Beitrag gelesen: 474 x |
||
Ein vollkommen überraschender Ausverkauf hat den DAX am Mittwoch auf den tiefsten Stand des Jahres gedrückt. Gegen 9.40 Uhr rauschte der deutsche Leitindex innerhalb von nur zehn Minuten um 160 Punkte oder zwei Prozent nach unten, begleitet von ungewöhnlich hohen Umsätzen an der Termin- und Optionsbörse Eurex. "Marktgerüchte um eine unmittelbar bevorstehende Abstufung Deutschlands haben den DAX gedrückt", sagt Alastair McCraig von IG Markets in London. Der DAX handelt am Mittag 1,7 Prozent niedriger bei 7.551 Punkten. Mit RWE kann sich nur einer der 30 DAX-Titel gegen den Abwärtssog stemmen.
Beobachter halten eine Senkung der Kreditwürdigkeit Deutschlands nicht für ausgeschlossen, aber doch für sehr unwahrscheinlich. Mit Moody's habe lediglich eine der drei großen Ratingagenturen einen negativen Ausblick für Deutschland, der eine Abstufung rechtfertigen könnte. Auffällig ist zudem, dass der Euro, der bei einer Abstufung der größten Volkswirtschaft und des Wachstumsmotors der Eurozone sich stark abwerten würde, zu US-Dollar und Yen zunächst kaum nachgab. Immerhin geriet der DAX deutlich stärker unter Druck als beispielsweise die Leitindizes in London oder Paris. Der Euro-Stoxx-50 fiel in dem zehnminütigen Ausverkauf lediglich um 1,3 Prozent zurück. Andere Händler, andere Begründungen: Einige Trader berichteten von milliardenschweren Verkaufsprogrammen, die über Computer-gesteuerte Schnellverkäufe - das sogenannte Algo-Trading - den Markt in die Knie gezwungen hätten. Auch der in solchen Fällen gern zitierte "Fat Finger", also eine Fehleingabe eines Händlers, musste wieder einmal zur Begründung für den Kurseinbruch herhalten. Wieder andere führten den Einschlag einer Rakete nahe dem südiraelischen Badeort Eilat zur Begründung für den Ausverkauf an den Aktienbörsen ins Feld. Die Nachricht hierüber lief jedoch schon vor Handelsbeginn über die Nachrichtenticker. "Außerdem hätte das Investoren sicher in den Dollar als Fluchtwährung in Krisenphasen getrieben", hielt ein Händler dagegen. Der Euro geriet aber zum US-Dollar nicht nur nicht unter Druck, er stieg sogar auf das Tageshoch von 1,32. Anschließend fiel die Gemeinschaftswährung dann doch auf 1,3130 Dollar zurück. Während Aktien verkauft werden, sind Bundesanleihen gesucht. Bei einer Auktion am Mittwoch hat das als solider Schuldner geltende Deutschland eine rekordniedrige Rendite für neue Langläufer bezahlt. Deutschland profitiert weiter von den Sorgen um die Eurozone. Allerdings hat auch eine gleichzeitig stattfindende Auktion portugiesischer Kurzläufer gute Aufnahme gefunden. Hier stürzen sich Investoren auf hohe Renditen angesichts des weltweit historisch niedrigen Zinsniveaus. Gegen den schwachen Trend an den Börsen steigen EADS-Aktien um 4,3 Prozent. Das Aktienrückkaufprogramm des Konzerns sorgt für Nachfrage. EADS hat von ihren Aktionären Frankreich und Daimler für insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro Aktien zurückgekauft. Und krempelt damit ihre Aktionärsstruktur weiter kräftig um. Daimler ist nun nicht mehr Aktionär von EADS. Papiere von Kabel Deutschland verteuern sich um vier Prozent. Der weltweit größte Kabelkonzern Liberty Global bereitet laut manager magazin eine Übernahme von Kabel Deutschland vor. Seit Wochen schon kursiert das Gerücht um einen solchen Deal. In London fallen Tesco-Aktien um 3,4 Prozent. Der Gewinn des britischen Handelskonzerns ist im ersten Quartal mit knapp zwei Milliarden Pfund um fast 1,5 Milliarden Pfund unter der Konsensschätzung von Analysten geblieben. Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com DJG/bek/raz Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|