Alt 17.12.12, 13:07
Standard Frequenz-Auktion kommt Telekom-Aktien teuer zu stehen
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Der Telekomsektor steht am Montag im Mittelpunkt des Interesses an den europäischen Börsen. Während sich der niederländische Staat über einen Geldregen im Volumen von 3,8 Milliarden Euro freuen kann, stehen die Aktien der Unternehmen, die dieses Geld zahlen müssen, stark unter Druck. Der Index der Telekom-Aktien verliert 1,7 Prozent und liegt mit deutlichem Abstand am Ende. Die Mobilfunkanbieter mussten in den Niederlanden tief in die Tasche greifen, um beim Netz der neuen Generation mitmischen zu können.

Der Telekomdienstleister KPN kürzt sogar seine Dividende dafür, dass er bei der Frequenz-Auktion mitmischen konnte. An der Börse wird dies mit einem Kurssturz um fast 14 Prozent quittiert. Analysten haben ihre Empfehlungen und Kursziele für die Aktie drastisch zurechtgestutzt. Im Sog von KPN verlieren auch die Aktien von Deutsche Telekom, France Telecom und Telecom Italia bis zu 1,6 Prozent.

Vodafone-Aktien geben sogar um 3 Prozent nach. Grund ist auch hier die kostspielige Auktion. Laut der Banca Akros ist die 4G-Auktion insgesamt mehr als doppelt so teuer ausgefallen wie erwartet. Vodafone hat für insgesamt 70 Megahertz am Frequenzspektrum 1,4 Milliarden Euro bezahlt. Die Deutsche Telekom zahlt 910 Millionen Euro, um in Holland zu funken.

Unterdessen läuft die Zeit für die USA ab. Der zu Beginn des kommenden Jahres drohende Rutsch über die Fiskalklippe bremst nicht nur an den US-Börsen die Kauflaune. Europaweit verhindern die Sorgen, dass sich die streitenden Parteien in den USA nicht rechtzeitig einigen können, neue Jahreshochs an den Aktienmärkten. Der DAX zeigt sich am Montagmittag kaum verändert mit 7.593 Punkten, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,3 Prozent nach auf 2.622 Punkte.

Die Analysten der Commerzbank halten es für immer wahrscheinlicher, dass die Fiskalklippe nicht mehr rechtzeitig umschifft wird. Dann träten zum Jahreswechsel automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen im Volumen von knapp 600 Milliarden Dollar in Kraft. Die Belastung ist ausreichend groß, die USA nach Einschätzung des IWF in die Rezession zu führen. Für die Börsen wären dies schlechte Nachrichten.

Erinnerungen werden wach an das Bankenrettungsprogramm TARP, das im September 2009 im ersten Anlauf scheiterte und Schockwellen an den weltweiten Finanzmärkten auslöste. So schlimm dürfte es zwar nicht kommen, eine scharfe Korrektur an den Märkten ist aber allemal zu befürchten. Immerhin ist die Commerzbank optimistisch, dass es nach dem Fiskalsturz innerhalb weniger Wochen zu einer Einigung zwischen den Parteien kommen wird. Der realwirtschaftliche Schaden würde sich dann in Grenzen halten.

Etwas Hoffnung macht die Bereitschaft der Republikaner, eine höhere Besteuerung von Amerikanern mit Einkommen über 1 Million Dollar zu akzeptieren. "Obwohl dies von weit von der von Präsident Obama geforderten Schwelle von 250.000 Dollar entfernt ist, macht dies dennoch Fortschritte in den Verhandlungen deutlich", sagt Analyst Mitul Kotecha von der Crédit Agricole.

Die radikale Wende bei der Parlamentswahl in Japan entzündet in Europa wie schon an den ostasiatischen Nachbarbörsen Tokios kein Freudenfeuer. Shinzo Abe, der Vorsitzende der siegreichen Partei LDP, hatte in seinem Wahlkampf eine neue, aggressive Geldpolitik angekündigt. Der Nikkei-Index markierte daraufhin ein Achtmonatshoch. Gleichzeitig ist der Yen wegen der künftig vermuteten Geldschwemme zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit April 2011 gefallen. Der Dollar wurde in der Spitze mit 84,40 Yen bezahlt. Gewinnmitnahmen haben ihn inzwischen wieder auf 83,69 Yen zurückkommen lassen. Der Euro setzt angesichts der Entspannung in der Euro-Schuldenkrise seine Rally fort und hat sich oberhalb von 1,3150 Dollar festgesetzt.

Wenig tut sich dagegen an den Anleihemärkten. Die italienischen Zehnjahresrenditen sinken leicht, die Renditen von Anleihen anderer Euro-Staaten steigen durchweg leicht.

Zweitschwächster Sektor an den Börsen sind die Banken mit einem Minus von 0,7 Prozent. Der schweizerischen UBS droht im Skandal um Zinsmanipulationen eine höhere Strafe. Das Geldhaus dürfte sich noch diese Woche zur Zahlung von rund 1,5 Milliarden Dollar an die US-Behörden bereiterklären, heißt es. Auch Aktien der Deutschen Bank stehen nach dem verlorenen Kirch-Prozess weiter unter Druck und fallen 0,7 Prozent.

Aktien von Infineon steigen dagegen um 1,7 Prozent. Der Chip-Hersteller hat eigenen Angaben 1,9 Milliarden Euro in der Kasse und will damit unter anderem eigene Aktien zurückkaufen. Negative Analystenkommentare drücken die ProSieben-Aktie um drei Prozent. Analysten sehen für die Aktie zunächst keine frischen Kursimpulse mehr, nachdem die Sendergruppe ihr Skandinaviengeschäft für einen guten Preis verkaufen konnte.

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