Alt 09.08.09, 20:45
So tickt die Börse: Rückläufige US-Arbeitslosenquote
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Der Ölpreis ist wieder über 70 USD/Fass geklettert, die Banken und Versicherungen der USA vermelden wieder Milliardengewinne und Research in Motion, der Protagonist des mobilen Internets, der den Anschluss zu verlieren schien, erfreut sich wieder steigender Aktienkurse – trotz enttäuschendem Quartalsergebnis. Wer will da noch etwas von einer Rezession wissen?

Nun, die Bären natürlich. Deren Argument ist einfach: Es handelt sich in diesen Tagen (oder Wochen, oder Monaten...?) nur um den letzten Spike, den parabolischen Anstieg der Kurse, bevor alles wie ein Kartenhaus zusammen fällt.

Am heutigen Freitag wurden US-Arbeitsmarktdaten bekannt gegeben: Die Arbeitslosigkeit sank, die Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung gingen zurück. Welch ein Schock für die Bären: Viele Argumente bauten auf dem mangelhaften Arbeitsmarkt auf. Wie kann denn eine Konjunktur sich verbessern, wenn die Menschen auf der Straße sitzen? Nun, dieses Argument ist nun vorerst einmal vom Tisch. Der Rückgang der Arbeitslosenquote ist eine große Überraschung und sorgte heute für eine Rallye an allen Aktienmärkten.

Kein Wunder: Millionen Arbeiter waren von dem Finanzsektor und vom Automobilsektor an die frische Luft gesetzt worden. Und nun verzeichnet der Finanzsektor wieder kräftige Gewinne und der Automobilsektor profitiert von der US-Abwrackprämie (cash for clunkers). Da fehlte nur noch die Bestätigung dieser Vorgänge durch rückläufige Arbeitslosenzahlen – und diese Bestätigung kam heute.

Nun wird auf dem Börsenparkett die Frage gestellt, ob die überraschend guten Arbeitsmarktdaten lediglich die Bestätigung der Rallye der vergangenen Wochen sind, oder ob nunmehr der Konjunkturaufschwung eingeläutet wird und weitere 20-30% Kursgewinn auf dem Programm stehen? Schwer zu beurteilen, wo doch die meisten Bären sowie Bullen im Sommerurlaub sind.

Schauen wir einmal auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes:


INDIZES (06.08.2009)

Dow Jones: 9.256 | 1,1%
DAX: 5.369 | 0,2%
Nikkei: 10.412 | 0,5%
Euro/US-Dollar: 1,439 | 1,9%
Euro/Yen: 138,48 | 2,4%
10-Jahre-US-Anleihe: 3,74% | 0,1%
Umlaufrendite Dt: 3,12% | -0,1%
Feinunze Gold USD: $963,25 | 2,8%
Fass Crude Öl USD: $73,22 | 6,0%
Baltic Dry Shipping I: 2.907 | -15,6%



Der Ölpreis ist erneut um 6% angesprungen. Das sind nun drei Wochen mit heftigen Preisanstiegen in Folge. Das spricht eine eindeutige Sprache: Die Weltkonjunktur zieht an! Doch wie passt der einbrechende Baltic Dry Index dazu? Wieso wird plötzlich so wenig an Rohstoffen transportiert, obwohl doch dem Ölpreis zufolge eigentlich mehr benötigt wird?

Einer der beiden Preise läuft in die falsche Richtung. Da der Ölpreis sehr gerne Opfer von Spekulanten wird gebe ich dem Baltic Dry Index den Vorzug – doch der hat Preisschwankungen hinter sich, so dass dieser Rückgang um 15% als normale Schwankung angesehen werden kann.

Die Stimmung an den Börsen ist in den vergangenen Tagen merklich aufgehellt, die heutigen Arbeitsmarktdaten waren demzufolge nur die Bestätigung dessen. Schauen Sie selbst:


SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen

17.-24. Jul (154): 61% / 39%
24.-31. Jul (145): 64% / 36%
01.-07. Aug (184): 80% / 20%

ANALYSTEN KAUF
Münchener Rückversicherung, Symrise, Unicredit

ANALYSTEN VERKAUF
E.On, Metro, Solon

PRIVATANLEGER:
Aktuell 57,8% Bullen (+11%, 83 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.395

PRIVATANLEGER KAUF
AIG, Bank of America

PRIVATANLEGER VERKAUF
Commerzbank, Salzgitter, Volkswagen


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Analysten sind bullisch wie nie zuvor. Wie schon in der Vorwoche aufgezeigt gibt es noch viele Analysten die ihre Aktien auf Verkaufen oder Halten stehen haben und die nun von der Realität überholt werden. Sie müssen nun reihenweise Hochstufungen vornehmen, daher der hohe Anteil an bullischen Analysteneinschätzungen.

Bei den Privatanlegern verhält sich der Optimismus etwas gedämpfter, aber dennoch ist auch dort eine bessere Stimmung zu verzeichnen.

Befinden wir uns in der letzten Euphoriephase der Rallye bevor alles wieder den Bach herunter geht? Immerhin sind die billionenschweren Schulden der Privatwirtschaft in den vergangenen Monaten nicht verschwunden, sondern größten Teils nur in staatliche Schulden umgewandelt worden. Oder befinden wir uns am Beginn des nächsten Aufwärtsschubs an den Börsen, die nichts weiter tun als die Übertreibung des vergangenen Jahres nun auszugleichen?
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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