Alt 07.12.11, 17:40
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX erleidet vor Gipfel leichten Schwächeanfall
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch zeitweise unter Druck geraten, hat sich dann aber noch halbwegs aus der Affäre gezogen. Nach anfänglichen Gewinnen sorgten zurückhaltende Aussagen aus der Politik zur möglichen Lösung der EU-Schuldenkrise für einen Rückschlag. Erst als die US-Börsen sich im frühen Geschäft von anfänglichen Verlusten wieder erholten, konnte sich auch der DAX aufraffen. Er verlor schließlich noch 0,6% oder 34 auf 5.995 Punkte. Das Tageshoch hatte bei 6.137, das Tagestief bei 5.920 Punkten gelegen. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 126,2 (Vortag: 156,1) Mio Aktien im Wert von rund 3,24 (Vortag: 3,74) Mrd EUR.

Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy bekräftigten am Mittwoch nochmals ihre Absicht, den dauerhaften Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) bereits 2012 und nicht erst 2013 zu etablieren, um künftige Bedrohungen für die Stabilität der Eurozone besser abzuwehren. Mit Blick auf eine Einigung bei dem Treffen sei er "pessimistischer als letzte Woche", sagte ein Regierungsoffizieller. Einer Bankenlizenz für den ESM wurde eine Abfuhr erteilt.

Am Morgen hatte der Markt noch von Berichten profitiert, dass EU-Ratspräsident van Rompuy die Ausstattung des ESM mit einer Banklizenz vorschlagen wolle. Dadurch hätte sich der Fonds theoretisch wie eine normale Bank Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen können. Doch mit den Aussagen am Mittwoch seien die Hoffnungen auf den "großen Wurf" zur Lösung der Staatsschuldenkrise beim EU-Gipfel geschrumpft, meinte ein Händler.

Auch konjunkturell bleibt die Lage angespannt. Daten zur Industrieproduktion in Großbritannien und Italien deuteten auf eine Rezession hin. Dagegen fielen die entsprechenden deutschen Zahlen recht gut aus, konnten aber nicht über den herrschenden Abwärtstrend hinwegtäuschen. "Die Produktionssteigerung im Oktober ändert nichts an der Tatsache, dass sich die deutsche Industrie seit ihrem Hoch im Sommer in einem Abwärtstrend befindet", erklärte Volkswirt Heinrich Bayer von der Postbank. So zeichne sich bereits ab, dass die Industrieproduktion im laufenden Quartal hinter dem Ergebnis des Vorquartals zurückbleiben werde.

Großer Verlierer war die Aktie der Deutschen Börse, die um 5,5% auf 42,29 EUR nachgab. Ein Analyst führte die Abgaben auf Spekulationen zurück, dass Deutsche Börse/NYSE möglicherweise einen Teil des Derivate-Geschäfts verkaufen müssen, um die Zustimmung für den geplanten Zusammenschluss seitens der EU zu erhalten. Sollten davon Zinsderivate betroffen sein, wäre dies negativ. Denn diese gehörten zum Kern des Derivategeschäfts und hier böten sich mit die größten Synergieeffekte.

Schwächer tendierte nach der Gewinnwarnung am Vortag die Aktie des Einzelhändlers Metro. Herunterstufungen und Kurszielsenkungen großer Häuser ließen sie um 2,7% auf 31 EUR fallen. Lufthansa gaben um 3,9% auf 9,12 EUR nach. Der Branchenverband IATA erwartet bei europäischen Fluglinien 2012 einen Verlust von 600 Mio EUR.

ProSiebenSat1 und Sky Deutschland standen ebenfalls unter Druck. "Die Wirtschaftsdaten der meisten europäischen Länder deuten auf eine mehr oder weniger starke Abschwächung hin, die sich natürlich auch in den Werbeausgaben widerspiegeln wird", meinte ein Händler. Bei Sky komme noch hinzu, dass der Deutschland-Chef von Yahoo! im Gespräch mit der "Wirtschaftswoche" Interesse an den Internet-Senderechten für die Bundesliga bekundet habe, um ein kostenloses Angebot für die Nutzer anzubieten. Dies sei natürlich eine gefährlich Entwicklung für den Bezahlender, hieß es. ProSiebenSat1 fielen um 3% auf 14,06 EUR und Sky um 6,8% auf 1,58 EUR.

News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, ist an Sky Deutschland derzeit mit 49,9% beteiligt.

DJG/mif/raz

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