Alt 14.11.11, 17:36
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX schwächer - Zweifel an Italien bleiben
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und das als letzte Amtshandlung vom "Cavaliere" durch das Parlament gebrachte Sparpaket haben den deutschen Aktienmarkt am Montag nicht mehr gestützt. "Die Vorschusslorbeeren wurden bereits am Freitag vergeben", sagte ein Börsianer. Am Ende des Tages verlor der DAX 1,2% oder 72 auf 5.985 Punkte. In der zweiten Reihe ging es für den MDAX um 1,4% oder 124 auf 9.030 Punkte nach unten, der TecDAX gab um 1,2% oder 8 auf 699 Punkte nach.

"Auf dem Papier sieht das italienische Sparprogramm beeindruckend aus. Wichtige Posten hängen aber von der Handlungsfähigkeit der Regierung bis September 2012 ab", monierte ein Händler. Gleichzeitig lasse der historische Vergleich den angestrebten Primärüberschuss äußerst ambitioniert erscheinen. "Wir sind nicht der Meinung, dass dieses Programm alleine das Vertrauen der Märkte dauerhaft gewinnen kann."

Dass weiter starke Zweifel bestehen, zeigte auch die erste Auktion italienischer Staatsanleihen der "Nach-Berlusconi-Ära" am Vormittag. Die Zeichnungsquote für die fünfjährigen Schuldtitel belief sich zwar auf 1,47 verglichen mit 1,34 bei der vorangegangenen Versteigerung gleicher Titel am 13. Oktober. Gleichwohl musste die Finanzagentur höhere Zinsen in Kauf nehmen, die Rendite belief sich auf 6,29% nach 5,32%.

Allerdings vollzogen sich die Abgaben bei dünnen Umsätzen, Börsianer sprachen lediglich von 60% des sonst durchschnittlich üblichen Volumens. Gehandelt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 118,9 (Vortag: 144,5) Mio Aktien im Wert von etwa 2,27 (Vortag: 3,09) Mrd EUR.

Unter Druck standen zu Wochenbeginn vor allem die konjunktursensitiven Aktien. So ging es für K+S um 2,9% auf 41,21 EUR nach unten, VW gaben um 2,3% auf 127,60 EUR nach und MAN verbilligten sich um 2,1% auf 66,41 EUR. Die Versorger litten nach den Avancen der vergangenen Woche unter Gewinnmitnahmen, E.ON fielen um 2,5% auf 17,35 EUR , RWE gar um 2,6% auf 29,39 EUR. Als Einladung zum "Kassemachen" sahen Händler die Nachricht, dass auch der russische Energieriese Gazprom hier zu Lande bald Strom verkaufen will.

Gegen den Trend zogen adidas um 1,3% auf 52,65 EUR an. Händler verwiesen auf ein Gespräch von Puma-Chef Franz Koch mit der "SonntagsZeitung". Demnach will der adidas-Konkurrent den Umsatz bis 2015 von derzeit 2,7 Mrd EUR auf 4 Mrd EUR steigern. Besser als der Gesamtmarkt hielten sich auch eine Reihe von als defensiv geltenden Papieren, Beiersdorf stiegen um 0,3% auf 41,47 EUR und Merck KGaA um 0,1% auf glatt 72,00 EUR.

Die Musik spielte allerdings in der zweiten Reihe, wo Hochtief um 10,9% auf 45,54 EUR einbrachen. Der Verkauf der Flughafensparte verzögert sich, das Bauunternehmen hält daher nun im laufenden Jahr rote Zahlen für möglich. Im dritten Quartal schrieben die Essener zwar wieder einen Gewinn, der reichte jedoch nicht, um die im ersten Halbjahr aufgelaufenen Verluste auszugleichen. Auch die Prognose für das kommende Jahr kassierte Hochtief.

Für Hugo Boss ging es nach einer Aktienplatzierung um 6,4% auf 67,98 EUR nach unten. Der Finanzinvestor Permira hat seine Beteiligung an dem Bekleidungshersteller gesenkt, ein Komplettausstieg ist jedoch nicht geplant. Im TecDAX brachen Q-Cells um 26,7% auf 0,85 EUR ein. Preisdruck und Überkapazitäten haben dem Unternehmen im Sommervierteljahr einen Verlust von 57 Mio EUR eingebrockt.

Noch dazu drückt Q-Cells eine im Februar fällige Wandelanleihe mit einem Volumen von 200 Mio EUR. Die für Finanzen zuständige Marion Helmes zog sich zudem zurück. SolarWorld verbilligten sich um 14,7% auf 3,29 EUR. Aufgrund einer breiten Diversifikation galt das Unternehmen bislang noch als Musterknabe, nunmehr weht der kalte Wind am Photovoltaikmarkt allerdings auch den Bonnern voll ins Gesicht, das Unternehmen wies im abgelaufenen Vierteljahr den ersten Quartalsverlust seit Ende 2009 aus.

DJG/jej/ros

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