdichteten sich Hinweise, dass sich Saudi-Arabien und Russland auf eine Fördersenkungen verständigen werden, wie Berichte nahelegten. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 2,3 Prozent auf 51,45 Dollar, die global gehandelte Sorte Brent um 1,3 Prozent auf 59,51 Dollar je Fass.

Die Aussicht auf eine langsamere Gangart bei den geldpolitischen Straffungen gepaart mit der anhaltenden Dollarschwäche stützten den Goldpreis. Die Feinunze verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 1.224 Dollar.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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November 29, 2018 16:20 ET (21:20 GMT)

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