Alt 22.11.10, 17:46
Standard XETRA-SCHLUSS/Etwas leichter - Freude über Irland-Hilfe verpufft
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Freude über die Flucht des um seine Refinanzierungsfähigkeit kämpfenden Irlands unter den Rettungsschirm der Europäischen Union währte zu Wochenbeginn nur kurz. Nach einem Start unter positivem Vorzeichen drehten die deutschen Aktienindizes am frühen Montagnachmittag leicht ins Minus, wirklicher Abgabedruck vermochte allerdings nicht aufzukommen. "Der Markt will die 7.000 Punkte im DAX sehen", sagte ein Händler. Unter dem Strich stand für den Leitindex am frühen Abend ein Minus von 0,3% bzw 22 Punkten bei einem Schluss von 6.822. Mit dem Tageshoch von 6.902 Punkten markierte er gleichzeitig ein neues Jahreshoch.

Charttechnisch liegt die nächste Unterstützung für den DAX nunmehr im Bereich von 6.775 Punkten, Widerstand findet sich auf dem Niveau von 6.930 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 96,2 (Freitag: 106,5) Mio Aktien im Wert von rund 2,91 (Freitag: 3,0) Mrd EUR.

"Jetzt wird eben der nächste Wackelkandidat auf den Prüfstand gestellt", erklärte ein Börsianer den Vorzeichenwechsel im Tagesverlauf. Dies bestätigte auch der Blick auf die Kosten für Kreditversicherungen für Staatsanleihen aus der Peripherie des Euroraums. Während sich der Preis für diese auf irische Schuldtitel etwas verbilligte, stiegen die Pendants für portugiesische Staatsanleihen an. Für schlechte Stimmung sorgte auch die Forderung des grünen Juniorpartners in der irischen Regierung nach Neuwahlen, weil dies neue Unsicherheit schaffe. Darüber hinaus stellte die Rating-Agentur Moody's eine Herabstufung Irlands um gleich mehrere Stufen in Aussicht.

Unter den größten Verlierern fanden sich im Leitindex dann auch die Bankentitel, die vom Ausfall eines staatlichen Schuldners besonders betroffen wären. Auch europaweit standen die Kurse der Kreditinstitute unter Abgabedruck, allen voran jene der spanischen Banken. Im DAX gaben Deutsche Bank um 1,4% auf 39,87 EUR nach und Commerzbank verbilligten sich um 1,9% auf 5,98 EUR.

Für K+S ging es um 2,1% auf 48,25 EUR nach unten. Der Düngemittelhersteller übernimmt für 311 Mio EUR die kanadische Potash One. "Das war die Flucht nach vorne", kommentierte ein Händler die Akquisition. Dem Unternehmen seien immer wieder die bald erschöpften Vorkommen in Deutschland vorgehalten worden, dem versuchten die Kasselaner nun durch diese Akquisition abzuhelfen. Allerdings müsse sich erst zeigen, wie valide das Geschäftsmodell des Explorationsunternehmens sei, sprich ob sich dort tatsächlich Lagerstätten befänden.

Noch dazu verfüge K+S anders als in Deutschland in Nordamerika über keine Vertriebsinfrastruktur, was Folgeinvestitionen nach sich ziehen werde. Auch sei branchenüblich frühestens in sieben Jahren mit den ersten geförderten Mengen zu rechnen. "Und das alles für einen recht stattlichen Preis", sagte der Marktteilnehmer. Da zunächst auch noch die Potash-One-Aktionäre abgefunden werden müssten, werde sich die Kostenbasis von K+S und damit der Gewinn je Aktie verschlechtern.

Am anderen Ende des DAX blieben die Automobilwerte auf der Überholspur. VW verteuerten sich um 2,6% auf 125,90 EUR, BMW um 1,8% auf 57,69 EUR. Die Analysten von Bank of America-Merrill Lynch empfahlen, angesichts einer sich normalisierenden Nachfrage, auch 2011 in diesem Sektor investiert zu bleiben. Die nachhaltigen Gewinne in China würden den Kostendruck ausgleichen. Auch die höheren Dividenden und die generell niedrige Bewertung des Sektors werde die Kurse stützen.

Zwar sind die Analysten für China "bullish" eingestellt, gleichwohl erachten sie für das kommende Jahr aber die entwickelten Märkte, vor allem die USA und Deutschland, für entscheidend und erwarten dort eine Erholung. Ihre Sektorfavoriten sind VW, BMW, Porsche und Renault.

In der zweiten Reihe zogen Pfeiffer Vacuum nach einer Reihe von Heraufstufungen und Kurszielanhebungen um 2,5% auf 87,88 EUR an. Mit der Produktpalette von Adixen befinde sich der Maschinenbauer auf dem Weg zu einem "neuen Unternehmen", hieß es etwa von den Analysten von HSBC, die ihre Empfehlung für die Aktien auf "Overweight" von "Neutral" nach oben schraubten.

Sky Deutschland setzten ihren Höhenflug der vergangenen Wochen fort und stiegen um 3,8% auf 1,57 EUR. Die Analysten der Royal Bank of Scotland betonten in einer Studie die zunehmenden Möglichkeiten zum Empfang des Bezahlsenders. Mit den verstärkten Kooperationen sei das Unternehmen auf einem erfolgreichen Weg.

News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, ist an Sky Deutschland derzeit mit 49,9% beteiligt.

DJG/jej/reh

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