FRANKFURT (Dow Jones) - Erneut mit steigenden Kursen hat sich Deutschlands Aktienmarkt am Freitag aus einer erfolgreichen Handelswoche verabschiedet. Die Hoffnung auf konkrete Ergebnisse auf dem kommenden EU-Gipfel ließ vor allem Finanzwerte nach oben schießen. Abgaben am Abend führten Händler lediglich auf Positionsanpassungen und Gewinnmitnahmen zurück. Der DAX stieg um 0,7% oder 45 auf 6.081 Punkte. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 204,9 (Vortag: 153,0) Mio Aktien im Wert von rund 3,67 (Vortag: 3,40) Mrd EUR.

Für etwas Ernüchterung sorgten die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten für November. Sie legten um 120.000 neue Stellen zu, die Oktober-Daten wurden um 20.000 nach oben revidiert. Die Prognose lag bei 125.000. "Damit wurde die Prognose zwar überboten, aber den sensationell besseren ADP-Daten am Mittwoch hatte der Markt sich mehr erhofft", sagte ein Händler. Per Saldo seien nun 140.000 Stellen mehr geschaffen worden, der Markt habe auf "mehr als 150.000" gesetzt.

Die Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel am Vormittag wurde als Auftakt zum Treffen mit Frankreichs Staatspräsident Sarkozy am Montag gesehen. Beide dürften auf dem EU-Gipfel am 9.Dezember auf Vertragsänderungen drängen. Euro-Bonds erteilte Merkel eine klare Absage.

Kräftig erholt zeigten sich Banken- und Versicherungswerte. Hier stützte die Entspannung an den Anleihemärkten der Peripherie genauso wie die Hoffnung auf ein verstärktes Engagement der EZB. Daneben half ein Bericht des "Handelsblatts", wonach die europäische Bankaufsicht EBA die nächsten Banken-Stresstests nicht verschärfen werde. Commerzbank sprangen um 10,6% auf 1,49 EUR, Deutsche Bank 5,1% auf 30,08 EUR und Allianz um 3,2% auf 78,72 EUR.

Auto-Aktien waren ebenfalls gesucht nach guten Absatzzahlen aus den USA und Deutschland. VW, die Fiat-Tochter Chrysler und Mercedes legten mit Zuwächsen von gut 40% bis gut 55% überdurchschnittlich stark zu. BMW hat den Absatz vergleichsweise moderat um 15% gesteigert. Mut machen auch die VDA-Aussagen: der deutsche Branchen-Verband hält stabile Absätze für möglich, falls das Vertrauen an den Märkten zurückkehre. BMW stiegen 0,8% auf 55,61 EUR, Daimler 1,7% auf 33,93 EUR und VW 1,5% auf 128,55 EUR.

Den auffallend hohen Kursverlust in Telekom erklärten Händler mit dem Verkauf von Frequenzen unter den US-Konkurrenten von T-Mobile USA. Das Joint Venture aus Comcast, Time Warner und BHN verkauft seine eigenen Frequenzen an Verizon Wireless. Diese könnten dadurch zu einem stärkeren Konkurrenten für T-Mobile USA werden, da über die Frequenzen nahezu alle US-Bürger erreicht werden. Dies würde den Wert von T-Mobile USA senken, befürchteten Händler. Telekom fielen um 3,1% auf 9,25 EUR.

Gegen den Trend brachen ThyssenKrupp 6,4% auf 17,79 EUR ein. Der Stahlkocher musste Milliarden auf seine Tochter in Brasilien abschreiben. "Vor allem das Amerika-Geschäft scheint sich als Fass ohne Boden zu entpuppen", sagte ein Händler. Dazu passe die sehr schnelle Trennung vom Amerika-Chef, der bereits Ende des Jahres Thyssen verlassen soll. Die Verschiebung des erhofften IPOs der Edelstahlsparte Inoxum bis Ende 2012 belaste ebenfalls.

Im MDAX sprangen Celesio um 5,4% auf 12,10 EUR. Hier hatten Morgan Stanley die Aktie auf "Equalweight" nach "Underweight" erhöht. Vossloh litten nicht unter einem zurückhaltenden Ausblick und legten 2,3% auf 77,09 EUR zu. Gut aufgenommen wurde, dass die Dividende trotz eines Gewinnrückgangs beibehalten werde und der Auftragseingang steige.

DJG/mod/raz

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