FRANKFURT (Dow Jones) - Die Politiker scheinen momentan die richtigen Weichen für Europa zu stellen. Investoren, die die Schulden einiger Euro-Staaten zuletzt nur mit großen Risikoaufschlägen finanzieren wollten, kehren nun vermehrt zurück. Dies zeigen die Anleihen aus Italien, nachdem die dortige Regierung am Wochenende bereits ein Sparpaket verabschiedet hatte. Während die Renditen für italienische Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren Anfang des Monats noch über 7% lagen, fielen sie zum Wochenstart unter die Marke von 6% zurück. Davon profitierten auch die europäischen Aktienmärkte, der DAX schloss mit einem Plus von 0,4% oder 25 Punkten bei 6.106,09.

Die Marschrichtung für den EU-Gipfel am Freitag haben Frankreichs Staatspräsident Nikolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits vorgezeichnet. Frankreich und Deutschland wollen die finanzpolitische Integration in der gesamten EU vorantreiben und den endgültigen Europäischen Rettungsmechanismus ESM auf 2012 vorziehen. Bei Verstößen gegen Defizitregeln müsse es künftig automatische Sanktionen geben, die nur mit einer qualifizierten Mehrheit im Rat zu verhindern seien. Die dafür erforderlichen Vertragsänderungen sollten wenn möglich für alle 27 EU-Länder durchgeführt werden, notfalls sei aber auch eine Änderung nur für die 17 Euro-Staaten möglich.

"Die Richtung stimmt", heißt es von einem Marktteilnehmer zur aktuellen Nachrichtenlage bei der Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise. Alleine die Europäische Zentralbank fehle noch als möglicher Käufer von europäischen Staatsanleihen in der Not. Mit den Plänen in Richtung einer europäischen Fiskalunion liefere die Politik allerdings eine gute Vorlage, dass die Europäische Zentralbank möglicherweise bis zur vorgezogenen Einrichtung des ESM als Käufer am Markt für Staatsanleihen eintritt. Damit dürften die zuletzt gesehenen Rendite-Spikes nach oben der Vergangenheit angehören.

Im Fokus stand einmal mehr die Aktie der Commerzbank, die mit einem Abschlag von 4,1% auf 1,44 EUR den Tagesverlierer stellte. Die Commerzbank will mit dem Rückkauf eigener Hybridanleihen ihr hartes Kernkapital stärken. Deutschlands zweitgrößte Bank könnte mit diesem Schritt ihre milliardenschwere Kapitallücke um immerhin rund 600 Mio EUR stopfen. Weitere, einschneidende Maßnahmen werden aber notwendig sein. Der "Spiegel" hatte geschrieben, dass in Berlin für den Notfall über eine Verstaatlichung der Commerzbank nachgedacht werde, sollte die Bank nicht die erforderliche Eigenkapitalausstattung aus eigener Kraft stemmen.

Einen angekündigten Zukauf von SAP befanden nicht alle Marktteilnehmer als "Schnäppchen", die Aktie verlor 2,5% auf 43,61 EUR. Das Unternehmen will den Cloud-Computing-Spezialisten SuccessFactors für stolze 3,4 Mrd USD kaufen. Nach Einschätzung der Analysten der DZ Bank kommt die geplante Übernahme nicht überraschend, da Konkurrent Oracle vor einigen Wochen mit RightNow Technologies ebenfalls einen Cloud-Computung-Spezialisten gekauft hat. SAP zahle zwar einen hohen Preis, doch handele es sich bei SuccessFactors um eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen.

Nach dem deutlichen Kursabschlag am Freitag stellten ThyssenKrupp mit einem Plus von 3% auf 18,33 EUR den Tagesgewinner. Grundlage waren Analystenkommentare, die als Ziel für die Aktie Kurse zwischen 27 und 29 EUR sehen.

Mercedes-Benz hat im November den nächsten Verkaufsrekord aufgestellt. Mit 122.325 Autos setzten die Stuttgarter insgesamt knapp 9% mehr ab als noch im Vorjahr. "Schon jetzt steht fest, dass wir unser Ziel erreichen werden, im Gesamtjahr mehr Fahrzeuge zu verkaufen als jemals zuvor", sagte Vertriebschef Joachim Schmidt. Die Aktie von Daimler schloss daraufhin 2,5% fester bei 34,76 EUR.

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December 05, 2011 12:07 ET (17:07 GMT)

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