Alt 09.12.11, 17:32
Standard XETRA-SCHLUSS/Sehr fest - Bundesbank und US-Verbraucher treiben
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FRANKFURT (Dow Jones) - Gute Nachrichten von der Bundesbank haben die Märkte am Freitag mit kräftigen Gewinnen aus dem Handel gehen lassen. Die Enttäuschung über den EU-Gipfel wurde damit kompensiert. Der DAX sprang um 1,9% oder 112 auf 5.987 Punkte. Zwischenzeitlich konnte sogar die 6.000er-Marke kurz überwunden werden. Die Hoffnung, endlich den Widerstand Deutschlands beim Gelddrucken zu überwinden, wurde von den Märkten begrüßt. Banken gehörten zu den stärksten Gewinnern.

Die Kommentare des Handels zum EU-Gipfel fielen gemischt aus. Einige Stimmen sprachen von einer "Katastrophe", die nur die Uneinigkeit der EU demonstriert habe. Andere Händler und Analysten hoben zumindest den Minimalkonsens hervor. "Mehr war eben nicht zu erwarten", sagte ein Händler. Durchweg negativ wurde jedoch die bremsende Haltung Großbritanniens aufgenommen. Europa scheine kurz vor einer tiefgreifenden Spaltung zu stehen.

Für eine Kursrally sorgten dann vor allem die Aussagen der Bundesbank. "Damit fällt in Europa die letzte Bastion der Geldwert-Stabilität", sagte ein Händler. "Der Markt wertet es als Zeichen, auch die Deutschen werfen die Druckerpresse an". Die Bundesbank hatte sich am Mittag bereit erklärt, Kredite an den Internationalen Währungsfonds zu vergeben. Dies sei nur ein verschleierter Umweg für direkte Hilfen, da der IWF wiederum als Geldgeber der europäischen Schuldenstaaten auftrete, hieß es im Handel.

Für die Märkte seien dies "natürlich" gute Nachrichten, da die Liquiditätsversorgung der Banken damit gesichert sein könne. Das Kredit-Risiko, unter dem Europa immer gegenüber dem US-Dollar-Raum gelitten habe, könnte damit gemindert werden. Die Enttäuschung über die EZB-Aussagen vom Donnerstag würden damit zudem relativiert: EZB-Präsident Draghi hatte dort den Spekulationen, die EZB werde die Rolle als "Lender of last Resort" übernehmen, den Wind aus den Segeln genommen. Draghis klare Sprache und Haltung zu den Aufgaben der EZB wurden jedoch sehr positiv bewertet. "Draghi sagt klar, was Sache ist - das mögen die Märkte, auch wenn die Aussage ihnen nicht ganz so recht ist", so ein Händler.

Gute Konjunkturdaten taten ihr übriges für den Kursaufschwung: In China lag die Preissteigerung im November unter den Erwartungen. Dies könnte es der chinesischen Notenbank ermöglichen, die Geldpolitik weiter zu lockern. Auch der Index zur Verbraucherstimmung der Uni Michigan kam gut an. Er stieg im Dezember auf 67,7, obwohl nur 66,0 erwartet wurden. Vor allem die positive Einschätzung der aktuellen Lage der US-Konsumenten überraschte mit einen hohen Stand von 77,9.

Banken und Versicherer gehörten nach den Bundesbank-Aussagen zu den stärksten Gewinnern. Commerzbank legten 3,7% zu, Deutsche Bank 4,7%. Auch Allianz stiegen um 3,2%. Zudem hatte Goldman Sachs den europäischen Bank-Sektor auf "Neutral" nach zuvor "Underweight" erhöht. Gut weggesteckt wurde der Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA. Sie sieht einen zusätzlichen Kapitalbedarf von 5,3 Mrd EUR bei der Commerzbank und gut 3 Mrd EUR bei der Deutschen Bank. Letztere teilte jedoch mit, bereits zum Jahresende 2011 die verschärften Eigenkapitalanforderungen erreichen zu wollen.

Auch Konjunkturwerte profitierten von der Hoffnung, eine Lösung der Finanzkrise werde einen Einbruch der Realwirtschaft vermeiden. ThyssenKrupp legten 3,6%, Heidelcement 3,6% und Daimler 4,1% zu.

Siemens gewannen nur 1,5% auf 74,75 EUR, nachdem die Analysten von J.P Morgan die Aktien auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt hatten. Nach Gewinnwarnungen von Texas Instruments und Altera und einem gesenkten Branchenausblick verloren Infineon gegen den Markttrend 1,7% auf 5,87 EUR.

Positiv für Deutsche Telekom werteten Händler die Meldung, das US-Justizministerium wolle nicht mehr gerichtlich gegen eine Übernahme von T-Mobile USA durch AT&T vorgehen. "Das erhöht zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal doch noch klappt", so ein Händler. Telekom stiegen um 2,3% auf 9,28 EUR.

Bayer stiegen um 2% zu auf 47,37 EUR. Hier machte sich Erleichterung breit über das Urteil eines Beratergremiums der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Anti-Baby-Pille "YAZ"/"Yasmin". Die Behörde forderte nur eine deutlichere Kennzeichnung der Risiken vor Nebenwirkungen. Das Gremium sei zu dem Schluss gekommen, dass insgesamt die Nutzen des Wirkstoffs die Risiken überwiegen.

DJG/mod/raz

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