Alt 10.12.12, 12:23
Standard Regierungskrise in Italien verunsichert Investoren
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Kaum ist ein Brandherd in der Eurokrise gelöscht, flammt ein anderer wieder auf. Nach Entspannung im Schuldendrama Griechenlands hält nun die Regierungskrise in Italien Anleger in Atem. Der baldige Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti lastet auf den europäischen Aktienmärkten. In Mailand verliert der Leitindex 3,2 Prozent. Vor allem die Papiere italienischer Banken und Versicherer geraten am Montagmittag unter die Räder. An den übrigen Börsen sind die Verluste nicht ganz so groß. Der DAX gibt um 0,5 Prozent auf 7.479 Punkte nach und der Euro-Stoxx-50 um 1,0 Prozent auf 2.575 Punkte.

Monti will wegen des schwindenden Rückhalts für seine Regierung im Parlament sein Amt niederlegen. Sobald die Volksvertreter ein wichtiges Haushaltsgesetz verabschiedet haben, will Monti sein Rücktrittsgesuch einreichen. Die Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen schießen in Reaktion auf die Schlagzeilen aus Rom um 34 Basispunkte auf 4,85 Prozent in die Höhe. Spanien wird gleich mitverkauft, dort steigen die Renditen um 17 Bp auf 5,59 Prozent. Bundesanleihen als vermeintlich sichere Anlagehäfen rentieren dagegen nur noch bei 1,28 Prozent.

Monti warnte: Sollte das Haushaltsgesetz scheitern, das er vor seinem Abgang noch durchbringen will, führte das zu einer noch schlimmeren Regierungskrise, von der auch Europa betroffen wäre. Wenige Stunden vor der Rücktrittsankündigung hatte der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi sein politisches Comeback angekündigt und erklärt, er wolle bei der Parlamentswahl im kommenden Jahr kandidieren.

Politische Risiken in Italien "sehr groß"

Für den Fall vorgezogener Neuwahlen in Italien prognostiziert Annalisa Piazza vom Londoner Broker Newedge: "Sollte der Ex-Ministerpräsident Berlusconi die Wahlen gewinnen, dann dürften italienische Staatsanleihen ein Aus der Sparbemühungen bis auf Weiteres einpreisen." Die politischen Risiken in Italien seien gegenwärtig "sehr groß".

Der Euro handelt zum US-Dollar um die Marke von 1,29 Dollar. Gleichwohl sieht Ulrich Leuchtmann die Gemeinschaftswährung unter Druck: "Galt die Berlusconi-Ära in der Wahrnehmung des Marktes als Zeit nicht-nachhaltiger Fiskalpolitik, stand Monti für den struktur- und fiskalpolitischen Wandel", sagt der Devisenanalyst der Commerzbank. Die Mixtur aus Monti-Rücktritt und Berlusconi-Kandidatur belaste den Euro.

An der Mailänder Börse werden vor allem Finanzaktien verkauft. Italiens Banken und Versicherer halten in großem Umfang italienische Staatsschulden. Fallen deren Kurse bzw steigt das Ausfallrisiko, dann drohen den Geldhäusern und Assekuranzen Wertberichtigungen. Aktien der UniCredit büßen 5,8 Prozent ein und Papiere von Generali 3,8 Prozent. Im europäischen Durchschnitt verlieren Bankenaktien 1,6 Prozent und der Versicherungssektor 1,0 Prozent.

In Frankfurt leiden RWE-Titel unter der Sorge, dass auch der Versorger seine Dividende senken könnte. Die Aktie verliert 2,1 Prozent. Bei ThyssenKrupp tagt der Aufsichtsrat und dürfte unter anderem ein neues Sparprogramm diskutieren, Am Dienstag legt das Unternehmen dann Geschäftszahlen für das vierte Quartal vor. Der Kurs zieht um 0,3 Prozent an. BMW hat im November den Automobilabsatz im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel auf knapp 171.000 Fahrzeuge erhöht. Die Aktie tendiert mit 68,81 Euro etwas leichter.

Die Aktie von Talanx profitiert von der Aufnahme in den MDAX, sie steigt um 1,6 Prozent. Die Deutsche Börse teilte am Freitagabend den Tausch der Aktie im MDAX gegen Douglas Holding mit. Die Veränderung tritt am Mittwoch in Kraft. Die Anteilsscheine von Douglas fallen um 0,4 Prozent.

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