Alt 24.11.10, 09:52
Standard XETRA-START/Gut behauptet - SAP nach Gerichtsurteil unter Druck
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FRANKFURT (Dow Jones)--Gut behauptet ist der deutsche Aktienmarkt in den Handel am Mittwoch gestartet. Gegen 9.48 Uhr MEZ steigt der DAX um 0,1% oder 8 Punkte auf 6.713 Punkte. "Der große Abgabedruck ist zunächst einmal vorüber", sagt ein Marktteilnehmer. Dies bestätige auch der Blick nach Asien, wo sich die Börsen im späten Geschäft deutlich erholt hätten.

"Derzeit wird der deutsche Aktienmarkt von zwei gegenläufigen Strömungen beherrscht", so der Händler. Da seien einerseits die Anleger, die angesichts von einer Wertentwicklung des DAX von plus 12,6% seit Jahresanfang bei Anlässen wie einem Artilleriegefecht auf der koreanischen Halbinsel "Danke" sagten und Gewinne mitnähmen. Andererseits würden unter Performance-Druck stehende Anleger bei Kursschwächen unverändert in den Markt drängen, um am Jahresende noch den einen oder anderen zusätzlichen Prozentpunkt an Wertentwicklung ausweisen zu können, heißt es.

Die gesenkten Prognosen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank für Beschäftigung, Inflation und Wachstum haben Marktteilnehmern zufolge lediglich Wall Street belastet. "Dass sich die US-Wirtschaft künftig mit Sockelarbeitslosigkeit und schwacher konjunktureller Dynamik auseinandersetzen muss, überrascht nur noch die Amerikaner", sagt der Händler. Auch die Herabstufung der irischen Bonität durch die Rating-Agentur Standard&Poor's sei nicht überraschend gekommen.

Für neue Impulse dürfte am Vormittag der ifo-Geschäftsklimaindex für den Monat November sorgen. Die von Dow Jones befragten Volkswirte erwarten im Mittel ihrer Prognosen eine Stagnation auf dem Vormonatsstand von 107,6 Punkten. Commerzbank Corporates&Markets rechnet allerdings einen weiteren leichten Anstieg auf 108,0 Punkte. Anders als die europäischen Einkaufsmanagerindizes, die eine leichte Abschwächung signalisierten, sei der ifo-Index stärker von den Unternehmensgewinnen getrieben. Und die sprudelten derzeit noch reichlich, heißt es.

Am Nachmittag dürften sich die Blicke der Marktteilnehmer in die USA richten. Aufgrund des Feiertages am Donnerstag (Thanksgiving) wurden einige Datenveröffentlichungen auf den Mittwoch vorverlegt. So stehen der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter und die persönlichen Ausgaben und Einkommen im Oktober auf dem Programm. Zudem werden die Neubauverkäufe ebenfalls für Oktober veröffentlicht, sowie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Hier gehen von Dow Jones befragte Volkswirte von einem Rückgang um 4.000 auf 435.000 Anträge aus. In der vergangenen Woche wurde noch ein Anstieg um 2.000 verzeichnet.

Im Blick der Marktteilnehmer stehen am Berichtstag SAP, die 1,5% auf 35,68 EUR verlieren. Ein US-Gericht hat die Walldorfer Softwareschmiede zur Zahlung von Schadensersatz wegen Industriespionage in Höhe von 1,3 Mrd USD an den US-Konkurrenten Oracle verurteilt. "Deutlich höher als von mir befürchtet", kommentiert Theo Kitz, Analyst bei Merck Finck&Co (MeFiCo). "Ich hatte zwar geahnt, dass es heftig werden würde und SAP deshalb bereits gestern auf 'Sell' von 'Buy' gesenkt", sagt er. Eine Milliardensumme sei dann allerdings noch einmal wesentlich mehr als erwartet. Zwar habe die Walldorfer Software-Schmiede 160 Mio USD speziell für Prozessrisiken zurückgestellt. "Nie bestätigten Medienberichten zufolge könnten davon aber schon 120 Mio USD auf die Rechnung der Anwälte von Oracle entfallen."

Dann bliebe nur noch eine niedrige zweistellige Millionensumme übrig. Die überraschend hohe Schadensersatzsumme erklärt er sich damit, dass die Jury offenbar den Advokaten des US-Unternehmens gefolgt sei und den "Zeitwert" der Urheberrechtsverletzungen angesetzt habe. Nunmehr könne der Richter die Summe noch mildern, tue er dies nicht, bleibe SAP die Möglichkeit, Einspruch einzulegen. "Ein neues Verfahren birgt aber das Risiko einer noch höheren Schadensersatzsumme."

Schwach sind zudem Deutsche Post, die 1,5% auf 12,86 EUR nachgeben. Händler verweisen auf Gewinnmitnahmen, nachdem der Logistikkonzern am Mittwoch seine Mittelfristziele konkretisiert hat. Diese liegen Händlern zufolge im Rahmen der Erwartungen. MeFiCo hat die Aktie der Post auf "Verkaufen" von "Kaufen" abgestuft.

Auf der Gewinnerseite im DAX stehen dagegen die Automobiltitel, die nach den kräftigen Vortagesverlusten wieder etwas aufholen. Für Daimler geht es 0,8% auf 49,92 EUR nach oben, VW notieren unverändert bei 119 EUR. BMW drehen ins Minus und geben 1,5% auf 56,82 EUR ab.

In der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarkts geben Aareal Bank um 1,6% auf 20,71 EUR nach. Die WestLB hat die Aktie auf "Neutral" von "Add" abgestuft. Praktiker verlieren 0,8% auf 6,91 EUR. Die Analysten von Morgan Stanley haben das Kursziel für die Aktie auf 4,50 EUR von 5 EUR gesenkt.

DJG/mgo/thl

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