Alt 29.02.12, 12:09
Standard XETRA-MITTAG/Üppiger EZB-Tender befeuert DAX nicht
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der mit großer Spannung erwartete Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den deutschen Aktienmarkt und auch den Euro am Mittwochmittag nicht nach oben treiben können. Trotz einer üppigen Versorgung der europäischen Banken mit EZB-Liquidität sind die Börsen und die Gemeinschaftswährung stattdessen etwas unter Druck geraten. Der DAX reagierte volatil auf die Nachrichten von der EZB. Er gab zunächst etwas nach, schoss dann nach oben und verlor anschließend wieder an Boden. Mit 6.918 Punkten handelt der Leitindex jedoch noch immer 0,4 Prozent fester.

Die EZB hat 800 Banken insgesamt rund 530 Milliarden Euro zugeteilt. Das sind 80 Milliarden mehr als Analysten im Mittel ihrer Schätzungen erwartet hatten. Die Laufzeit des Refinanzierungsgeschäfts beträgt drei Jahre. Der Euro ist zur US-Währung nach dem Tender auf das Tagestief von 1,3425 Dollar abgerutscht. Vor Veröffentlichung des Tenders handelte der Euro bei 1,3470 Dollar. Am Rentenmarkt geriet der Bund-Future zunächst unter Druck, erholte sich anschließend aber wieder auf das Niveau vor der Veröffentlichung der Tender-Zuteilung.

Volatilität ist "vollkommen normal"

Ein Aktienhändler misst diesen Bewegungen keine größere Bedeutung zu. Die Volatilität sei "vollkommen normal". Es werde eine Weile dauern, bis sich an den Finanzmärkten eine klare Tendenz einstelle. Der eigentliche Effekt der Liquiditätsspritze der Euro-Notenbank werde sich ohnehin erst in einigen Wochen zeigen. Dann dürfte es mehr Klarheit geben, was die Banken mit dem frischen Geld anfangen. Sollten sie die reichlich vorhandene Liquidität den Unternehmen als Kredite zur Verfügung stellen und die Mittel auch in die Anleihenmärkte der Eurozone-Peripherie gelangen, sei das positiv zu werten. Sollten die Banken jedoch auf Nummer sicher gehen und das Geld bei der EZB "parken", sei das negativ.

Erste Kommentare von Beobachtern haben einen positiven Tenor. "Die reichliche Liquiditätsversorgung sollte dazu beitragen, eine Kreditklemme zu verhindern und einer erneuten Zuspitzung der Schuldenkrise entgegen wirken", meint Ralf Umlauf von der Helaba. "Beim EZB-Tender hat mit 800 Banken eine große Zahl von Instituten mit geboten. Das ist ein Hinweis darauf, dass diese Liquiditätsmaßnahme der EZB nicht länger mit einem Stigma behaftet zu sein scheint", argumentiert Annalisa Piazza vom Londoner Brokerhaus Newedge. An den europäischen Bondmärkten dürften ihrer Einschätzung nach nun die Risikoprämien zurückgehen.

Beobachter hatten ihre Prognosen für den Tender der EZB zuletzt nach oben geschraubt. Die meisten Auguren rechneten mit 400 bis 500 Milliarden Euro. Die Spanne der Schätzungen reicht jedoch von 250 bis 750 Milliarden Euro. Für einige Marktakteure gibt es also auch Enttäuschungspotenzial.

Europas Bankenaktien steigen im Schnitt um 1,2 Prozent und führen damit das Feld der Kursgewinner an. Commerzbank gewinnen 2,6 Prozent auf 1,91 Euro und Deutsche Bank 1 Prozent auf 35,45 Euro.

Nach Streikverbot steigen Lufthansa-Aktien

Das Verbot einer Ausweitung des Fluglotsenstreiks am Frankfurter Flughafen stützt nach Einschätzung von Händlern die Aktien der Lufthansa. Zudem hat die Lufthansa im Frachtgeschäft den Kerosinzuschlag erhöht. Lufthansa steigen um 1,6 Prozent auf 10,51 Euro. Das Arbeitsgericht Frankfurt ist mit dem Verbot am Dienstagabend einem Antrag des Flughafenbetreibers Fraport, der Lufthansa und der Deutschen Flugsicherung gefolgt. Dagegen hat die Gewerkschaft GdF wiederum Berufung eingelegt. Fraport-Aktien verlieren indes1 Prozent. Sie hatten jedoch unter dem Streik der Vorfeldarbeiter zuletzt nicht gelitten, sondern waren stattdessen sogar gestiegen.

Aktien von Hochtief fallen um 5,5 Prozent auf 52,16 Euro zurück. Deutschlands größter Baukonzern streicht angesichts eines dreistelligen Millionenverlusts für 2011 die Dividende. Im laufenden Jahr will Hochtief wieder schwarze Zahlen schreiben und die Aktionäre "angemessen" beteiligen. Auch die Papiere des Baudienstleisters Bilfinger Berger geben um 1 Prozent nach. Die Deutsche Bank hat die Anlageempfehlung für die Aktie auf "Halten" von "Kaufen" gesenkt.

RWE verteuern sich um 1,8 Prozent auf 34,25 Euro, nachdem der französische Broker Exane BNP die Aktie auf „Outperform" von „Neutral" hoch gestuft hat.

DJG/bek/kko

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