FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Tendenzwende drückt die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Montagmittag ins Minus. Der DAX fällt gegen 13.10 Uhr um 0,7% oder 45 auf 6.804 Punkte, nachdem er am Morgen noch bis auf knapp 6.906 Punkte gestiegen war und damit das bisherige Jahreshoch leicht übertroffen hatte. "Der Markt steht erneut im Bann der europäischen Schuldenkrise", sagt ein Händler. Die Kreditmärkte preisen am Mittag deutlich höhere Kreditausfallrisiken bei Regierungsanleihen der Peripherie ein, nachdem sich die Situation am Morgen mit dem Rettungspaket für Irland vorübergehend etwas entspannt hatte.

Nachdem es zur Eröffnung für spanische und portugiesische Risikoprämien noch leicht nach unten ging, hat sich der Trend in der Zwischenzeit umgekehrt. Die Prämien auf spanische 5-Jahres-Versicherungen gegen einen Ausfall steigen um 14 Basispunkte (Bp) auf 337/342 Bp. Noch deutlicher geht es für portugiesische 5-Jahres-CDS nach oben: auf 520/540 Bp, was einem Plus von 30 Bp entspricht. Der Risikoaufschlag italienischer Staatsanleihen legt nach einer vormittäglichen Bond-Auktion des Landes kräftig zu. Am Mittag liegt der Spread gegenüber deutschen Schuldtiteln mit einer Laufzeit von zehn Jahren bei knapp 181 Basispunkte nach 161,5 kurz nach Börseneröffnung. Der Euro fällt zum Dollar im Tagestief bis auf 1,3160 USD zurück und damit auf den niedrigsten Stand seit dem 21. September.

"Die Schuldenkrise in Europa ist nicht gelöst", sagt ein Kreditanalyst. Nach Einschätzung der Deutschen Bank ist es weniger überraschend, dass Risiko-Assets unter Druck kommen. Überraschend sei vielmehr, dass die Märkte angesichts der kolossalen Probleme nicht stärker unter Druck kämen.

Frankreich und Deutschland haben sich zudem auf eine "Fall-zu-Fall"-Beteiligung der privaten Gläubiger bei zukünftigen Rettungsaktionen geeinigt. Staatsanleihen der Euro-Zone könnten künftig wie Anleihen aus Schwellenländern eine "Collective Action Clause" beinhalten, erläutert ein weiterer Kreditanalyst. Bei einer solchen Klausel könnten Umschuldungen mit gualifizierter Mehrheit der Gläubiger eingeleitet werden, ohne dass ein einzelner Gläubiger mit Klagen den Restrukturierungsprozess bremsen kann.

Die Schuldenkrise drückt so vor allem auf die Kurse der Finanzwerte: Deutsche Bank fallen um 1,1% auf 37,83 EUR und Commerzbank um 1,0% auf 5,78 EUR. Auch zyklische Aktien liegen schwach im Markt, hier geben ThyssenKrupp vor Geschäftszahlen am Dienstag um 2,4% auf 29,95 EUR und K+S um 1,9% auf 50,75 EUR nach.

Unter Gewinnmitnahmen leiden die Automobiltitel, so Daimler mit einem Minus von 2,2% auf 50,40 EUR. BMW und VW geben zwischen anderthalb und zwei Prozent ab. Auch Metro stehen mit einem Minus von 1,8% auf 56,53 EUR unter Druck, obwohl das Weihnachtsgeschäft gut begonnen haben soll. Dagegen ziehen Allianz und Münchener Rück sowie Siemens und Infineon etwas an.

Aus charttechnischer Sicht sehen Analysten den DAX um 6.775 als unterstützt an. Einen Widerstand sehen sie beim Jahreshoch.

Als Belastung für Hamburger Hafen (HHLA) macht ein Händler das Platzen der schwarz-grünen Koalition in der Hansestadt aus. "Das kommt total überraschend", sagt er. Jetzt sei die Frage, ob die Elbvertiefung nach den bevorstehenden Neuwahlen verwirklicht werde. Der Kurs fällt um 0,8% auf 30,72 EUR. Auf der anderen Seite steigen Sky Deutschland um 5,6% auf 1,80 EUR.

Phoenix Solar legen um 7,7% zu auf 23,52 EUR, nachdem die Analysten der UBS die Aktien zum Kauf empfohlen haben. Conergy steigen mit der Hoffnung auf eine Restrukturierung der Schulden um 19% auf 0,54 EUR. Auch Dialog Semiconductor sowie QSC ziehen kräftig an. Auf der anderen Seite verlieren SMA Solar weitere 6,3% auf 66,50 EUR und Nordex 5,9% auf 4,42 EUR.

Von Herbert Rude, Dow Jones Newswires, +49(0)69-29725217,

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