Vier Prozent Kursgewinn trotz eines Verlustes von fünf Milliarden Euro und einer gestrichenen Dividende - die ThyssenKrupp-Aktie sorgt an der Börse für Aufsehen. Der Industriekonzern hat im Schlussquartal 3,6 Milliarden Euro auf Stahlwerke in Brasilien und den USA abgeschrieben. Zudem hat der Aufsichtsrat die Entlassung von drei Vorständen abgenickt. Händler und Analysten werten dies als "Klarschiffmachen", Anleger kaufen die ThyssenKrupp-Aktie. Der Gesamtmarkt läuft derweil weiter nach oben, der DAX hat bei 7.580 Punkten einmal mehr ein neues Jahreshoch erreicht.

Gestützt werden die Kurse europaweit vom ZEW-Index. Die Umfrage des Forschungsinstituts ZEW unter Finanzmarktteilnehmern zu deren Konjunktureinschätzung hat im Dezember einen Wert von plus 6,9 zutage gefördert nach minus 15,7 im November. Volkswirte hatten dagegen mit einem Minus von 11,3 gerechnet. "Die ZEW-Erwartungen befinden sich zum ersten Mal seit Mai dieses Jahres wieder im positiven Terrain", sagt Viola Julien von der Helaba.

Die Jahresend-Rally geht also munter weiter. An Europas Börsen reichen die Kursgewinne von 0,2 Prozent in London über 0,6 Prozent in Mailand bis zu 2,1 Prozent an der krisengeschüttelten Börse in Athen. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,6 Prozent auf 2.612 Zähler zu. "Die Investoren scheinen der Ansicht zu sein, dass die Politik der Europäischen Union in Sachen Schuldenkrise in die richtige Richtung geht, wenn auch langsam", sagt Annalisa Piazza vom Londoner Broker Newedge.

Diese Haltung der Anleger lässt vor allem die konjunktursensiblen Sektoren Automobilbau und Bau kräftig anziehen. Gesucht sind ferner Aktien der Versorger, die zuletzt wegen sinkender Dividenden gemieden worden waren. So verteuern sich RWE-Aktien um knapp zwei Prozent, Papiere der spanischen Endesa um 3,3 Prozent und die der italienischen Enel um 1,7 Prozent. Zurückhaltung herrscht dagegen wie schon am Vortag bei den Aktien von Finanzkonzernen.

ThyssenKrupp-Aktie hat Nachholpotenzial

Mit dem Kursplus von vier Prozent liegen Aktien von ThyssenKrupp im DAX klar an der Spitze. Allerdings haben die Papiere auch Nachholpotenzial: Während der DAX seit Jahresbeginn um fast 30 Prozent gestiegen ist, liegt die ThyssenKrupp-Aktie mit knapp fünf Prozent "hinten". Analysten argumentieren, ein Großteil schlechter Nachrichten sei nun am Markt "durch" und die Aktie auf dem niedrigen Niveau wieder kaufenswert.

Der Euro hat zum US-Dollar und Yen leicht aufgewertet. Zum Greenback wird die Gemeinschaftswährung mit 1,2960 Dollar bezahlt. Im Tief handelte sie in Asien mit 1,2928 Dollar. Auch der Euro profitiert etwas vom überraschend stark gestiegenen ZEW-Index. Bundesanleihen werden dagegen nach dem Anstieg auf ein neues Hoch am Montag wieder verkauft. Die Risikofreude an den Finanzmärkten geht zu Lasten der sicheren Häfen Bundesanleihe, Bundesobligationen und Co.

Am Nachmittag dürfte sich das Interesse der Marktakteure wieder verstärkt auf Washington und die Verhandlungen von Demokraten und Republikanern über den Staatshaushalt für 2013 richten. Zudem beginnt die zweitägige Sitzung der Federal Reserve Bank. Die Beschlüsse der Notenbank zu den Leitzinsen und zu Wertpapierkäufen werden erst am Mittwoch veröffentlicht. Die Terminkontrakte auf die großen Aktienindizes deuten auf leichte Kursgewinne an der Wall Street zur Startglocke hin.

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