Alt 13.12.12, 12:21
Standard Zurückhaltung trotz Fed-Geldschwemme
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FRANKFURT--Die Ankündigung einer neuen Geldschwemme durch die US-Notenbank löst am Donnerstagmittag keine Euphorie an Europas Börsen aus. Die Anleger sind besorgt über die nur schleppenden Verhandlungen zur Vermeidung der zum Jahreswechsel drohenden Fiskalklippe in den USA. Der Sprecher der Republikaner im Repräsentantenhaus, John Boehner, hat am Vorabend von "schwerwiegenden Unterschieden" zwischen seiner Partei und dem Haushaltsplan von Präsident Barack Obama gesprochen. Der DAX verliert 0,3 Prozent auf 7.589 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt 3 Punkte auf 2.627 nach.

"Der positive Impuls der Notenbankpolitik wird dadurch gedämpft, dass die Fed nicht in der Lage ist, die vom Haushaltsstreit ausgehende Gefahr für die Konjunktur auszugleichen", sagt Mitul Kotecha, Währungsstratege der Crédit Agricole. Die Wahrscheinlichkeit auf eine Lösung verringere sich von Tag zu Tag. Ohne politische Einigung kommen auf das Land zum Jahreswechsel automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen von rund 600 Milliarden US-Dollar zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) glaubt, dass die USA dadurch in die Rezession fallen könnten.

Am Devisenmarkt kommt der Euro mit den Unsicherheiten von den Tageshochs um 1,31 zum Dollar zurück und notiert nun um 1,3050. Zunächst hatte die Einheitswährung mit Aufschlägen auf eine neue Runde geldpolitischer Lockerung (QE4) in den USA reagiert. Die Federal Reserve hat das laufende Anleihenkaufprogramm auf monatlich 85 Milliarden Dollar von zuvor 40 Milliarden erhöht. Dadurch wird der Wert des Greenback tendenziell verwässert, da das Kaufprogramm durch frisch gedruckte Dollar finanziert wird.

Die US-Notenbank hat zudem beschlossen, die Zinsen niedrig zu halten, solange die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent und die auf zwei Jahre berechnete Inflationsrate unter 2,5 Prozent liegt. Diese Kopplung an konkrete Zahlen ist "eine Neuerung", sagt Aktienmarktexperte Hiroichi Nishi von SMBC Nikko Securities. Sollte der Arbeitsmarkt außergewöhnlich rasch wieder anspringen, könnte allerdings auch die Zeit des billigen Geldes schneller als erwartet zu Ende gehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Goldpreis nach der Fed-Ankündigung etwas unter Abgabedruck gerät. Diese Spekulation dürfte auch den Euro zurückkommen lassen.

Positiv nehmen Marktteilnehmer in Europa auf, dass die EU-Finanzminister auf dem Weg zur geplanten Bankenunion einen weiteren Schritt getan haben und sich auf die Schaffung eines europäischen Bankenaufsehers, der bei der EZB angesiedelt sein soll, geeinigt haben. Ebenfalls zur Erleichterung tragen die Auktionen spanischer und italienischer Staatsanleihen bei. Die Renditen italienischer Benchmarkanleihen zehnjähriger Laufzeit geben 2 Basispunkte auf 4,61 Prozent nach. Für die entsprechenden spanischen Titel geht es 1 Basispunkt auf 5,34 Prozent nach oben.

In den USA steht am Nachmittag der wichtige Einzelhandelsumsatz für November auf der Agenda. Analysten rechnen mit einem Anstieg von 0,5 Prozent zum Vormonat. Daneben stehen die üblichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und zu den Lagerbestände an.

Bei den Einzeltiteln sticht der französische Automobilbauer Renault hervor. Er trennt sich nach fast 20 Jahren von seinem Anteil am schwedischen Fahrzeugproduzenten Volvo. Analysten rechnen damit, dass Renault damit einen Erlös von bis zu 1,6 Milliarden Euro erzielt. Renault habe dieses Jahr vieles richtig gemacht, heißt es im Handel. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 47 Prozent gestiegen und legt nun weitere 2,4 Prozent zu. Volvo-Aktien verlieren 3,3 Prozent. Strategisch will sich Renault auf den Absatzmarkt in Russland fokussieren. Peugeot-Citroen-Papiere fallen dagegen um 1,9 Prozent zurück.

Analysten der Bank Nomura haben zahlreiche Versorgeraktien abgestuft. E.ON-Titel verlieren 0,5 Prozent, RWE- 1,9 Prozent und GDF Suez- 1 Prozent. RWE stellen damit zusammen mit den Papieren von ThyssenKrupp und adidas die größten Verlierer im DAX. Fresenius Medical Care-Scheine fallen 0,2 Prozent. Hier droht eine Sammelklage in den USA.

In Deutschland hat der Kupferkonzern Aurubis aus dem MDAX ordentliche Zahlen vorgelegt. Die Prognose fällt vorsichtig aus, weil der Kupferpreis zurzeit sehr volatil ist. Für das Papier geht es gegen den Trend um 0,4 Prozent nach oben. Hochtief-Aktien profitieren von einem positiven Analystenkommentar von Berenberg und legen 1,6 Prozent zu.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
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