FRANKFURT (Dow Jones) - Neue Besen kehren bekanntlich gut. Nach diesem Motto haben Marktteilnehmer dem DAX am Freitag zu kräftigen Gewinnen verholfen. Ihre Hoffnung ruht dabei ganz auf den neuen Regierungen in Athen und Rom. Während in Griechenland das Kabinett unter dem ehemaligen Vize-Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Lucas Papademos, bereits steht, soll in Italien der Volkswirt Mario Monti das Ruder übernehmen. Mit Monti und Papademos gehe das Zepter an Wirtschaftsexperten, denen die Bewältigung der Krise am ehesten zuzutrauen sei, meinten Händler. Die rasche Verabschiedung von Italiens Sparpaket im Senat sei ebenfalls ein gutes Omen.

Die Anleihemärkte entspannten sich mit den Aussichten merklich. Nach "Katastrophen"-Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen von bis zu 7,5% wurden mittlerweile wieder Werte von 6,4% erreicht. Die US-Verbraucher scheinen sich von der guten Stimmung anstecken zu lassen. Denn der Michigan Index zur US-Verbraucherstimmung ist zum dritten Mal in Folge gestiegen und hat damit die Erwartungen übertroffen. Von Euphorie kann aber noch längst keine Rede sein. "Der Stimmungswert liegt weiterhin auf einem tiefen Niveau. Daher fällt der Ausblick für den US-Konsum nur moderat aus", urteilten die Volkswirte der Helaba.

Der DAX schoss um 3,2% oder 189 auf 6.057 Punkte empor und nahm damit die 6.000-Punktemarke im Flug. Somit könnte das Startsignal für eine Jahresendrally ausgelöst worden sein. "Oberhalb von 6.020 Punkten kann ein Kurspotenzial bis zum letzten Bewegungshoch bei 6.430 Punkten abgeleitet werden", so die technischen Analysten der DZ-Bank. Umgesetzt wurden an DAX-Titeln auf Xetra rund 138,1 (Vortag: 201,6) Mio Aktien im Wert von rund 3,09 (Vortag: 3,74) Mrd EUR.

Allianz waren einer der stärksten DAX-Werte. Obwohl teilweise unter den Prognosen geblieben, kamen die Geschäftszahlen des Versicherungskonzerns gut an. Die Analysten von equinet zeigten sich angetan von der starken operativen Entwicklung. Der schwächer als erwartet ausgefallene Nettogewinn falle mit Blick auf die höhere Steuerquote und die unerwartet hohen Abschreibungen nicht so sehr ins Gewicht. Allianz zogen um 5,6% auf 76,25 EUR an. Auch Deutsche Bank und Commerzbank konnten sich dank der Entwicklung in Italien und Griechenland erholen. Die Aktien stiegen um 5,7% auf 1,61 EUR bzw 5,8% auf 29,00 EUR. Aareal Bank gewannen sogar 9% auf 13,47 EUR.

Ansonsten galt das Motto: "Erlaubt ist, was gefallen ist". So konnten sich die Versorgertitel weiter erholen und MAN rückten um 6,5% auf 67,81 EUR vor. Analysten hatten in dieser Woche die Hoffnung geweckt, dass der Anteil von VW an dem Lkw-Hersteller auf 75% aufgestockt werden könnte.

Für Salzgitter ging es um 4,9% auf 40,17 EUR nach oben. Der Stahlkocher schließt sich dem Konjunkturpessimismus nicht an. Die Stimmung verschlechtere sich momentan mehr als die Lage, so das Unternehmen bei Vorlage der Neunmonatszahlen. Das beflügelte auch andere Werte wie Krones, die um 5,8% auf 37,38 EUR anzogen. Zum Salzgitter-Imperium gehört auch ein Wettbewerber des Anlagebauers.

Stada zogen nach den Gewinnen am Vortag um weitere 6,1% auf 20,59 EUR an und reagierten damit auf Empfehlungen verschiedener Analysten sowie die Hoffnungen auf Begleichung von offenen Rechnungen in Serbien. Gefragt waren auch SMA Solar. Sie stiegen um 10% auf 50,00 EUR. Die Erwartungen an die Quartalszahlen seien zwar leicht unterboten worden, wichtiger sei jedoch die bestätigte Prognose, meinte ein Händler. "Damit gehört SMA Solar zu den wenigen Solarwerten, die keine Gewinn- oder Umsatzwarnung herausgegeben haben". Primus inter Solares waren jedoch Solarworld, die um 17,7% auf 3,85 EUR schossen.

IVG Immobilien sprangen nach einer vorzeitigen Verlängerung von Krediten um satte 30% auf 4,03 EUR.

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