Alt 28.02.12, 00:17
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX erholt dank Griechen-Ja und US-Häusermarkt
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FRANKFURT (Dow Jones) - Kräftig erholt vom Tagestief ist der deutsche Aktienmarkt am Montag aus dem Handel gegangen. Gewinnmitnahmen am Morgen wurden am Nachmittag durch die Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Merkel zur Griechen-Hilfe und die schnelle Zustimmung des Bundestages wieder aufgeholt. Unter Druck standen jedoch weiter Auto-Titel und Aktien konjunkturempfindlicher Branchen. Dort drückte der hohe Ölpreis. Der DAX verlor nur 0,2 Prozent oder 15 auf 6.850 Punkte, lag im Tagesverlauf aber schon über 1,5 Prozent im Minus.

Gut aufgenommen wurde die Zustimmung des Bundestages mit einer breiten Mehrheit für die Griechenland-Hilfe über 130 Milliarden Euro. Im Parlament stimmten 496 Abgeordnete dem zweiten europäischen Hilfspaket für das von dem Bankrott bedrohte Land zu, wie Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse nach der Abstimmung bekannt gab. Mit Nein votierten 90 Parlamentarier, während sich 5 Abgeordnete ihrer Stimme enthielten.

Zudem entspannten Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel, die deutschen Einzahlungen in den Rettungschirm ESM zu beschleunigen. Das Geld soll nun in zwei statt wie bisher geplant fünf Tranchen überwiesen werden. "Die Bundesregierung ist bereit, den deutschen Kapitalanteil schneller in den ESM einzuzahlen als ursprünglich geplant," sagte Merkel. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass auch die anderen Mitgliedstaaten mitziehen.

Forderungen nach einer Aufstockung des ESM wies die Kanzlerin jedoch zurück und stellte sich damit gegen den Wunsch der Finanzminister und Zentralbankchefs der G-20. "Die Bundesregierung sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine Debatte über eine Erhöhung der Kapazitäten von EFSF und ESM", sagte Merkel. Die Refinanzierungsbedingungen für Italien und Spanien hätten sich dank der dortigen Reformanstrengungen "sichtlich verbessert". Auf dem G-20-Treffen in Mexiko war eine Aufstockung der Rettungsmittel gefordert worden. Im Gespräch ist eine Erhöhung des permanenten Euro-Rettungsfonds ESM von 500 Milliarden auf 750 Milliarden Euro.

Positiv auf den Markt wirkten auch bessere US-Daten zu den Ausstehenden Hausverkäufen (Pending Home Sales). Hier kehre langsam Zuversicht auf eine Bodenbildung am US-Hausmarkt ein. Sie werde durch laufend bessere Daten untermauert. Die Hausverkäufe sind im Januar auf Monatssicht mit 2,0 Prozent stärker als erwartet und auf das höchste Niveau seit 21 Monaten gestiegen. Zum Vorjahr legten sie um 8,0 Prozent zu.

Bank-Aktien konnten sich dank der Abstimmung von deutlich höheren Abschlägen erholen. Commerzbank schlossen 2,9 Prozent tiefer bei 1,88 Euro, Deutsche Bank schafften fast den Sprung ins Plus und gaben nur 0,1 Prozent auf 34,82 Euro nach. Allianz legten sogar um 0,3 Prozent zu auf 91,48 Euro.

Unter Druck standen jedoch konjunktursensible Branchen wie der Automobilbau. Daimler verloren 2,9 Prozent auf 46,08 Euro, BMW 1,8 Prozent und VW 0,7 Prozent. Die Bank J.P. Morgan hat den Automobilsektor auf "Neutral" von "Übergewichten" gesenkt und begründet dies mit dem stark gestiegenen Ölpreis. Dieser sei bereits jetzt eine große Gefahr und könne schnell noch bedrohlicher für die PS-Branche werden.

Zudem belasteten Nachrichten aus China: Dort sollen Beamte künftig nicht mehr in europäischen Karossen sondern in Fahrzeugen aus heimischer Produktion wie "Geely" chauffiert werden. Einer Studie der Bank Macquarie zufolge hat das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie eine Liste aller Autos veröffentlicht, die im laufenden Jahr von Chinas Behörden erworben werden dürfen: Bei allen 400 Modellen handele es sich um lokale Marken. Den derzeit noch von internationalen Unternehmen dominierten Markt der Behördenfahrzeuge schätzt Macquarie immerhin auf 5 Prozent aller verkauften Pkw ein.

Aktien der Lufthansa verloren 2,4 Prozent auf 10,17 Euro. Der neuerliche Streik am Frankfurter Flughafen sorgt erneut für Flugausfälle. Voraussichtlich 200 Flüge von 1.286 geplanten Verbindungen fallen aus, davon 140 Flüge der Lufthansa. Auch der hohe Ölpreis bremst die Luftfahrtindustrie.

Im TecDAX standen Singulus mit 6,1 Prozent Minus auf 2,70 Euro an der Spitze der Kursverlierer. Hier belastete eine Unternehmensanleihe, die bei DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer nicht gut ankam. Bereits in den vergangenen Jahren habe der Anlagebauer sein Kapital vergleichsweise stark erhöht und dies immer wieder mit der Ausweitung des Geschäfts begründet, sagte Schnitzer. Noch dazu sei das Volumen der Unternehmensanleihe mit 42 Prozent der Marktkapitalisierung ziemlich hoch, die Orderlage sei weiter schwach.

DJG/mod/raz

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