Alt 14.11.11, 12:34
Standard XETRA-MITTAG/Berlusconi-Abgang verpufft - Hochtief brechen ein
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der von den Märkten zuletzt herbeigesehnte Rücktritt von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi verpufft bis Montagmittag am deutschen Aktienmarkt. Nach einem Start unter positiven Vorzeichen drehen die Indizes im weiteren Verlauf zumeist ins Minus. Als "Spaßbremse" erweist sich dabei Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der die Regierungen des Gemeinsamen Währungsgebiets aufgefordert hat, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) ernst zu nehmen. Zuletzt hatten sich die Stimmen gemehrt, die von der Notenbank zur Rettung des Euroraums das Anwerfen der Druckerpresse forderten.

"Mit dem satten Plus am Freitag hat der Markt aber auch schon viel eingepreist", sagt ein Händler. Bis 12.48 Uhr verliert der DAX 0,6% oder 34 auf 6.022 Punkte. In der zweiten Reihe fällt der MDAX um 0,8% oder 75 auf 9.079 Punkte. Der TecDAX gibt um 0,8 oder 6 auf 701 Punkte nach. Die Umsätze sind mit knapp 60% des ansonsten üblichen Volumens allerdings eher dünn.

Berlusconi trat am Samstag zurück, nachdem sein Reformpaket vom Parlament gebilligt worden war. Es sieht die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre vor - aber erst 2026. Staatseigentum soll verkauft und einige Dienstleistungen sollen privatisiert werden. Mit der Bildung einer Übergangsregierung hat der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano den ehemaligen EU-Kommissar Mario Monti beauftragt. Er genießt an den Kapitalmärkten hohes Ansehen. "Am wichtigsten ist jedoch, dass die Europäische Zentralbank nun gewillter sein dürfte, noch aktiver am italienischen Anleihemarkt zu intervenieren", so ein Börsianer.

Letztlich negativ wurde allerdings die erste Auktion italienischer Staatsanleihen der "Nach-Berlusconi-Ära" am Vormittag aufgenommen. Die Zeichnungsquote für die fünfjährigen Schuldtitel belief sich zwar auf 1,47 verglichen mit 1,34 bei der vorangegangenen Versteigerung gleicher Titel am 13. Oktober. Gleichwohl musste die Finanzagentur höhere Zinsen in Kauf nehmen, die Rendite belief sich auf 6,29% nach 5,32%.

Gegen den Trend steigen adidas bei ordentlichem Volumen um 2,5% auf 53,24 EUR. Händler verweisen auf ein Gespräch von Puma-CEO Franz Koch mit der "SonntagsZeitung". Demnach will der adidas-Konkurrent den Umsatz bis 2015 von derzeit 2,7 Mrd EUR auf 4 Mrd EUR steigern. Besser als der Gesamtmarkt halten sich auch viele als defensiv geltende Aktien, Fresenius steigen um 0,7% auf 73,62 EUR, für Fresenius Medical Care geht es um 0,9% auf 51,33 EUR nach oben.

Gewinnmitnahmen belasten hingegen die Titel der Versorger. So fallen E.ON um 2,1% auf 17,43 EUR zurück. In der vergangenen Woche haben die Aktien noch um 7% angezogen und damit den Markt outperformt. Ein ähnliches Bild bei RWE, die nach einem Plus von 4,4% in der vergangenen Woche um 2,5% auf 29,43 EUR nachgeben. In der zweiten Reihe brechen Hochtief um 9,8% auf 46,08 EUR ein. Der Verkauf der Flughafensparte des Bau-Konzerns verzögert sich. Das Unternehmen hält daher nun im laufenden Jahr rote Zahlen für möglich. Im dritten Quartal schrieb Hochtief zwar wieder einen Gewinn, der jedoch nicht ausreicht, um die im ersten Halbjahr aufgelaufenen Verluste auszugleichen. Auch die Prognose für das kommende Jahr kassierte das Unternehmen.

Hugo Boss geben um 6,9% auf 67,62 EUR nach. Der Finanzinvestor Permira senkt seine Beteiligung an dem Unternehmen. Im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens sollen 4,5 Mio Vorzugsaktien oder 4% des Grundkapitals an institutionelle Investoren verkauft werden. Ein Komplettausstieg ist jedoch nicht geplant. Der Platzierungspreis liegt Händlern zufolge bei 68,25 EUR. Im TecDAX brechen Q-Cells um 30% auf 0,81 EUR ein. Preisdruck und Überkapazitäten haben dem Unternehmen im Sommervierteljahr einen Verlust von 57 Mio EUR eingebrockt.

Nach neun Monaten summiert sich der Fehlbetrag schon wieder auf fast eine halbe Mrd EUR, nachdem im August die nächste Runde im seit nunmehr zwei Jahren andauernden Restrukturierungsprozess eingeläutet wurde. Noch dazu drückt Q-Cells die im Februar fällige Wandelanleihe im Umfang von 200 Mio EUR. Die für Finanzen zuständige Marion Helmes zog sich noch dazu zurück. Auch SolarWorld, aufgrund einer breiten Diversifikation bislang noch so etwas wie ein Musterknabe, weht nunmehr der kalte Wind am Photovoltaikmarkt voll ins Gesicht. Die Bonner wiesen den ersten Quartalsverlust seit Ende 2009 aus, die Papiere geben um 15,6% auf 3,25 EUR nach.

DJG/jej/ros

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