Alt 08.12.11, 17:45
Standard XETRA-SCHLUSS/Schwach - EZB sorgt vor EU-Gipfel für Ernüchterung
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Hoffnung auf einen großen Wurf auf dem EU-Gipfel gehört der Vergangenheit an. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Hoffnungen auf eine stärkere Beteiligung an der Bewältigung der Euro-Staatsschuldenkrise eine Absage erteilt. EZB-Präsident Mario Draghi stellte klar, dass die EZB nicht bereit ist, ihre Staatsanleihekäufe nennenswert zu erhöhen. Auf die Frage, ob die EZB zu Gegenleistungen für einen angestrebten "Fiskalpakt" der Eurozone-Staaten bereit sei, antwortete Draghi: "Die Antwort ist Nein." Der DAX brach daraufhin intraday rund 3% ein und beendete den Handelstag mit einem Abschlag von 2,0% oder 121 Punkten bei 5.874,44.

Die Reaktionen von Bankvolkswirten auf die Absage fielen je nach Grundüberzeugung recht unterschiedlich aus. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, kritisierte: "Die EZB weigert sich, die Wurzel der Euro-Krise, den weltweiten Zusammenbruch des Vertrauens in die Fähigkeit der Eurozone, ihre Existenz zu sichern, anzugehen. Das verheißt nichts Gutes für die anderen in den nächsten Tagen anstehenden Eurozone-Entscheidungen." Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, reagierte dagegen gelassen: "Es war gar nicht zu erwarten, dass sich die EZB in dieser Hinsicht aus dem Fenster lehnen würde".

Schon am Vortag platzte die Hoffnung, dass die europäischen Politiker auf dem Gipfel in Brüssel dem Ende der Staatssschuldenkrise einen großen Schritt entgegengehen. Berlin hatte der Hoffnung, dass ESM und EFSF eine gewisse Zeit parallel bestehen werden, eine Absage erteilt. Auch eine Banklizenz für den ESM ist für Berlin keine gangbare Option. Da die Europäische Zentralbank am Mittag die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf nun 1% gesenkt hat und zwei Tender mit einer Laufzeit von 36 Monaten ankündigte, schwimmen die Banken in billigem Geld. Das Ende der Staatsschuldenkrise ist zunächst in weitere Ferne gerückt.

Und damit war der Tag noch nicht zu Ende. Am Abend veröffentlicht die Europäische Bankenkommission den Kapitalbedarf der europäischen Banken. Bekannt ist bisher, dass die deutschen Banken einen Kapitalbedarf von insgesamt 13,1 Mrd EUR haben. "Der Betrag liegt deutlich oberhalb der Erwartung von 10 Mrd EUR", so ein Händler. Im Handel werde nun davon ausgegangen, dass damit der Kapitalbedarf der Commerzbank oberhalb der Erwartung von 5 Mrd EUR ausfallen wird. Die Aktie wurde daraufhin verkauft und schloss mit einem Abschlag von 9,5% bei 1,28 EUR als Tagesverlierer. Die Deutsche Bank kam ebenfalls unter Druck und gab 4,3% auf 28,25 EUR ab.

Klar zu erkennen ist ein Favoritenwechsel aus den zyklischen in eher defensive Unternehmen. Die Staatsschuldenkrise dürfte, nach den Geschehnissen am Berichtstag, länger andauern als bisher erwartet. Die Europäische Zentralbank hatte am Mittag die Wachstumsprognosen für die Eurozone gesenkt und erwartet nun ein "Wachstum" im Bereich zwischen minus 0,4% und 1%.

"Je länger die Eurokrise anhält, desto stärker wird die Konjunktur abgewürgt", so ein Händler. Und um so schwerer dürfte es werden, aus dem Tal einer möglichen Rezession herauszukommen. Während die Automobilwerte wie auch Thyssen und Lufthansa abverkauft wurden, konnten Fresenius Medical Care und Merck sogar mit einem Plus aus dem Handel gehen.

DJG/thl/raz

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